Finanzmärkte

Inflation oder Rezession?

Gewinnt die Inflation oder die Rezession die Oberhand? – dieser Frage werden die Finanzmarktakteure auch in der neuen Handelswoche nachgehen. Im Blick haben sie aber auch das Notenbankertreffen in Jackson Hole.

Inflation oder Rezession?

Von Kai Johannsen, Frankfurt

Inflation oder Rezession – was ge­winnt an den Märkten nun die Oberhand? –, das ist die zentrale Frage, die die Finanzmärkte auch in der neuen Handelswoche beschäftigen wird. Dafür werden abermals neue Konjunkturdaten der Überprüfung unterzogen und natürlich auch die Aussagen von Notenbankern dies- und jenseits des Atlantiks genau verfolgt. Und all dies trifft in der neuen Woche auf ein sommer- bzw. urlaubsbedingt ausgedünntes Marktumfeld, d.h. eine eher geringe Umsatztätigkeit, weshalb Marktbewegungen in diesem Kontext auch mal etwas schärfer ausfallen könnten. Jüngst hatten die Äußerungen von Isabel Schnabel, Direktorin der Europäischen Zentralbank, zu den Inflations- und Zinsaussichten im gemeinsamen Währungsgebiet kurzzeitig die zehnjährige Bundrendite bis auf 1,15% getrieben. Aber dieser Ausflug war im gegenwärtigen Handelsumfeld nicht von langer Dauer, Akteure stiegen wieder ein, was die Renditen erneut in den Rückwärtsgang schalten ließ.

In der neuen Woche stehen im Datenkalender die Einkaufsmanagerindizes für den Euroraum. Ohne Zweifel werden die August-Werte ihre Beachtung an den Märkten finden. Einen Tag späten stehen in den USA die Auftragseingänge in der Industrie für langlebige Güter an. Für Juli wird hier ein Zuwachs um noch 0,6% erwartet nach einem Plus von 2% im Monat davor. Ein weiteres viel beachtetes Stimmungsbarometer steht dann am Donnerstag auf dem Programm, und zwar das Ifo-Geschäftsklima. Für den Monat August erwarten die Volkswirte der Commerzbank einen Wert von 87,5 nach einem Stand von 88,6 Zählern im Monat zuvor. Aller Voraussicht nach wird sich somit auch hier eine Eintrübung der Stimmung einstellen, was auf zunehmende Rezessionssorgen schließen lassen würde.

Für die Märkte wohl zu spät

Zum Ende der neuen Handelswoche werden die Augen der Kapitalmarktakteure auf die USA gerichtet sein. Denn es steht dort die bekannte Notenbankersitzung in Jackson Hole auf dem Programm, die in den vergangenen Jahren ihre Schatten regelmäßig vorausgeworfen hat. Wahrscheinlich werden die Äußerungen der Notenbanker für die europäischen Märkte zu spät sein, um darauf noch mit Positionsanpassungen reagieren zu können. Aber Äußerungen von Fed-Vertretern im Vorfeld lassen bekanntlich auch Rückschlüsse auf Aussagen auf der Tagung zu.

Zum Ende der gerade abgelaufenen Woche äußerte sich der Chef der Fed von St. Louis, James Bullard. Er favorisiert eine Erhöhung des US-Leitzinses um 0,75 Prozentpunkte bei der nächsten Sitzung der US-Zentralbank im September. Die US-Notenbank sollte sich weiterhin zügig auf ein Zinsniveau bewegen, das die Inflation deutlich nach unten bringe, sagte Bullard dem „Wall Street Journal“. „Ich verstehe nicht, warum man Zinsanhebungen ins nächste Jahr hinauszögern sollte“, ergänzte er. Es werde rund 18 Monate dauern, bis die Preisentwicklung wieder auf das Niveau des Zielwerts der Fed von 2% komme.

Die US-Notenbank hatte die Fed Funds Rate im Juli kräftig um 0,75 Prozentpunkte angehoben. Das war so stark wie bereits im Monat Juni. Der Satz liegt derzeit in einer Spanne von 2,25 bis 2,50%. Die Währungshüter gehen davon aus, dass weitere Erhöhungen angemessen sein dürften. Das ließ sich auch aus dem Protokoll zur jüngsten Fed-Sitzung ab­lesen.

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