Anleihen

Intensives Verlangen nach hoher Rendite

Lokalwährungsanleihen locken Anleger in die SchwellenländerIn 12 Monaten waren damit 6 Prozent zu erzielen

Intensives Verlangen nach hoher Rendite

Solide Staatsfinanzen, stabile Bankensysteme, hohe Wachstumsraten: Viele Emerging Markets in Asien überzeugen durch ein positives fundamentales Umfeld. Für Investoren lohnt sich ein Blick auf die Lokalwährungsanleihen aus diesen Ländern. Von Kai JohannsenDie Emerging Markets rücken zunehmend in den Fokus der Investoren. Es gab in diesen Ländern zwar immer wieder Phasen, in denen die Finanzmärkte deutlich korrigierten. Letztlich fanden sie aber sehr schnell zum langfristig positiven Trend zurück. Unter dem Strich steht in diesen Volkswirtschaften dadurch eine gute Performance.Mittel- bis langfristig werden sich die wirtschaftlichen Fundamentaldaten und Trends wie Demografie und Wirtschaftswachstum immer wieder durchsetzen, sind sich Experten sicher. “Damit sich Anleger nicht so sehr um die Schwankungen um den langfristig positiven Trend sorgen müssen, sollten sie einen entsprechend längeren Horizont bei einem Investment in den Emerging Markets mitbringen. Wir raten zu mindestens drei bis fünf Jahren, eher etwas länger”, sagt Eugen Löffler, Managing Director und Head of Investments bei Allianz Global Investors Korea. Der Finanzmarktexperte ist davon überzeugt, dass asiatische Währungen mittel- bis langfristig weiter aufwerten werden. “Zwischenzeitliche Abwertungen sind deshalb immer eine gute Einstiegschance. Temporäre Korrekturen wird es immer wieder geben. Allerdings sind sie nicht das eigentliche Risiko für den Anleger. Das Risiko besteht darin, nicht oder nicht ausreichend genug am langfristig positiven Trend in diesen Ländern zu partizipieren”, sagt er.Im Anleihesegment werden insbesondere Lokalwährungsbonds aus diesen Ländern als attraktiv eingestuft, da sie nicht nur eine höhere Rendite als deutsche oder amerikanische Staatsanleihen bieten, sondern zusätzlich über ein signifikantes Aufwertungspotenzial auf der Währungsseite verfügen. Asien wird von Bondexperten als eigenständige Assetklasse betrachtet, die ein attraktives Rendite-RisikoProfil aufweist. 2012 betrug die Gesamtperformance asiatischer Anleihen 5,9 % gemessen am J.P. Morgan GBI-EM Broad Asia Index in Euro. Im ersten Quartal dieses Jahres waren es bereits 2,3 %. “Wir gehen davon aus, dass asiatische Bonds auch in der Zukunft attraktive Renditen bieten werden und dies nicht durch ein höheres Risiko erkauft werden muss, da sich asiatische Länder durch niedrige Staatsverschuldung, hohe Wachstumsraten und eine hohe Wettbewerbsfähigkeit auszeichnen”, sagt Löffler. In einer Prognose der Industrieländerorganisation OECD bezüglich des Wirtschaftswachstums bis zum Jahr 2060 belegen Indien, Indonesien und China die ersten drei Plätze. In Anbetracht der Größe dieser Länder, insbesondere mit Blick auf die Bevölkerung, handelt es sich um Giganten. Experten gehen deshalb davon aus, dass sie künftig auch auf den Kapitalmärkten Schwergewichte sein werden.Emerging Markets zeigen vielfach deutlich bessere Fundamentaldaten als entwickelte Volkswirtschaften, und zwar nicht nur im Hinblick auf die Wachstumsraten, sondern auch in puncto solide Staatsfinanzen, Stabilität des Bankensystems und Dynamik des Unternehmenssektors. Auch das demografische Umfeld stufen Volkswirte in diesen Staaten als günstiger ein als in den entwickelten Ländern. Emerging Markets werden immer mit hohen Wachstumsraten des Bruttoinlandsprodukts verbunden, bis zuletzt aber auch mit hohen Risiken, denn sie zeichneten sich in der Vergangenheit oftmals durch erratische Wachstumsschwankungen aus: Rezessionen waren dort häufig gravierender als in den entwickelten Volkswirtschaften, und es dauerte länger, bis wirtschaftliche Einbrüche wieder aufgeholt waren. “In der globalen Finanzkrise zeigte sich plötzlich ein Umbruch, denn die entwickelten Länder verhielten sich wie zuvor die Entwicklungsländer. Auf einen kräftigen Konjunktureinbruch folgte eine ausbleibende oder nur sehr zähe beziehungsweise verhaltene Erholung. Asien zeigte eine schnellere Erholung”, sagt Löffler.Im Hinblick auf das Wirtschaftswachstum sind die Schwellenländer mehr noch als in der Vergangenheit den entwickelten Volkswirtschaften voraus, und das trotz eines Rückgangs der Wachstumsraten im Gefolge der globalen Wirtschaftsschwäche. 