IM GESPRÄCH: DAVID CLOTT, WESTWOOD/AVIVA INVESTORS

"Günstiges Umfeld für Wandler"

Fondsmanager: Deutlich niedrigeres Risiko als Aktien - 2018 bestes Primärmarktjahr seit 2007

"Günstiges Umfeld für Wandler"

Wandelanleihen profitieren derzeit vom Anstieg der Volatilität sowie von einer niedrigen Duration auf der Anleihenseite, erklärt Fondsmanager David Clott. Vorteilhaft für Investoren sei das asymmetrische Risikoprofil der Assetklasse. 2018 habe sich der Primärmarkt sehr positiv entwickelt.Von Werner Rüppel, FrankfurtDie US-Notenbank Fed erhöht stetig die Zinsen, der Börsenzyklus scheint sich seinem Ende zu nähern, die Volatilität ist deutlich angestiegen, und die Aktienmärkte haben zuletzt merklich korrigiert. Doch welche Alternativen zu Dividendentiteln bieten sich Anlegern in dieser schwierigen Gemengelage? “Durch den Anstieg der Volatilität liegt für Wandler ein günstiges Umfeld vor”, erläutert David Clott, der bei Westwood das Wandelanleihenteam leitet, das zwei Convertible-Fonds des britischen Vermögensverwalters Aviva Investors steuert. “In Phasen steigender Zinsen entwickeln sich Wandelanleihen in der Regel positiv”, sagt Clott im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. “Denn durch die niedrige Duration von Wandelanleihen ist der Einfluss von Zinserhöhungen auf die Assetklasse gering.”Dafür profitierten Wandelanleihen von steigenden Volatilitäten und der Aktienkomponente. Vorteilhaft sei das asymmetrische Risikoprofil von Convertibles, so Clott. Denn Wandelanleihen wiesen nur etwa zwei Drittel des Risikos von Aktienanlagen auf. Dies sei sowohl in einer niedrigeren Volatilität als auch in einem im Vergleich zu Aktien deutlich geringeren maximalen Verlust sichtbar. Sehr niedrige DurationFür Aviva betreuen Clott und sein Team einen Convertible-long-only-Fonds sowie ein Absolute-Return-Produkt auf Basis von Wandelanleihen. “Am Primärmarkt ist 2018 das beste Jahr seit 2007”, erläutert Clott. Das gelte vor allem für die USA, aber auch für Europa und Asien. Immer mehr Unternehmen nutzten die Möglichkeit, sich über Wandler relativ günstig zu finanzieren. Das breitere Angebot sei für Fondsmanager natürlich günstig, eröffne es doch in dem fragmentierten Markt mehr Investitionsmöglichkeiten. Wobei Clott sowohl am Primär- als auch am Sekundärmarkt aktiv ist. Die Liquidität am Sekundärmarkt sei bei vielen Emissionen gut und der Einstieg insofern kein Problem.Im Aviva Investors Global Convertible Fund, dem Long-only-Produkt, hält Clott auf Basis einer Bottom-up-Analyse breit gestreut Wandelanleihen von 68 Unternehmen. “Mit rund 1,6 Jahren haben wir eine niedrige Duration”, erläutert Clott. Das Risiko des Portfolios hat er zuletzt ein wenig reduziert, das Delta gegenüber dem Aktienmarkt ist dadurch von 58 % auf 52 % gesunken. Positiv für die Wandler sei der Anstieg der Volatilität. Diese dürfte seiner Meinung nach, wie zum Ende eines Zyklus typisch, hoch bleiben. Gewicht von Tesla erhöhtBesonders überzeugt ist Clott von Wandelanleihen auf Tesla, die ja auch gerade gute Zahlen präsentiert hätten. Deren Gewicht im Portfolio hat er in dem Long-only-Fonds von 2 % im September auf inzwischen 4 % erhöht. Bei Tesla gebe es zwei Emissionen mit unterschiedlichen Laufzeiten. Schwankungen im Sentiment gegenüber Tesla, die bei dieser Aktie häufig vorkämen, nutzen Clott und sein Team für Trades. Wenn das Sentiment schlecht sei, werde eher in die langlaufende Emission getauscht, bei gutem Sentiment eher in die kurzlaufende. Jedenfalls würden die starken Schwankungen bei Tesla zahlreiche Investmentgelegenheiten schaffen. In Wandelanleihen auf Steinhoff, die im vergangenen Jahr den Fonds belastet hatten, hält Clott hingegen keine Anteile mehr. Steinhoff sei inzwischen kein Thema mehr. Japan übergewichtetClott hält Positionen sowohl in den USA, dem größten Markt für Wandler, als auch in Europa und Asien. In allen Regionen sucht er nach Titeln, die “good value” bieten. Der US-Markt sei teilweise übergewichtet. “Im Vergleich zur Benchmark haben wir Japan übergewichtet”, so Clott. Auch Branchenebene favorisiert er insbesondere den Sektor Healthcare, wobei er auch in Fresenius investiert ist, aber nicht in Bayer. Auch bei Halbleitern ergäben sich interessante Gelegenheiten. Hingegen hat er die Sektoren Telekom und Immobilien deutlich untergewichtet.Ein Vorteil der Assetklasse ist laut Clott nicht zuletzt ihre geringe Korrelation zu anderen Assetklassen. Insofern seien Wandelanleihen insgesamt gut geeignet, Risiken zu begrenzen. Kaum jemandem sei auch das langfristige positive Abschneiden der Wandler bekannt. So hätten Wandelanleihen sowohl auf Sicht von zehn Jahren als auch von 20 Jahren besser abgeschnitten als Aktien und festverzinsliche Wertpapiere. Während ein Portfolio aus 60 % Aktien und 40 % Anleihen in den vergangenen 20 Jahren (per 30. September) einen Wertzuwachs von 184 % erzielte, kommen Wandler laut Clott auf ein Plus von 297 %.