Hybridbonds gelten für Investoren als attraktiv
kjo Frankfurt
Anleiheinvestoren müssen wegen steigender Inflationserwartungen weniger zinssensitive Anlagemöglichkeiten suchen, um Kursverluste zu vermeiden. Das attraktivste Anleihesegment im Investment-Grade-Bereich sind im derzeitigen konjunkturellen Umfeld nachrangige Anleihen von Industrieunternehmen (Corporate Hybrids), meinen die Bondexperten von Bantleon. Für sie würden attraktive Kupons und die Aussicht auf weiter sinkende Risikoprämien mit entsprechenden Kursgewinnen sprechen. Zudem sei der Markt für Corporate Hybrids aufgrund ihrer tieferen Duration gegenüber Senior-Anleihen weniger zinssensitiv, was Kursverluste infolge steigender Renditen bei Bundesanleihen minimiere.
Ihre Stärken haben Corporate Hybrids im laufenden Jahr laut Bantleon bereits gezeigt und konnten den rasanten Zinsanstieg im laufenden Jahr im Gegensatz zu Senior-Anleihen mühelos überkompensieren. So seien ihre Risikoprämien – gemessen am ICE BofA Euro Non-Financial Subordinated Index – seit Jahresanfang um 24 Basispunkte (BP) gesunken, weshalb Corporate Hybrids in Kombination mit ihren hohen Kupons – fast 2,5-mal so hoch wie die von Senior-Anleihen – einen Gesamtertrag von 1,33% erzielt hätten. Der Mehrertrag gegenüber Bundesanleihen (Überschussertrag) betrage sogar 3,32 Prozentpunkte. Der Gesamtertrag von Senior-Anleihen liege aufgrund eines geringeren Überschussertrags von nur 0,95 Prozentpunkten und einer höheren Zinssensitivität bei –1,34%.
Neue Emittenten dabei
Weil viele Unternehmen einen großen Teil ihrer Primärmarktaktivitäten schon in das erste Halbjahr verlagert hätten, sei für den Rest des Jahres nur ein moderates Platzierungsvolumen neuer Corporate Hybrids im höheren einstelligen Milliarden-Euro-Bereich zu erwarten. Insgesamt sollte das globale Primärmarktvolumen für Corporate Hybrids die Rekordmarke von 54 Mrd. Euro aus dem Jahr 2020 nicht übertreffen und sich bei knapp 48 Mrd. Euro einpendeln. Mit Blick auf die Neuemissionen in diesem Jahr hätten auch neue Emittenten den Markt für Corporate Hybrids betreten, beispielsweise das Transportunternehmen Poste Italiane und der Personaldienstleister Adecco, was den Diversifikationsgrad des Segments über die Sektoren hinweg erhöht habe. Auch der Anteil der als grün klassifizierten Corporate Hybrids werde weiterwachsen: Im Jahr 2020 habe der Anteil am Primärmarktvolumen noch bei 7,6% gelegen, während die Quote der in diesem Jahr platzierten grünen Neuemissionen am bislang emittierten Volumen bereits 21% betrage. Die solide Nachfrage nach höher rentierenden Corporate Hybrids dürfte laut Bantleon das zusätzliche Primärmarktangebot bis Jahresende mühelos aufnehmen können. Die Attraktivität von Corporate Hybrids werde weiterhin durch das günstige relative Verhältnis der Risikoprämien zu Senior-Anleihen (Hybrid-Senior-Verhältnis) und den höheren relativen Kupon-Ertrag unterstrichen.
Der jüngste kurzfristige Anstieg der Risikoprämien sei getrieben durch negative Schlagzeilen des zweitgrößten chinesischen Immobilienentwicklers Evergrande sowie des deutschen Immobilienunternehmens Adler. „Diese Überlagerungseffekte im Markt für Corporate Hybrids dürften temporär sein – sie markieren einen sehr attraktiven Zeitpunkt, um in die Anlageklasse einzusteigen“, heißt es bei Bantleon. Die positive Entwicklung von Corporate Hybrids sollte sich bei einem anhaltend robusten Wirtschaftswachstum auch bei steigenden Renditen fortsetzen, meinen die Experten. Die Kombination aus höheren Kupons und erwartungsgemäß weiter sinkender Risikoprämien mache Corporate Hybrids im Umfeld steigender Zinsen unabdingbar für jede Asset Allocation.