In der Dollar-Falle

Auch nach einem Ende der Greenback-Rally dürften sich Schwellenländer-Währungen nicht erholen

In der Dollar-Falle

Die Dollar-Rally seit der Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten hat die Schwellenländer-Währungen stark belastet. Doch auch wenn die Rally des Greenback endet, dürfte sich die Anlageklasse kaum erholen. Grund dafür sind die derzeitigen Marktkorrelationen als Folge der Zinsdifferenz zwischen den USA einerseits sowie der Eurozone und Japan andererseits.Von Stefan Schaaf, FrankfurtWie kaum eine andere Währung hat der mexikanische Peso unter der Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten gelitten. Seit dessen Wahlsieg vor einer Woche hat er rund 10 % an Wert zum Dollar eingebüßt, seit Jahresbeginn sind es 16 %.Der Peso ist in gewisser Weise der Prügelknabe für die Ängste, die der künftige US-Präsident im Hinblick auf Handelskriege, Protektionismus und Antiimmigrationspolitik bei Marktakteuren geschürt hat. Im Wahlkampf richtete sich die aggressive Rhetorik des republikanischen Kandidaten insbesondere gegen Einwanderer aus Lateinamerika (Latinos) und Mexiko speziell. Im Raum steht die Drohung, eine Mauer zu errichten und dem südlichen Nachbarn die Kosten aufzubürden. Auch hinter der nordamerikanischen Freihandelszone Nafta setzte der Kandidat Trump ein Fragezeichen. Mexikos Wirtschaft ist sehr stark von Exporten in die USA abhängig. “Für die Schwellenmärkte kommt es jetzt darauf an, welche protektionistischen Maßnahmen der neue Präsident tatsächlich durchsetzt”, sagt Irina Miklavchich, Schwellenländer-Expertin bei Columbia Threadneedle.Doch nicht nur der mexikanische Peso, auch andere Schwellenländer-Währungen sind jüngst unter Druck geraten, wobei etwa im Fall der Türkei hausgemachte politische Probleme ebenfalls eine Rolle für die Abwertung spielen. Die Lira ist mit einem Wertverlust von 11 % in diesem Jahr einer der größten Verlierer im Universum der Schwellenländer-Währungen. Die Anlageklasse hat sich laut einem von J.P. Morgan berechneten Index im laufenden Jahr zum Dollar zwar stabil gehalten, seit der Wahl Trumps jedoch rund 3 % eingebüßt.Hauptgrund für die jüngste Abwertung war die Erwartung steigender US-Zinsen, was Dollaranlagen attraktiver macht. Die für die Währungsmärkte wichtige Rendite zweijähriger US-Staatsanleihen ist dieser Tage wieder über 1 % gestiegen und liegt damit rund ein Drittel höher als am Wahltag.”Der Dollar steigt zusammen mit dem Anstieg der US-Renditen, was die Erwartung einer wirtschaftlichen Expansion wegen einer expansiven Fiskalpolitik widerspiegelt”, sagt Yunosuke Ikeda, Leiter des Währungsresearchs bei Nomura. Handelsgewichtet ist der Dollar derzeit nach Berechnungen der Commerzbank so stark wie zuletzt im Jahr 2002. Dies spüren auch die Schwellenländer-Währungen. So fiel der malaysische Ringgit in den Tagen nach der Wahl auf ein Zehnmonatstief zum Dollar, der koreanische Won auf ein Neunmonatstief.Dabei verhinderte die derzeitige grundsätzlich risikofreudige Stimmung an den globalen Kapitalmärkten einen noch stärkeren Absturz der Schwellenländer-Währungen. Der Dollar ist derzeit stark mit den Aktienmärkten korreliert und klettert folglich im Gleichlauf mit dem S & P 500. Grund dafür ist das deutlich höhere Zinsniveau des Dollar im Vergleich zur Eurozone und zu Japan. Deshalb lohnen sich Carry Trades in Euro und Yen mit der Anlage im Dollar. Da diese Deals risikoreich sind, werden sie in Phasen erhöhter Risikoscheu schnell abgewickelt. Der Dollar fällt deshalb in solchen Phasen, während insbesondere der Yen, aber mit Abstrichen auch der Euro an Wert gewinnt. Sollte also die Trump-Rally an den Aktienmärkten auslaufen, wofür es gestern erste Anzeichen gab, so würde der Dollar fallen. Wie handelt die Fed?Für die Währungen der Schwellenländer würde mit dem Ende einer Dollar-Rally allerdings noch nicht eine automatische Erholung einsetzen. Sie sitzen quasi in der Dollarfalle fest. Grund dafür ist, dass Schwellenländer-Anlagen grundsätzlich als Risiko-Assets bewertet werden, die in Phasen erhöhter Unsicherheit abgestoßen werden. Ein schwächerer Dollar würde von den Märkten voraussichtlich als Zeichen für höhere Unsicherheit gewertet werden, so Schwellenländer-Währungen ebenfalls fallen würden.Sie könnten sich erst dann erholen, wenn der Anstieg der Marktzinsen in den USA zu Ende ginge oder sich gar umkehren würde. Vielleicht geschieht dies schneller als erwartet. Denn die Erwartung an eine US-Leitzinserhöhung im Dezember könnte wegen der großen Unsicherheit überzogen sein, warnt Sal. Oppenheim.