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Hoffnung für Südafrika

Von Stefan Grünwald *) Börsen-Zeitung, 6.2.2018 Die vergangenen fünf Jahre hat sich der südafrikanische Rand in einer signifikanten Abwertungsphase befunden. Die Gründe dafür sind in erster Linie den strukturellen Problemen des Landes geschuldet:...

Hoffnung für Südafrika

Von Stefan Grünwald *)Die vergangenen fünf Jahre hat sich der südafrikanische Rand in einer signifikanten Abwertungsphase befunden. Die Gründe dafür sind in erster Linie den strukturellen Problemen des Landes geschuldet: hohe Korruptionsanfälligkeit, ein limitiertes Arbeitskräfteangebot bei einem rigiden Arbeitsmarkt sowie die wirtschaftlich sehr starke Abhängigkeit von Rohstoffexporten (Gold, Diamanten) einerseits und -importen (Rohöl) andererseits. Nun zeichnet sich für 2019 ein Wechsel im Präsidentenamt ab. Und damit besteht für viele die Hoffnung auf eine Trendwende – auch für Währungsanleger.Grund zu dieser Hoffnung gibt die Wahl von Cyril Ramaphosa zum neuen Vorsitzenden der Regierungspartei ANC (und designierten Präsidenten ab 2019). Ramaphosa gilt als wirtschaftsfreundlich und pragmatisch. Sollte er Präsident werden, will er wichtige strukturelle Reformen in Angriff nehmen, die Wirtschaft in Fahrt bringen und die Korruption bekämpfen. Neuer Präsident in SichtDie Wahl Ramaphosas ist für Südafrika eine der wichtigsten politischen Entscheidungen seit Ende des Apartheid-Regimes in den 1990er Jahren. Denn mit ihm haben sich die Mitglieder des Afrikanischen Nationalkongresses (ANC) knapp, aber doch gegen die von Korruption und Vetternwirtschaft geprägte Politik von Amtsinhaber Jacob Zuma gestellt und für einen Neustart votiert. Der südafrikanische Rand hat seit der Wahl im Dezember mit knapp 10 % mehr als deutlich aufgewertet.Der neue ANC-Vorsitzende sieht sich weichenstellenden Herausforderungen für Südafrikas wirtschaftliche Zukunft gegenüber. Eine strukturell schwache Wachstumsdynamik und ein sich in den letzten Jahren sukzessive verschlechternder Budgetpfad sind die wesentlichen Probleme für den neuen Präsidenten, auch um eine weitere Ratingverschlechterung abzuwenden. Zum einen gilt es kräftig in die lahmende Infrastruktur und Energieversorgung zu investieren, zum anderen gilt es, das Arbeitskräftepotenzial zu heben und die hohe Arbeitslosigkeit von 28 % zu bekämpfen. Zwar verfügt das Land, mit seinen 56 Mill. Einwohnern über ein großes Arbeitskräftereservoir, doch sind diese ungenügend ausgebildet. Ramaphosa muss deshalb den Zugang zu Bildung für junge Südafrikaner rasch verbessern und erschwinglich machen. Das würde mittelfristig nicht nur die Wirtschaftskraft nachhaltig nach vorn bringen, sondern auch die Kluft zwischen Arm und Reich etwas schließen. Das geringe Arbeitskräfteangebot fördert hoch über der Produktivität liegende Lohnabschlüsse in der Industrie. Was einerseits positiv für die letzte, das Wachstum in Südafrika tragende Säule, den Binnenkonsum, ist, andererseits aber auch mitverantwortlich ist für hohe Inflationsraten.Ein lähmender Faktor für die Produktivität ist die starke Abhängigkeit von Rohstoffen. Einerseits von Gold und Diamanten, die das Land exportiert, und andererseits jener Rohstoffe, die Südafrika benötigt, um diese zu fördern, die aber importiert werden müssen. Auch das hemmt das Wachstum, das 2016 nur knapp positiv war und 2017, aber auch 2018 vermutlich ebenfalls bei ca. 1 % bleiben wird.Das geringe Wachstum ist auch hauptausschlaggebend für die sich verschlechternden Staatsfinanzen: Noch vor zehn Jahren lag die Staatsverschuldung auf einem historischen Tiefstand von 27,8 % des BIP. Seither ist sie rasant gestiegen und lag 2016 bei 47,4 %. Verglichen mit EU-Staaten ist dies nach wie vor ein guter Wert, doch die Geschwindigkeit des Anstiegs gibt Grund zur Sorge und hat auch Ratingagenturen auf den Plan gerufen. In diesem Zusammenhang sind auch die Entlassungen der Finanzminister Nene im Jahr 2015 und Gordan 2017 zu erwähnen. Beide wollten Vetternwirtschaft im staatsnahen Bereich stoppen und bei Staatsunternehmen Reformen durchführen, doch beide wurden kurzer Hand entlassen. Weitere Abwertungen des Rands und negative Budgetüberraschungen noch im Herbst 2017 waren die Folge. Aufwertung möglichIn den nächsten Wochen entscheidet sich, ob sich die berechtigte Hoffnung auf ein vorzeitiges Ende der Zuma-Präsidentschaft erfüllen wird. Traditionell räumt der Altpräsident noch vor den Präsidentschaftswahlen für seinen Nachfolger den Sessel. Doch Zuma ziert sich noch, denn ihm drohen aufgrund seiner jahrelangen kriminellen Machenschaften strafrechtliche Konsequenzen. Dennoch ist es wahrscheinlich, dass er dem Druck seiner ANC-Parteikollegen nicht standhalten wird. Ein erster Lackmustest wird das im Februar vorzulegende Budget sein, das schon eine deutlich andere Handschrift zeigen müssen wird – auch um weitere Ratingverschlechterungen abzuwenden. Unter diesen Vorzeichen besteht schon 2018 die Hoffnung, Südafrika könnte sich unter einer marktfreundlichen Führung sehr rasch zu einem der besten globalen Emerging Markets entwickeln: Der Rand ist nicht teuer und eine Aufwertung der Währung unter geänderten Vorzeichen möglich.—-*) Stefan Grünwald ist Fondsmanager im Team Anleihen, CEE & Global Emerging Markets bei Raiffeisen Capital Management.