KOMMENTAR

Immer länger

Am Anleiheprimärmarkt geht der Trend zu immer längeren Laufzeiten. Gestern ist nun Österreich in den 70-jährigen Fälligkeitenbereich vorgeprescht. Es ist der erste syndizierte Staatsbond mit einer derartig langen Laufzeit seitens eines...

Immer länger

Am Anleiheprimärmarkt geht der Trend zu immer längeren Laufzeiten. Gestern ist nun Österreich in den 70-jährigen Fälligkeitenbereich vorgeprescht. Es ist der erste syndizierte Staatsbond mit einer derartig langen Laufzeit seitens eines Eurozonenlandes. Allerdings hat der Markt in diesem Jahr bereits noch längere Laufzeiten gesehen. So etwa von Irland und Belgien, die 100-jährige Bondlaufzeiten emittierten, allerdings im Wege des Private Placement. Der ehemalige Pleitestaat Irland brauchte den Investoren dafür lediglich eine Rendite von 2,35 % zu bieten, um das Papier loszuwerden. Österreich zahlte Anlegern gestern für die 70-jährige Kapitalüberlassung um die 1,5 %.Nachfragemangel und Platzierungsschwierigkeiten gab es – wieder einmal – keine. Die Investoren lieferten Orderwünsche von mehr als 7 Mrd. Euro ab. Jeder Bond, der noch einen Renditeaufschlag oder eine im positiven Bereich liegende Rendite bieten kann, findet bei den Investoren Anklang. Und die Renditen sacken immer weiter ab, so dass es auch kein Kunststück mehr ist, die Prognose abzugeben, dass der syndizierte 100-jährige Staatsbond wohl ebenfalls bald das Licht der Welt erblicken wird, und zwar zu einer Rendite von unterhalb von 2 %. Und auch der Bond wird problemlos weggehen. Doch wo ist das Ende? Bei 125 Jahren, 150 Jahren oder bei 200 Jahren? Man darf gespannt sein.Gespannt sein darf man aber auch noch in einer anderen Hinsicht, und zwar bei der Frage der Liquidität. Selbstverständlich sind solche Anleihen heutzutage ein Hingucker und finden Nachahmer. Das war 2005 bei den ersten 50-jährigen Papieren auch der Fall. Seinerzeit preschten die Franzosen in diesem Segment als Pionier vor. Und sie haben das Segment auch weiter bedient. Bleibt zu hoffen, dass diese 70-jährigen Segmente ebenfalls von den Staaten nachhaltig bedient werden, damit für eine ausreichende Liquidität gesorgt ist. Das mag man den Österreichern noch zutrauen. Bei so manch anderem Staat und noch längeren Fälligkeiten kommen da aber schon leise Zweifel auf. Und bei – irgendwann einmal – höheren Zinsen erst recht.