Hohe Emissionsaktivität am Corporate-Markt

Firmen setzen auf Liquiditätssicherung

Hohe Emissionsaktivität am Corporate-Markt

kjo Frankfurt – Nach der Phase starker Verunsicherung, verbunden mit sehr starken Spread-Ausweitungen, hat sich die Lage an den europäischen Credit-Märkten in den vergangenen Wochen spürbar beruhigt. Es haben Spread-Einengungen stattgefunden, und am Primärmarkt wird wieder rege emittiert. Aus fast allen Branchen kam neues Bond-Material auf den Markt, und auch in diesen Tagen wird der Markt recht aktiv beansprucht. Das gilt aber nicht für Europa. “Wir verzeichnen weiterhin eine außergewöhnlich hohe Emissionsaktivität auf dem Markt für Unternehmensanleihen sowohl in Europa als auch in den USA”, sagt Paula Weißhuber, Leiterin des DCM-Geschäfts bei der Bank of America für Deutschland und Österreich. Der Markt für mit einem Investment-Grade-Rating benotete Unternehmensanleihen sei nun wieder nachhaltig für die Firmen geöffnet, und zwar über alle Sektoren und das gesamte Investment-Grade-Credit-Spektrum. Kontinuierlich lief das Neuemissionsgeschäft im April immer mehr an. Unternehmen traten auch häufig gleich mit mehreren Laufzeitentranchen an und bedienten praktisch alle Fälligkeitsbereiche. Die Investoren griffen beherzt bei den neuen Papieren zu, und somit war am Markt auch kein Käufermangel zu konstatieren. “In Europa hatten wir bereits nach nur sieben Handelstagen im Mai das Gesamtemissionsvolumen von Unternehmen und Banken des gesamten Monats Mai 2019 überschritten”, hält Weißhuber fest. Im Blick hat der Markt dabei natürlich auch die Ergebnissituation der Firmen im ersten Quartal. Diese Zahlen kamen ab April in den Markt. “Die Emittenten kommen auf Basis ihrer Q1-Ergebnisse an den Markt – in vielen Fällen zum wiederholten Mal seit Beginn der Krise und Wiedereröffnung des Marktes für Unternehmensanleihen Ende März. Der Fokus ist weiterhin ganz klar auf Liquiditätssicherung auch über einen längeren Zeithorizont hinaus.”Die Liquiditätssicherung auf Seiten der Unternehmen ist auch schon in früheren Krisensituationen zu beobachten gewesen. Denn Firmen befürchten, aufgrund eines geschlossenen Primärmarktes – wie es in Krisen schon zu beobachten war – womöglich für mehrere Wochen nicht an frisches Fremdkapital kommen zu können, und decken sich deshalb vorsorglich mit Liquidität ein. Das können sie derzeit auch zu recht guten Konditionen vornehmen. Sehr attraktive Konditionen”Die erzielbaren Finanzierungskonditionen sind dabei in vielen Fällen, insbesondere in defensiven Sektoren, sehr attraktiv. Auch wenn die Risikoaufschläge weiterhin erhöht sind, sind die Finanzierungskosten aufgrund des niedrigen Zinsumfeldes auf historisch gesehen niedrigen Niveaus”, stellt Weißhuber fest. Am Sekundärmarkt zeigten die Papiere auch eine gute Performance. “Die Rally im Sekundärmarkt hat sich allerdings über die vergangenen Tage und Wochen verlangsamt. Dies ist in Anbetracht des hohen Volumens an Neuemissionen sowie der Unsicherheit über die wirtschaftliche Erholung nicht überraschend”, führt Weißhuber weiter aus. Am Markt stellen sich viele Akteure aber auch darauf ein, dass mit den Zahlen zum zweiten Quartal aus den Reihen der Unternehmen auch noch Hiobsbotschaften zu verkraften sein werden. Denn die Covid- 19-Krise und der damit verbundene Lockdown der Wirtschaft werden vielfach sehr tiefe Spuren in den Bilanzwerken für das zweite Vierteljahr hinterlassen haben. Auch auf Downgrades machen sich viele Akteure am Credit-Markt in der Folgezeit gefasst.