AUSBLICK

Hausse am Ölmarkt legt eine Verschnaufpause ein

IEA hält Ölmarkt für aktuell ausreichend versorgt

Hausse am Ölmarkt legt eine Verschnaufpause ein

Von Dieter Kuckelkorn, FrankfurtVor wenigen Tagen notierte Brent Crude noch mit mehr als 85 Dollar je Barrel. Inzwischen ist der Ölpreis deutlich zurückgegangen, er rutschte am Freitag auf ein Tief von nur noch 80,24 Dollar. Die führende US-Sorte WTI hat sich ebenfalls deutlich verbilligt, sie notierte vor dem Wochenende mit einem Tagestief von 70,94 Dollar.Hauptgrund für den deutlichen Anstieg der Ölnotierungen waren neue Zahlen darüber, wie stark die Exporte des Iran mit Blick auf die Anfang November in Kraft tretenden US-Sanktionen zurückgegangen sind. Gemäß den vorliegenden Informationen erwartet der Marktbeobachter Refinitiv Eikon für den Oktober ein Minus von 1,6 Mill. Barrel pro Tag (bpd) auf nur noch 1,1 Mill. bpd. Damit scheinen sich die schlimmsten Befürchtungen zu bestätigen. Marktteilnehmer interpretierten dies als Hinweis darauf, dass der Markt spürbar unterversorgt sein könnte, zumal sich die Organisation Erdöl exportierender Länder (Opec) mit Bestrebungen, durch noch mehr Lieferungen für einen Ausgleich der Lücke zu sorgen, eher zurückhält.Inzwischen zeichnet sich aber ab, dass die Versorgung bei weitem nicht so schlecht ist wie befürchtet. So hat die Internationale Energieagentur IEA, die die Industrieländer in Fragen der Energiepolitik berät, in ihrem jüngsten Monatsbericht davon gesprochen, dass der Markt “aktuell adäquat versorgt” sei. Seit Mai habe es einen Anstieg der Nettoproduktion von wichtigen Produzenten um rund 1,4 Mill. bpd gegeben, was vor allem auf Anstrengungen Saudi-Arabiens zurückzuführen sei. Daher hätten sich die Lagerbestände an Rohöl im zweiten Quartal um 0,5 Mill. bpd vergrößert, und im dritten Quartal sei wohl dasselbe geschehen.Allerdings sieht die IEA die Lage nicht nur rosig, sie verweist auf die stets gegebene Bedrohung durch Lieferausfälle in Libyen und einen Kollaps in Venezuela. Daher signalisiere der Markt, dass möglicherweise ein noch größeres Angebot benötigt werde.Die Analysten der Commerzbank verweisen zudem darauf, dass das US-Energieministerium für die Woche per 5. Oktober von einem kräftigen Lageraufbau bei Rohöl von 6 Mill. Barrel berichtet habe. Die US-Rohöl-Produktion sei auf ein Rekordniveau von rund 11,2 Mill. bpd gestiegen. Zudem hatte die Opec ihre Schätzung für die Nachfrage nach ihrem Öl für das Jahr 2019 wegen steigenden Angebots von Produzenten außerhalb des Kartells auf 31,8 Mill. bpd nach unten korrigiert. Bei der Commerzbank merkt man an, dass die Opec im September mit 32,8 Mill. bpd rund 1 Mill. bpd mehr produziert habe als im nächsten Jahr benötigt werde. Dies sei ein erheblicher Puffer für weitere Ausfälle im Iran und in Venezuela.Für den Ölpreis bedeutet dies, dass er, auch wenn sich die Verunsicherung durch die Turbulenzen am Aktienmarkt legt, zumindest auf kurze Sicht wohl erst einmal nicht wieder zu einem Höhenflug ansetzt. In einigen Wochen dürften aber die Iran-Ängste der Marktteilnehmer wieder akut werden und der Ölpreis könnte seine Hausse wieder aufnehmen.