Gute Perspektiven für Telekom-Bonds

BayernLB sieht gute Chancen für anhaltende Outperformance - Ausweitung der EZB-Käufe erwartet

Gute Perspektiven für Telekom-Bonds

Anleger haben mit Telekombonds in diesem Jahr gutes Geld verdienen können. Die Chancen stehen gut, dass sich die positive Performance in den kommenden Wochen und Monaten fortsetzt. Investoren positionieren sich hier nicht zuletzt auch deshalb, weil erwartet wird, dass auch die Europäische Zentralbank (EZB) bei Corporate Bonds zugreifen wird. Das sollte dem Segment nochmals einen Schub geben.Von Kai Johannsen, FrankfurtFür Anleiheinvestoren bietet der europäische Telekommunikationssektor interessante Perspektiven. In den zurückliegenden Wochen und Monaten haben die Bonds der großen Namen der Branche zwar schon eine sehr ansprechende Performance gezeigt, d. h., die Renditen sind zum Teil sehr deutlich gesunken, die Spreads haben sich eingeengt. Die Credit-Analysten der BayernLB sehen aber weiterhin gute Chancen für die Bonds diverser Emittenten. Die Branche wird von ihnen als interessant eingestuft. Gesicherte Ertragslage”Den Telekomsektor haben wir bereits im Mai dieses Jahres in unserer strategischen Asset Allokation auf Outperform gesetzt. In den vergangenen Quartalen haben fast alle Unternehmen aus dem Sektor in Europa die Konsensschätzungen übertroffen”, sagt Amir Darabi, Senior Credit Analyst bei der BayernLB. Die Konsolidierung in einigen Märkten wie etwa Deutschland nehme den Druck aus dem Preiswettbewerb, und die kontinuierlich zunehmende Nachfrage nach Datenvolumen sichere die Ertragslage der Netzanbieter, so Darabis Einschätzung.Bei der geraume Zeit zu beobachtenden Abwärtsspirale der Tarife (Telefonie und Internet) sieht Darabi langsam eine Bodenbildung. “Die Mobile Virtual Network Operators – kurz MVNO – drücken die Zahlen zwar immer noch nach unten, insgesamt zeichnet sich hier aber ein Ende der Abwärtsbewegung ab”, so Darabi. Der Kundenschwund bei den großen Namen der Branche habe abgenommen. Einen Grund dafür sieht er darin, dass die mobile Kommunikation der heutigen Gesellschaft zu einem Grundbedürfnis geworden ist. “Wer immer mehr Zeit mit dem Smartphone verbringt, verlangt eine entsprechende Qualität mit Blick auf das Netz bzw. dessen Stabilität. Immer mehr Kunden sind deshalb auch bereit, dafür mehr zu bezahlen”, sagt Darabi. Im Schnitt 75 MinutenLaut Apple verbringen iPhone-Nutzer im Durchschnitt täglich 75 Minuten unmittelbar mit dem Smartphone. Hinzu kommen die immer größeren Smartphone-Applikationen sowie die Video- und Musik-Streaming-Angebote, die den Bedarf an Datenvolumen immer weiter steigen lassen. “Wenn ein Smartphone-Nutzer heute einen Datenverbrauch von 500 MB im Monat hat, wird er in einem Jahr vermutlich 600 MB oder 700 MB verbrauchen, was er bei seinen entsprechenden Verträgen berücksichtigen muss”, so Darabi. Heute würden sehr viele Smartphone-Nutzer bei der Deutschen Telekom ihre Highspeed-Datenvolumengrenze erreichen und müssten gedrosselt werden. Die Zahl der Kunden, die dann eine Speed-on-Option bei der Deutschen Telekom buchen, sei im dritten Quartal um 134 % gegenüber dem Vorjahresquartal gestiegen.Darabi erwartet auch im kommenden Jahr ein starkes Momentum in dem Sektor. “Wir gehen davon aus, dass die starken und nachhaltigen Cash-flows die Bond-Performance in dem Sektor unterstützen werden”, prognostiziert Darabi. Er sieht ein stabiles Geschäftsumfeld für die Telekomadressen.Hinzu komme aber noch ein weiterer Aspekt, der eher technischer Natur ist. Analysten gehen davon aus, dass die EZB die Kaufprogramme für Bonds – bislang werden Covered Bonds und seit vorigen Freitag auch Asset Backed Securities (ABS) gekauft – ausweiten wird. Es wird am Markt erwartet, dass die Währungshüter im kommenden Jahr auch bei den Unternehmensanleihen zugreifen werden, um noch mehr Liquidität in das System zu pumpen. Damit will sich die EZB gegen die Disinflation in der Eurozone und gegen die damit einhergehenden Deflationsgefahren stemmen und letztlich die Konjunktur stimulieren. Zunächst Investment-GradeExperten gehen davon aus, dass die EZB im ersten Schritt bei den Investment-Grade-Namen investieren wird. Allein die Ankündigung eines derartigen Kaufprogramms für Corporate Bonds – das war auch schon bei früheren Programmen und zuletzt bei dem aktuellen Covered-Bond-Kaufprogramm zu sehen – dürfte für deutliche Spread-Einengungen der Unternehmensanleihen sorgen. Die positive Performance wird sich nach Einschätzung von Analysten dann fortsetzen – wenn auch mit geringerer Dynamik -, wenn die EZB letzten Endes mit den effektiven Käufen beginnt. Es wird allgemein davon ausgegangen, dass wenn die EZB zugreift, dies zuerst bei den großen Namen der Fall geschehen wird. Davon sollten dann auch Papiere der Deutschen Telekom, von Telefónica oder der TeliaSonera profitieren. Diese Namen befinden sich allesamt in der Investment-Grade-Liga. TeliaSonera hat mit einem A-Rating gegenwärtig die beste Bonität der von der BayernLB empfohlenen Unternehmen. High-Yielder erst viel späterEZB-Käufe von High-Yieldern erwarten Experten zwar erst zu einem sehr viel späteren Zeitpunkt und eben nicht unmittelbar. Die EZB sehe sich sonst der Gefahr ausgesetzt, sofort als Bad Bank der Eurozone betitelt zu werden. Die positive Stimmung des Investment-Grade-Bereichs sollte aber auch auf die High-Yielder abfärben. “Angesichts der Perspektive auf eine Ausweitung der EZB-Kaufprogramme auf Unternehmensanleihen bestehen gute Chancen auf eine anhaltende Outperformance der Bonds des Telekomsektors”, so die Einschätzung von Darabi. In den kürzeren Laufzeiten bevorzugt er die Emittenten aus den schwächeren Ratingklassen wie die Telecom Italia, die im Sub-Investment-Grade-Bereich liegt, hier mit “BB+” (S & P) aber im oberen Bereich der spekulativeren Adressen. Zu seinen favorisierten Namen zählen aber auch die spanische Telefónica und Telefónica Deutschland. “Für Investoren mit einem längeren Anlagehorizont sind die beiden Anleihen der Deutschen Telekom und des schwedischen Konzerns TeliaSonera jeweils ein interessantes Investment”, so Darabi.