AUSBLICK

Handelskonflikt und kein Ende

Commerzbank: Weniger günstige monetäre Indikationen sind ein Warnsignal

Handelskonflikt und kein Ende

Von Christopher Kalbhenn, FrankfurtHoffnungen auf eine Deeskalation im Handelskonflikt haben sich auch in der abgelaufenen Woche als Illusion erwiesen. Nur kurz wurden die Aktienmärkte von Berichten gestützt, denen zufolge China und die USA sich bemühen wollen, den Konflikt zu lösen. Am Freitag drohte China, Importe aus den USA im Umfang von 60 Mrd. Dollar mit Zöllen zwischen 5 % und 25 % zu belegen, sollten die Vereinigten Staaten auf Einfuhren aus China im Volumen von 200 Mrd. Dollar Zölle verhängen. Der Dax lag zuletzt bei 12 616, ein Minus im Vergleich zur Vorwoche von 1,9 %.Das Thema wird die Aktienmärkte voraussichtlich noch geraume Zeit belasten und den Risikoappetit der Investoren zügeln. Denn es ist derzeit alles andere als klar, dass Erwartungen, dass es kurz vor den Zwischenwahlen zu einem “Deal” zwischen China und den USA kommt, erfüllt werden. “Es ist weiterhin nicht abzusehen, in welche Richtung sich die Spirale der gegenseitigen Drohungen drehen wird”, so zum Wochenschluss die Weberbank. “Sicher scheint nur, dass uns das Thema noch eine Weile beschäftigen wird.” Zumal auch die Zölle gegen die europäische Autoindustrie nicht endgültig vom Tisch, sondern nur bis auf weiteres verschoben seien. Langsameres M 1-WachstumDie Commerzbank verwies am Freitag darauf, dass der Handelsdisput zudem nicht das einzige Problem der Aktienmärkte ist. Das weltweit langsamere Wachstum der Geldmenge M 1, der starke Anstieg der Rendite zweijähriger US-Anleihen und die flachere US-Zinsstrukturkurve signalisierten, dass die lange Zeit starke Unterstützung der Aktienmärkte durch die Geldpolitik abnehme. 2016 habe sie den Aktienmärkten noch dabei geholfen, das Brexit-Votum und die Wahl Trumps zum US-Präsidenten gut wegzustecken. Die weniger günstigen monetären Indikatoren seien ein Warnsignal, dass neue negative Überraschungen wie eine Eskalation des Handelskriegs zwischen den USA und China die Aktienmärkte nun deutlich stärker und nachhaltiger treffen könnten. Erhöhte Kursschwankungen”Wir halten im gegenwärtigen Umfeld an einer vorsichtigen Anlagestrategie mit neutraler Aktienpositionierung fest”, so Merck Finck in ihrem Wochenausblick. Aufgrund der dünnen Makrodaten-Agenda werde sich der Marktfokus wahrscheinlich in erster Linie auf die Entwicklungen in Sachen Handelskonflikte richten. In den aktuell umsatzschwachen Sommerwochen könnten politische Nachrichten den Börsen weiterhin erhöhte Kursschwankungen bescheren. Trump bleibt GefahrenfaktorDie DZ Bank ist aufgrund der Entwicklung der Unternehmensgewinne zuversichtlich. Das Institut erwartet den Dax zur Jahresmitte 2019 weiterhin bei 14 200 Punkten. Die aktuelle Bilanzsaison sende sowohl in den USA als auch in Europa insgesamt positive Signale. Größere Sorgen vor einem stärkeren Wirtschaftseinbruch seien von den Unternehmen nicht zu vernehmen, auch die Zollstreitigkeiten beeinflussten die Unternehmenszahlen bisher nur vereinzelt. Insgesamt äußerten sich die Unternehmen somit weiterhin optimistisch. Allerdings bleibe das “Trump’sche Zeitalter” ein Gefahrenfaktor für die Aktienmärkte und könne immer wieder zu größeren Kursausschlägen führen.