TECHNISCHE ANALYSE

Hausse à la carte in Europa

Von Petra von Kerssenbrock *) Börsen-Zeitung, 1.3.2017 Mit Rückenwind aus den USA, wo sich wichtige Indizes wie z. B. der S & P 500 und der Nasdaq Composite in technischen Neubewertungen befinden, verbessert sich die mittelfristige technische Lage...

Hausse à la carte in Europa

Von Petra von Kerssenbrock *)Mit Rückenwind aus den USA, wo sich wichtige Indizes wie z. B. der S & P 500 und der Nasdaq Composite in technischen Neubewertungen befinden, verbessert sich die mittelfristige technische Lage auch in vielen europäischen Indizes. Während von April 2015 bis zum ersten Halbjahr 2016 (Zwischen-)Baissen vorlagen, haben sich seither Hausse-Trends – zum Teil mit einer hohen technischen Qualität – herausgebildet. Mit Blick auf die Länderindizes sind der französische CAC 40, der schwedische OMX und der schweizerische SMI hervorzuheben. Aber auch beim Euro Stoxx 50 und Stoxx 50 ist – nach den Investment-Kaufsignalen – die Aufarbeitung der vorherigen (Zwischen-)Baissen in Gang gekommen. Es bleibt festzuhalten, dass die mittelfristige technische Lage viel besser ist, als es angesichts der politischen Unsicherheiten und der Wahlen in Europa zu erwarten wäre. Doppelboden verlassenAus langfristiger technischer Sicht befindet sich der Euro Stoxx 50 seit dem März 2009 und Kursen um 1 765 Punkte in einem weiterhin intakten Hausse-Zyklus. Der achtjährige, moderate Hausse-Zyklustrend liegt zurzeit aber erst bei ca. 2 400 Punkten. Die Aufwärtsbeschleunigung bis April 2015 hat die bisherigen Hausse-Tops um 3 836 Punkte (Resistance-Zone) gesetzt. Die anschließende technische (Zwischen-) Baisse drückte den Index im ersten Halbjahr 2016 bis auf Kurs-Lows um 2 670 (Support-Zone). Hierbei hat die Kursschwäche Anfang 2016 und direkt nach dem Brexit-Votum einen charttechnischen Doppelboden unterhalb der gestaffelten Resistance-Zone von 3 100 bis 3 160 Punkten herausgebildet. Im Dezember 2016 hat der Index diese klassische “W-Formation mit Plattform” und den 18-monatigen (Zwischen-)Baisse-Trend mit einem neuen Investment-Kaufsignal verlassen. Der neue mittelfristige Aufwärtstrend im Euro Stoxx 50 hat aufgrund der technischen Gesamtlage zunächst ein Kurspotenzial bis zum Etappenziel bei ca. 3 530 Punkten (nächste mittelfristige Resistance-Zone).Beim CAC 40 startete der technische Hausse-Zyklus im März 2009 bei ca. 2 465, wobei die währungsinduzierte Aufwärtsbeschleunigung bis April 2015 neue Hausse-Tops um 5 284 (Widerstandszone) geliefert hat. Auch dieser Index wurde dann von der einsetzenden (Zwischen-)Baisse-Tendenz in Europa erfasst und auf Kurse um 3 892 gedrückt. Insgesamt konnte der CAC 40 aber an der langfristigen, seit 2013 bestehenden, gestaffelten Support-Zone um 4 000 eine mittelfristige Stabilisierung herausbilden. Auch im CAC 40 ergab sich unterhalb der zusätzlichen Resistance-Zone um 4 580 bis 4 590 ein mittelfristiges W. Anfang Dezember 2016 sprang der Index mit einem neuen Investment-Kaufsignal sowohl aus der Bodenformation als auch aus dem (Zwischen-)Baisse-Trend nach oben heraus. Da sich der CAC 40 aktuell in einer Konsolidierung (Kernzone: 4 800 bis 4 900) mit einem trendbestätigenden Charakter nach oben befindet, bleibt als technisches Kursziel für 2017 der Bereich 5 200 bis 5 300 bestehen. Dabei sollte jedoch der Newsflow im Umfeld der französischen Wahlen für eine hohe Volatilität sorgen.Der SMI, der sich ebenfalls seit März 2009 (Ausgangspunkt war 4 235) in einem Hausse-Zyklus befindet, war im August 2015 mit Kursen um 9 540 bis an die sehr langfristige Resistance-Zone um 9 550 (im Umfeld der alten Allzeithochs vom Juni 2007) herangelaufen. Die einsetzende (Zwischen-)Baisse drückte den Index – besonders im zweiten Halbjahr 2016 – aufgrund der hohen Konzentration auf Sektoren mit einer Underperformance in eine mittelfristige relative Schwäche im europäischen Indexvergleich. Als Konsequenz bildete der SMI eine Seitwärtspendelbewegung mit der Support-Zone von 7 425 bis 7 600 und der Resistance-Zone von 8 350 bis 8 40 heraus. Diese hat die charttechnische Form eines Dreifachbodens. Da der Index erst im Januar 2017 mit einem Investment-Kaufsignal (Sprung über 8 400) aus dieser Bodenformation herausgekommen war, liegt jetzt im Jahr 2017 eine moderate relative Stärke im europäischen Vergleich vor. Aufgrund der technischen Gesamtlage des SMI und der sich moderat verbessernden technischen Marktbreite deutet sich für 2017 der Bereich um 8 900 bis 9 000 als mittelfristiges technisches Etappenziel an. OMX läuft wie an der SchnurDie langfristige Hausse-Bewegung im OMX startete bereits im Oktober 2008 bei Kursen um 557 Punkte. Ein Wechselspiel aus Kaufsignalen, (Zwischen-)Haussetrends, Korrekturen und (Zwischen-)Baisse-Trends führte den Index bis Mai 2015 auf neue Allzeithochs um 1 720. Die danach folgende (Zwischen-)Baisse mit ihrem sehr stabilen Baisse-Trend mündete bereits im ersten Halbjahr 2016 in einem klassischen, technischen Doppelboden (unterhalb der Resistance-Zone um 1 475 Punkte). Der OMX war bereits Anfang August 2016 – und damit deutlich früher als andere europäische Indizes – aus dem Baisse-Trend und noch im dritten Quartal 2016 aus der Bodenformation herausgelaufen. Seither läuft die Aufarbeitung der technischen (Zwischen-)Baisse, wobei der aktuell technische Hausse-Trend eine sehr hohe technische Qualität aufweist. Das technische Kurspotenzial für den OMX in 2017 sollte im Test der Allzeithochs (um 1 720) liegen.—-*) Petra von Kerssenbrock ist bei Commerzbank Corporates & Markets tätig.