Alternatives Investment

Hochprozentiges für das Portfolio

Schottischer Whisky ist bei Sammlern heiß begehrt - Mit Geduld lässt sich eine ansprechende Rendite erzielen

Hochprozentiges für das Portfolio

Whisky ist ein außergewöhnliches Investment. Es benötigt Expertise und Geduld und das Befolgen von einigen klaren Regeln. Viel Kapital benötigt man dagegen nicht. Und sollten Experten falsch liegen und der Wert über die Jahre doch nicht steigen, kann man einen Single Malt zumindest noch trinken. Von Anna PeruckiWahrscheinlich ist es eine Glaubensfrage, ob man US-amerikanischen oder irischen Whiskey bevorzugt, der mit einem kleinen “e” in der Mitte geschrieben wird, oder doch lieber schottischen oder kanadischen Whisky. Von Sammlern wird seit Jahren insbesondere schottischer Single Malt gekauft. Die Preise, die nach vielen Jahren beim Verkauf seltener Spirituosen auf Auktionen erzielt werden, kennen inzwischen offenbar keine Grenzen. Eine 64 Jahre alte Flasche der Macallan Distillerie war im November 2010 mit 288 000 Pfund bislang die teuerste, wie es bei der Scotch Whisky Association heißt. Und auch die Renditechancen sind dabei sehr gut. Eine 62 Jahre alte Flasche Dalmore Single Malt war einem Käufer jüngst rund 122 000 Pfund wert; im Jahr 2002 hatte sie erst ein Fünftel dieser Summe gekostet.So viel Geld muss ein Anleger allerdings gar nicht in die Hand nehmen, der sich über die Jahre eine schöne Sammlung aufbauen will. Anspruchsvolle Akteure bewegen sich zwar häufig schon im vierstelligen Bereich, wenn sie eine einzelne Flasche erwerben. Doch Kenner wie Bernhard Schäfer, einer von lediglich drei Experten, die in Deutschland den von der schottischen Whisky-Industrie verliehenen Titel Master of the Quaich tragen dürfen, raten eher dazu, höchstens ein paar Hundert Euro auszugeben, weil diese Flaschen eine höhere Wertsteigerung versprächen. Noch lukrativer könnte es sogar sein, sich auf relativ günstige Whiskys zum Preis von 60 bis 100 Euro zu fokussieren. “Whisky, der schon teuer ist, steigt im Wert in der Regel nicht mehr so sehr”, sagt Schäfer. Qualität zähltZu den Grundregeln, die potenzielle Sammler beachten sollten, zählt es, ausschließlich Single Malt Whiskys zu berücksichtigen. Anders als populäre Blended Whiskys wie “Chivas Regal” stammen sie aus einer einzelnen Brennerei und stehen damit für eine hohe Qualitätsstufe. Freilich schmeckt jeder Whisky unterschiedlich, und zwar jedes Fass eines einzelnen Herstellers. Beim Whisky zählt ein prestigeträchtiger Name – dies ist nicht anders als beim Sammeln von Uhren. Käufer sollten folglich ausschließlich Originalabfüllungen berücksichtigen, obwohl Whiskys unabhängiger Abfüllbetriebe womöglich qualitativ besser sind; deren Renditepotenzial ist in der Regel begrenzt. Dies rückt renommierte Brennereien wie Macallan, Bowmore, Springbank, Glenmorangie und Highland Park in den Mittelpunkt des Interesses. Dabei sollten Investoren nicht zuletzt auf limitierte Auflagen oder Sonderabfüllungen achten. “Limitierte Auflagen kosten beim Kauf leider schon einiges, die Firmen schlafen schließlich nicht. Aber die Wertsteigerung ist hier sicherlich höher”, sagt Whisky-Experte Schäfer.Das höchste Potenzial zur Wertsteigerung besitzen allerdings die Whiskys so genannter Lost Distilleries, also Brennereien, die inzwischen geschlossen sind und ihre Brennlizenzen zurückgegeben haben. Die Brennerei Port Ellen beispielsweise erreicht inzwischen regelrecht einen Kultstatus. Zu den Marken, die inzwischen zu einer echten Rarität geworden sind, zählen aber auch beispielsweise Coleburn, Convalmore, Glenlochy, Kinkleith, Rosebank und St. Magdalene.Es gibt außerdem Distillerien, die nur vorübergehend geschlossen waren, ohne die Brennlizenz zurückzugeben, um später mit einem neuen Investor den Betrieb wiederaufzunehmen. Dies war etwa bei Ardbeg oder Glenglassaugh der Fall und ebenso bei der angesehen Bowmore.Gefragt ist allerdings Geduld. Wer in Whysky investiert, benötigt eine Anlagestrategie, denn zumeist dauert es viele Jahre, wenn nicht Jahrzehnte, bis sich der Wert der Spirituose vervielfacht. Eine konsequente Strategie umfasst zudem eine Fokussierung auf ausgewählte Hersteller oder eine bestimmte Region. So könnte ein Sammler sich beispielsweise auf die besten Abfüllungen der renommiertesten Hersteller konzentrieren oder alternativ auf gute Whiskys aus ausgewählten Landesteilen wie den Highlands, den Lowlands oder der Speyside. Möglich wäre es auch, nur limitierte Auflagen von den landesweit besonders angesehenen Distillerien zu berücksichtigen. Denkbar wäre zudem eine Investition lediglich in ausgesuchte Jahrgänge. Ein Buch gibt OrientierungOrientieren können sich Sammler dabei an einer Liste aus dem Standardwerk “Malt Whisky” von Michael Jackson, das vielen gewissermaßen als “Bibel” gilt, einzelne Whiskys nach den Kriterien Farbe, Duft, Körper, Geschmack und Abgang beurteilt und eine entsprechende Punktzahl vergibt – analog zu den Robert-Parker-Punkten beim Wein. Die Skala für Whisky reicht dabei von 0 bis 100 Zähler.Wer Whisky sammeln will, muss ihn richtig aufbewahren. Einen speziell temperierten Keller braucht man dazu allerdings nicht, kühl bei halbwegs gleichbleibender Temperatur, dunkel und trocken sollte er aber schon sein. Verpackung und Etikett dürfen durch äußere Faktoren wie eben Feuchtigkeit nicht zerstört werden. Die Whisky-Flasche muss anders als beim Wein stehend gelagert werden. Der Korken ist hier kein Einmal-Korken, er verschließt die Flasche deshalb nicht ganz dicht. Die Flasche würde im Liegen lecken, was den Wert senken würde. Vor der Verdunstung kann eine sterile Folie namens Parafilm schützen.Das Verlustrisiko bei einem Investment in Whisky gilt bei sorgfältiger Auswahl als minimal, zumal es weltweit künftig mehr Sammler geben dürfte. Geld verlieren kann man im Grunde nur, wenn man die Spirituose zu teuer kauft. Sollte der Preis aber nicht steigen, kann man den Whisky immer noch trinken.