70 % des globalen Wirtschaftswachstums entfallen auf die aufstrebenden Staaten, und auf der Exportseite sind sie derzeit von der Schwäche der Weltwirtschaft betroffen. Inzwischen gibt es aber auch einen aktiven Handel untereinander. Viele Schwellenländer profitieren außerdem von einer starken Inlandsnachfrage. 40 % des weltweiten Konsums entfallen laut Experten auf die Emerging Markets. Das Niveau der Staatsverschuldung (Verschuldung in Bezug auf das Bruttoinlandsprodukt) liegt in den Schwellenländern in etwa bei einem Drittel des Niveaus in den entwickelten Volkswirtschaften. Nur wenige Länder haben Verschuldungsniveaus von mehr als 50 %. Die staatlichen Budgetdefizite sind in den entwickelten Ländern dreimal höher als in den Emerging Markets. Auch in dieser Hinsicht schneiden diese Länder deshalb bei den Investoren gut ab. Hohe Wettbewerbsfähigkeit, niedrige VerschuldungEine niedrige Staatsverschuldung allein gewährt allerdings noch keine Garantie für künftige Stabilität. “Auch Spanien hatte mal eine niedrige Staatsverschuldung, bevor das Land im Zuge der globalen Finanzkrise in die bis heute anhaltenden Probleme geriet. Das Gleiche gilt für die asiatischen Länder vor Ausbruch der Asienkrise”, sagt Löffler. Asien stehe heute aber anders da: Eine niedrige Staatsverschuldung gehe mit hohen Fremdwährungsreserven und Zahlungsbilanzüberschüssen einher. Nachhaltiges wirtschaftliches Wachstum und eine hohe Wettbewerbsfähigkeit der Industrie gelten mit Blick auf nachhaltige Stabilität als noch wichtiger als eine niedrige Staatsverschuldung. “Genau hier kann Asien punkten, was asiatische Bonds so attraktiv macht”, so Löffler.Die asiatischen Bondmärkte reflektieren diese Entwicklung verständlicherweise bereits. Die Zinsen liegen deutlich niedriger und die Spreads klar enger als in der Vergangenheit. Dennoch sind die Zinsen in den meisten Ländern dieser Region noch spürbar höher als in den globalen Kernmärkten. In Ländern wie Korea, Malaysia, Thailand oder den Philippinen liegt die Rendite zehnjähriger Staatsanleihen bei rund 3 %. In Indonesien und Indien liegen die Sätze sogar noch deutlich höher. Hinzu kommt für Investoren die Chance auf substanzielle Währungsaufwertungen auf mittlere und lange Sicht.In den Schwellenländern gibt es natürlich auch noch einiges zu verbessern: China steht laut Experten vor der großen Herausforderung, das bisher von der immensen Investitionstätigkeit und Exportwirtschaft getragene Wachstum ohne größere Turbulenzen in ein stärker inlandsnachfrageorientiertes Wachstum zu überführen. Indien hat für Experten ebenfalls ein großes Entwicklungspotenzial, müsse aber darauf achten, die institutionellen und infrastrukturellen Voraussetzungen zu schaffen, damit dieses Potenzial auch umfänglich genutzt werden kann. “Wir sind allerdings davon überzeugt, dass beide Länder ihre unterschiedlichen Herausforderungen erfolgreich meistern werden. Es wird viel über die aktuelle und noch bevorstehende Wachstumsabschwächung in China diskutiert. Allerdings wird aller Voraussicht nach das langfristige Wachstum Chinas über die nächsten Jahrzehnte immer noch deutlich über dem Wachstum der meisten anderen Volkswirtschaften liegen”, sagt Löffler. Das Pro-Kopf-Einkommen in China liegt zu vergleichbaren Preisen bei knapp einem Fünftel des US-amerikanischen Niveaus. Japan hatte bereits fast 70 % des US-Niveaus erreicht, als sich dort die Wachstumsrate auf 5 % halbierte. Chinas Urbanisierungsrate liegt bei knapp mehr als 50 %. In den USA sind es weit mehr als 80 %. Experten schätzen, dass China bei einer Fortsetzung des Urbanisierungstrends bis zum Jahr 2025 allein noch weitere 20 000 bis 50 000 neue Hochhäuser benötigen wird. “Bei aller Prognoseungenauigkeit zeigen diese Zahlen, dass auch das Infrastruktur- und Immobilienmarktwachstum in China längst noch nicht das Ende erreicht hat”, so Löffler.