IKB sieht Abwertungsrisiko für den Euro
kjo Frankfurt – Kurzfristig spricht viel für eine relative Stärke des US-Dollar gegenüber dem Euro, meinen die Experten der IKB. Die Fed werde weiterhin die graduelle, aber kontinuierliche Straffung ihrer Zinspolitik fortsetzen, während die Europäische Zentralbank (EZB) noch mindestens bis Mitte Sommer 2019 Zinserhöhungen vermeiden wird. Denn die aktuellen Konjunkturdaten der Eurozone seinen alles andere als überzeugend. Vor allem zunehmende Zweifel an der italienischen Schuldentragfähigkeit werden das Abwertungsrisiko des Euro im nächsten Jahr steigen lassen.Mittelfristig nehme die Wahrscheinlichkeit einer US-Abwertungspolitik zu. Denn US-Präsident Trump werde sein Ziel einer deutlichen Verbesserung der US-Leistungsbilanz mit der aktuellen US-Handelspolitik nicht erreichen. “Dadurch könnte sich die US-Regierung im Jahr 2020 im Falle einer nachlassenden Konjunktur und angesichts anstehender Präsidentschaftswahlen genötigt sehen, eine Abwertung des US-Dollars zu forcieren. Nicht nur Devisenkurse von Schwellenländern könnten deshalb in den kommenden beiden Jahren einer erhöhten Volatilität ausgesetzt sein, sondern auch der Euro”, sagt Klaus Bauknecht, Chefvolkswirt der IKB.Zehnjährige US-Renditen haben inzwischen ein Niveau von 3,25 % erreicht. Bei einer aktuellen Fed-Funds-Rate von 2,25 % ist die US-Zinskurve jedoch weiterhin relativ flach. “Bei einer Fed-Funds-Rate von über 3 % in 2019 mag sicherlich noch Luft nach oben bis auf ein Niveau zwischen 3,5 und 4 % sein. Doch aufgrund der erwarteten Konjunkturrisiken im Jahr 2020 sollten sich solche Niveaus nicht lange halten können. Die US-Zinskurve wird also noch auf Sicht eher flach bleiben bzw. sogar flacher werden”, so Bauknecht. Doch selbst kurzfristig sei kaum Platz für weitere deutliche Renditeanstiege. Die Korrektur an den Rentenmärkten in den vorigen Wochen zeige eine Anpassung der Erwartungen, denen die US-Konjunktur nun erst einmal gerecht werden müsse. So mögen die Konjunkturdaten weiterhin gut sein. Anhaltend positive Überraschungen, die zu erneuten Korrekturen bei den Erwartungen der Zinsmärkte führen, sollten allerdings angesichts der oftmals auf Rekordniveau stehenden Stimmungs- und Konjunkturindikatoren ausbleiben. Nur die US-Inflationsrate könnte noch nach oben überraschen, was allerdings den bereits erwarteten Weg der Fed eher bestätigen sollte, als dass eine ambitioniertere Straffung zu erwarten sei. Immer noch eine BaustelleDie italienischen Risikoprämien spiegeln, wie die Märkte den Zusammenhalt der Euro-Zone bzw. die zukünftige EZB-Politik einschätzen, meint Bauknecht. “Die Entwicklungen in Italien haben gezeigt, dass sich die Märkte nicht davor scheuen, Risiken einzelner Euro-Länder länderspezifisch zu beurteilen. Die Ausweitung der italienischen Risikoprämien hat das verdeutlicht. Das zeigt, die Euro-Zone wird nach Jahren konjunktureller Erholung und EZB-Niedrigzinspolitik immer noch als Baustelle wahrgenommen”, so der Chefvolkswirt. Eine konjunkturelle Abschwächung, ausweitende Defizite und erneut steigende Schuldenquoten würden die Schuldentragfähigkeit vieler Euro-Länder in Frage stellen und ein hohes Konfliktpotenzial in der Euro-Zone offenbaren.Aktuell hätten steigende US-Renditen zur weiteren Ausweitung des Zinsdifferentials zwischen US- und Bundrenditen geführt, was für einen stärkeren US-Dollar sprechen würde. Die ausweitenden Risikoprämien Italiens würden diesen Trend verstärken. Da weder die US-Renditen kurzfristig nach unten korrigieren sollten, noch die abzusehende Herabstufung Italiens durch die Ratingagenturen Ende Oktober bewirken werde, dass sich die aktuelle italienische Wirtschaftspolitik ändere, werde der Druck auf dem Euro-Dollar-Wechselkurs zunehmen. Eine hohe Schuldenquote, schwaches Wachstum, ein hoher Refinanzierungsbedarf von rund 270 Mrd. Euro in 2019, die Herabstufung der Bonität, steigende Renditen und eine uneinsichtige Politik seien perfekte Voraussetzungen für eine eskalierende italienische Staatsschuldenkrise. So sei selbst das Risiko einer deutlichen Abwertung des Euro während der nächsten zwölf Monate nicht zu unterschätzen.