„Die Magnificent 7 haben schon zu viel Strecke hinter sich“
Im Gespräch: Luca Pesarini
„Magnificent 7 haben schon zu viel Strecke hinter sich“
Der Fondsmanager über zu heiß gelaufene Aktien, warum die Fed kaum Spielraum nach unten hat und seine Dollar-Position
Von Werner Rüppel, Frankfurt
Der Ethna-AKTIV ist ein 22 Jahre alter Mischfonds, der Gelder von mehr als 2 Mrd. Euro verwaltet. Luca Pesarini ist CIO der Fondsgesellschaft Ethenea und Senior Portfolio Manager des Ethna-AKTIV. Die Aktienquote des defensiven Mischfonds beträgt maximal 49%. „Wir managen den Fonds so, als ob jemand uns sein gesamtes Portfolio überträgt“, sagt Pesarini im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. „Insofern ist eine Aktienquote von 49% durchaus attraktiv und unter Risikogesichtspunkten mehr als genug.“
Dass der Fonds aktuell mit 63% in Anleihen und mit „nur“ 25% in Aktien investiert ist, sei der Tatsache geschuldet, dass dann doch einige Probleme im Nahen Osten bestünden, es drohe ein möglicher Krieg mit Iran. Hinzu komme der Krieg zwischen Russland und der Ukraine. „Wir sind im Moment nicht so euphorisch, stellen aber fest, dass die Aktienmärkte sehr resilient sind, wenngleich sie in Amerika auf der Stelle treten“, erklärt Pesarini. „Wir investieren nur in US-Aktien, weil wir der Meinung sind, dass wir uns auf die Hauptmärkte konzentrieren wollen, sowohl auf der Aktien- als auch auf der Rentenseite.“ Denn der Anteil des US-Aktienmarkts am MSCI World betrage 70%.
Nicht zu viele Bälle
Der Fonds investiere in drei Standbeine. „Wir wollen nicht zu viele Bälle in der Luft halten und uns zu Tode diversifizieren“, meint Pesarini. „Sondern wir wollen uns darauf konzentrieren, ein unverkennbares Profil zu zeigen: Das Portfolio ist ganz klar eingeteilt in Aktien, Anleihen und eine Devisen-Anlagemöglichkeit, und damit hat sich die Sache.“ Seit dem Jahre 2020 investiere man nicht mehr in Gold. „In der Rentenwelt konzentrieren wir uns auf Staatsanleihen, die jeweilige Richtung steuern wir durch zusätzliche Investitionen in Futures.“
Im Moment sei der Mischfonds investiert in US-Staatsanleihen sehr kurzer Natur und auch in Deutschland in Staatsanleihen sehr kurzer Laufzeit. „Über die Hälfte des Portfolios ist in kurzen Staatsanleihen investiert, der Rest ist in kurzen Unternehmensanleihen bester Bonität“, sagt Pesarini. „Wir sind der Meinung, dass die Zinsen nur wenig fallen, und da ist das der beste Platz. Darüber hinaus können wir mit dem Verkauf von zehnjährigen Futures zusätzliche Erträge generieren.“
Die Zinserwartung für die USA sei eher nach oben gerichtet und nicht nach unten. „Zinssenkungen in den USA werden kosmetischer Natur sein, der Spielraum der Fed nach unten ist begrenzt“, erklärt Pesarini.
In Pharma und Energie invesiert
In der Vergangenheit habe man sich vielleicht zu sehr auf Nebenschauplätze und Einzelwerte konzentriert. „Wir haben eine Meinung, einen klaren Fokus und machen Top-down“, stellt der Fondslenker klar. „Wir wollen bei den Einzelwerten keine besonders großen Akzente setzen, bei uns sind die 50 US-Aktien, in die wir investieren, mit maximal 1% gewichtet.“ Im Moment sei man mehr im Bereich Pharma und Energie und nicht in den Magnificent 7 investiert. „Wir sind der Meinung, dass die Magnificent 7 schon zu viel Strecke hinter sich haben“, sagt Pesarini. „Dafür sind wir in anderen Werten wie zum Beispiel Oracle, Salesforce oder IBM investiert.“ Die Magnificent 7 seien vorausgelaufen, jetzt müssten auch die anderen Titel steigen.
„Bei Energie sind wir der Meinung, dass der Ölpreis steigen wird“, meint der Fondsmanager. „Dies setzen wir auch mit entsprechenden Werten wie Phillips 66 oder Exxon in unserem Fonds um.“
Die Risiken im Fonds seien begrenzt. „Bei Staatsanleihen kann praktisch nichts passieren, da kann uns nur, um mit Asterix zu sprechen, der Himmel auf den Kopf fallen“, meint Pesarini. „Zudem investieren wir in Unternehmensanleihen erster Qualität, High Yields haben wir komplett aus dem Portfolio entfernt.“ Auf der Aktienseite investiere man nur in Werte des S&P 500, insofern könne man das Aktienportfolio auch mit Futures hedgen. Das funktioniere in der Praxis sehr gut.
„Insofern ist es auch nicht verwunderlich, dass die Volatilität unseres Fonds unter 5% liegt“, erklärt der Fondsmanager. „Deswegen sind wir auch mit 5 Sternen ausgezeichnet, weil Morningstar, Gott sei Dank, auch die Volatilität des Produkts berücksichtigt.“ Manche Kleinanleger schauten nur auf die Performance. Das könne man zwar machen, besser sei es aber, die Risiken immer im Blick zu behalten.
Zinsunterschiede werden größer
„Auf der Währungsseite haben wir im Moment eine offene Dollar-Position von 25%“, erläutert der Fondsmanager. „Denn wir gehen davon aus, dass die Zinsunterschiede zwischen Dollar und Euro noch größer werden, wovon der Dollar profitieren sollte.“ Auch im Yen habe man eine Position aufgebaut, da die japanische Notenbank das aktuelle Niveau verteidigen dürfte.
„Insgesamt ist unser Fonds ein einfaches Produkt mit geringem Drawdown und klaren Ideen“, sagt Pesarini. „Wir möchten damit langfristige Investoren ansprechen, die Risiken vermeiden wollen. Dass wir das können, haben wir nicht zuletzt 2022 bewiesen, als unsere Verluste deutlich niedriger ausfielen als die der Konkurrenzprodukte.“ Gleichwohl sei natürlich auch Performance wichtig. „Hier streben wir pro Jahr 5 bis 7% über der Inflationsrate an.“
Der Lenker des Mischfonds Ethna-AKTIV investiert aktuell bei Anleihen am kurzen Ende. Denn der Spielraum der Fed nach unten sei begrenzt. Am Aktienmarkt seien die Magnificent 7 vorausgelaufen, jetzt müssten auch die anderen Titel steigen. Auf der Währungsseite setzt Pesarini auf eine Aufwertung des Dollar.