Skandinavien

Gute Aussichten für skandinavische Indizes

Das vergangene Jahr war an den europäischen Aktienmärkten durch die Coronakrise geprägt. Dabei waren ausgewählte skandinavische Aktienindizes die technischen Gewinner. Besonders der dänische OMXC20 (im Jahr 2020: +29%) war mit einer ausgeprägten...

Gute Aussichten für skandinavische Indizes

Von Petra von Kerssenbrock*)

Das vergangene Jahr war an den europäischen Aktienmärkten durch die Coronakrise geprägt. Dabei waren ausgewählte skandinavische Aktienindizes die technischen Gewinner. Besonders der dänische OMXC20 (im Jahr 2020: +29%) war mit einer ausgeprägten relativen Stärke im europäischen Vergleich ausgestattet. Aber auch der schwedische OMX30 (+8,8%) und der finnische HEX25 (+8,6%) haben sich gut geschlagen. Der Öl- und Gas-lastige norwegische OBX hingegen konnte sich dieser positiven Tendenz in 2020 (mit +1,8%) nicht anschließen. Mit Blick auf 2021 bleibt die technische Gesamtlage der Aktienindizes in Skandinavien freundlich. Es deutet sich aber ein Favoritenwechsel an. Aufgrund der überkauften Lage im OMXC20 sollte hier ein deutlicher Slowdown und ein Auslaufen der relativen Stärke einkalkuliert werden. Beim OBX, der gut in das Jahr 2021 gestartet ist, löst sich die relative Schwäche langsam auf. Mit Blick auf technische Neuengagements bieten sich aktuell sowohl der HEX25 als auch der schwedische OMX an.

„V“-Recovery

Beim OMX Copenhagen 20 (OMXC20) startete der aktuelle Haussezyklus im März 2009 bei ca. 210,0. Innerhalb davon ergab sich ab September 2011 ausgehend von 329,0 ein Hausse-Trend, der den Index Anfang 2013 in die technische Neubewertung führte. Ende 2015 erreichte der OMXC20 Kurse um 1045, und dann legte die Neubewertung eine Pause (in Form eines Aufwärtsdreiecks unterhalb von 1045) ein. Anfang November 2019 war der OMXC20 mit einem Investment-Kaufsignal angesprungen, das den Index im Februar 2020 auf 1280 führte. Nachdem die Corona-Baisse den Index zurück auf den Aufwärtstrend des Aufwärtsdreiecks gedrückt hatte, schlug er direkt in ein „V“-Recovery nach oben um. Ab Juni 2020 ließ das Aufwärtsmomentum nach und es bildete sich ein neuer, moderaterer Aufwärtstrend (Trendlinie zurzeit um 1440) heraus, der den Index Ende 2020 auf neue All-Time Highs um 1499 führte. Unterhalb der Resistance-Zone 1499 bis 1500 steckte er zum Abbau der mittel- und langfristigen überkauften technischen Lage in einer nach oben trendbestätigenden Konsolidierung, wobei seine technische Führungsrolle unter den skandinavischen Indizes verloren ging. Aktuell arbeitet der Index an einem neuen Kaufsignal und der Fortsetzung der Hausse, was ein technisches Kurspotenzial bis in den Bereich um 1650 eröffnen sollte.

Der OMX startete seine intakte langfristige Aufwärtsbewegung im Dezember 2002 bei 414. Im ersten Quartal 2015 überwand der Index seine alten All-Time Highs um 1550 und etablierte anschließend im Bereich um 1700 eine neue Resistance-Zone, die viele Jahre Bestand hatte. Unterhalb der gestaffelten Resistance (1685 bis 1720) bildete sich ein knapp fünfjähriges Aufwärtsdreieck heraus, aus dem der Index im Oktober 2019 mit einem Investment-Kaufsignal nach oben ansprang. Im Februar 2020 erreichte der OMX um 1906 neue Tops, ehe die Corona-Baisse den Index kurzfristig unter den Aufwärtstrend des langfristigen Dreiecks bis auf 1260 (Sell-off) drückte. Mit dem „V-“Recovery stieg der OMX mit einer Reihe von Kaufsignalen zunächst zurück über die gestaffelte Resistance (1682 bis 1720) und Ende 2020 an die Resistance-Zone im Bereich der Februar-2020-Tops um 1900. Anfang 2021 setzt sich die Rally in dem Aufwärtstrend, der sich seit März 2020 etabliert hat (Trendlinie zurzeit bei 1950), mit einem hohen Aufwärtsmomentum fort. Dies signalisiert eine relative Stärke sowohl gegenüber den übrigen europäischen Aktienindizes als auch in Skandinavien. Hierbei deutet sich als mittelfristiges technisches Ziel für den OMX eine Kursetablierung oberhalb von 2200 an.

Der OBX (Oslo Børs Index) weist aufgrund seiner Indexzusammensetzung (hohe Rohstofflastigkeit) im skandinavischen Vergleich ein technisches Eigenleben auf. Der Index startete 2003 bei 83 seine langfristige Hausse-Bewegung. Ab 2010 (Start um 300) ergab sich ein Hausse-Trend, der den Index im September 2018 auf die damaligen All-Time Highs um 882 (Resistance) führte. Anschließend durchlief der OBX eine Konsolidierung in Form eines moderaten Dreiecks. Im Rahmen der Corona-Baisse und angesichts des zeitweiligen Rutsches der (US-)Öl-Futures in negatives Territorium fiel der OBX mit einem Verkaufssignal aus diesem Dreieck bis auf Kurse um 552. Auch dieser Index schlug in ein „V“-Recovery nach oben um. Im Umfeld der 200-Tage-Linie steckte er ab Juni 2020 in einer knapp fünfmonatigen trendbestätigenden Konsolidierung. Der Aufwärtsschub ab Anfang November 2020 führte den Index von 700 auf neue All-Time Highs um 899 (Januar 2021) und damit aus dem moderaten Abwärtstrend seit September 2018 und in die Resistance-Zone an den alten All-Time Highs (880 bis 900).

Dadurch hat sich das technische Gesamtbild deutlich verbessert und die relative Schwäche im Indexvergleich löst sich langsam auf. Nach einem Kursanstieg von ca. 29% (seit Ende Oktober/Anfang November 2020) steckt der OBX derzeit zum Abbau der kurzfristig überkauften Lage unterhalb der Resistance-Zone an den All-Time Highs in einer nach oben trendbestätigenden Konsolidierung. Im weiteren Jahresverlauf sollte sich der Index mit einem neuen (Investment-)Kaufsignal in Richtung 1000 auf den Weg machen.

*) Petra von Kerssenbrock ist bei der Commerzbank im Bereich Technische Analyse & Index Research tätig.

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