Fondsbilanz 2022

Hohe Verluste bei Aktien und Renten

Die Fondsbilanz 2022 fällt trübe aus. Denn sowohl die meisten Aktien- als auch die meisten Rentenfonds weisen Verluste auf, die zum Teil auch sehr hoch sind. Lediglich Rohstofffonds legten klar zu. Zu diesem Ergebnis kommt eine Untersuchung von Scope Fund Analysis.

Hohe Verluste bei Aktien und Renten

wrü Frankfurt

Zum Glück haben sich die Aktien- und Anleihekurse seit Jahresbeginn wieder nach oben bewegt. Denn 2022 war eines der schlechtesten Jahre überhaupt sowohl für Dividendentitel als auch für Festverzinsliche. Entsprechend haben auch die meisten Fondsanleger Geld verloren, wie eine Analyse von Scope Fund Analysis von 8800 Fonds, die zusammen 4,4 Bill. Euro verwalten, aufzeigt. Und zum Teil waren die Verluste wie bei Technologiefonds (Aktien Technologie Welt) mit 35,8% richtig groß. Der Berechnung liegen die Performancedaten in Euro zugrunde.

„Zwar reichte der Umfang der absoluten Wertverluste bei Risikoassets nicht an die Bärenmärkte in den Jahren 2008 und 2020 heran, doch notierten dieses Mal fast alle Anlageklassen tief im Minus“, stellen die Scope-Analysten fest. „Damit bot auch das wichtigste Prinzip der Geldanlage, Diversifikation, Anlegern keinen Schutz mehr.“ So konnten sich laut Scope nur wenige Nischenmärkte wie Asien, Lateinamerika, direkte und indirekte Rohstoff- und Energieinvestments sowie generell Investitionen auf Dollarbasis den Kursrückgängen entziehen. Nach der Erholung der Märkte in der zweiten Hälfte 2020 und im Jahr 2021 sei bei Aktienfonds 2022 eine Ernüchterung erfolgt. „Von den analysierten 40 Aktien-Peergroups mit mindestens 20 bewerteten Fonds konnten 2022 nur zwei positive Renditen erzielen: Lateinamerika und Rohstoffe & Energie“, stellt Scope fest (vergleiche Tabelle). Diese kamen im Mittel auf ein Plus von 11,2% und 8,2%. Alle übrigen Aktien-Vergleichsgruppen gaben laut der Ausarbeitung nach. „70% der analysierten Fonds verzeichneten sogar zweistellige Verluste“, erläutert Scope.

Mit dem veränderten Marktumfeld habe sich auch die Rangfolge der Peergroups deutlich verschoben. Immobilien, die 2021 auf Sektorebene mit einem Plus von 35,2% am besten abgeschnitten hätten, wurden mit einem Minus von 21,1% zu einem der größten Verlierer. Die größten Verluste verzeichneten aber die Anlageklassen Aktien Europa Mid/Small Caps mit minus 24,6% und eben Aktien Technologie Welt mit minus 35,8%.

Nachhaltig enttäuscht

Auch Investments in nachhaltige Aktienfonds haben 2022 enttäuscht. „Während sich Nachhaltigkeit 2021 mit einem Plus von 25,7% bei Aktien Nachhaltigkeit/Ethik Welt und 19,6% bei Aktien Ökologie ausgezahlt hat, konnten beide Peergroups im vergangenen Jahr nicht mit Rohstoff- und Energie-Aktienfonds mithalten“, stellt Scope fest. „Aktien Nachhaltigkeit/Ethik Welt weist für 2022 Verluste von 17% und Aktien Ökologie von 17,9% auf.“ In der Fünfjahresbetrachtung schneiden aber nachhaltige Aktienfonds mit einer Performance von 6,1% sowie 6,6% pro Jahr wesentlich besser ab. Dies gilt auch für Technologiefonds, die in den vergangenen fünf Jahren auf ein Plus von 7,4% p.a. kommen.

Nach der Analyse von Scope nimmt der Fokus auf Value-Aktien zu. Bereits 2021 hätten Dividendentitel mit einer Rendite von 25,2% den breiten Markt übertroffen. Und im vergangenen Jahr sei der Unterschied mit minus 6,2% für Dividendentitel gegenüber minus 15,8% für den breiten Markt sogar noch deutlicher als 2021 gewesen. „Während die Zinsen stiegen, suchten die Anleger Schutz bei weniger volatilen Aktien mit höherer Rentabilität, die in der Lage sind, Dividenden zu zahlen“, stellt Scope fest. Zudem hätten starke Erträge aus dem Rohstoff- und Energiesektor auch dazu beigetragen, dass Value- bzw. Dividendenaktien den breiten Markt erneut schlagen konnten.

2022 war laut Scope ein „Horrorjahr für Anleihen“, was sich auch in der Performance von Rentenfonds niederschlägt. Dies komme teilweise in deutlichen Verlusten zum Ausdruck, nicht selten im zweistelligen Prozentbereich. „Die Peergroup kurzlaufender Dollar-Anleihen war die einzige der 24 untersuchten Renten-Vergleichsgruppen, deren Wert sich im vergangenen Jahr gesteigert hat“, so Scope. Hier beträgt das Plus 3,1%. Nicht zuletzt habe auch die bei Anlegern beliebte, mit 71 Fonds und 44 Mrd. Euro Assets under Management mittelgroße Peergroup Renten Euroland Staatsanleihe mit einem durchschnittlichen Verlust von 17,8% zu den schwächsten Anleihekategorien gehört. „Das lag maßgeblich daran, dass die Durationen in diesem Segment meistens der Benchmarkduration von sieben bis acht Jahren ähneln und damit zu den längsten der untersuchten Peergroups gehören“, erklärt Scope. Schlusslicht bei den Anleihenfonds sind übrigens Renten GBP, also auf Pfund lautende Bonds, mit einem Minus von 22,1%.

Doch auch im Fondsjahr 2022 gab es Gewinner. Dies waren Fonds, die Direktinvestments in Rohstoffe tätigen (die Peergroup Commodities). Sie kamen 2002 auf ein Plus von 20,4% und erzielten über fünf Jahre eine Performance von 8,6% pro Jahr.

Auch Mischfonds im Minus

„Absolute-Return-Fonds konnten 2022 im Durchschnitt zwar ebenfalls keine positiven Erträge erwirtschaften, hielten sich im Vergleich mit den meisten anderen Anlageklassen jedoch relativ gut“, stellt Scope fest. „Die nach Anzahl der Fonds größten Peergroups (Absolute Return Multi Strategy High Risk, Absolute Return Multi Strategy Moderate Risk und Absolute Return Multi Strategy Low Risk) erzielten auf Jahressicht Verluste von 3,3%, 4,5% und 5,7%.“

Enttäuscht haben die Mischfonds, die laut Scope den fallenden Märkten kaum etwas entgegensetzen konnten. „Auffällig war, dass es bei den Euro-Mischfonds im vergangenen Jahr kaum einen Unterschied machte, ob sie einen europäischen oder globalen Fokus hatten und ob sie eher ein konservatives, ausgewogenes oder flexibles Risikoprofil aufwiesen“, so Scope. So reichten die Verluste der Mischfonds-Peergroups von 11,6% (Global konservativ) bis zu 14,6% (Global dynamisch).

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