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Internationalisierung des Renminbi

Von Stefan Grünwald *) Börsen-Zeitung, 7.6.2016 In den vergangenen Jahren schritten die Internationalisierung der chinesischen Festlandwährung, des Renminbi, und die Einbindung Chinas in das Weltfinanzsystemstetig stetig voran. Als nächsten Schritt...

Internationalisierung des Renminbi

Von Stefan Grünwald *)In den vergangenen Jahren schritten die Internationalisierung der chinesischen Festlandwährung, des Renminbi, und die Einbindung Chinas in das Weltfinanzsystemstetig stetig voran. Als nächsten Schritt wird der Internationale Währungsfonds (IWF) die chinesische Währung im Oktober 2016 in seinen Währungskorb aufnehmen. Dann ist der Renminbi neben Dollar, Pfund, Yen und Euro die fünfte Weltreservewährung. Ein “Meilenstein der Integration der chinesischen Wirtschaft in das globale Finanzsystem”, wie es IWF-Chefin Christine Lagarde ausdrückte.Aktuell kann der Renminbi im Unterschied zu anderen Währungen nur sehr eingeschränkt an den Weltmärkten gehandelt werden. Bis September 2015 wurde von der chinesischen Zentralbank zudem ein täglicher Referenzkurs versus den US-Dollar festgelegt, gegenüber dem die Währung eingeschränkt fluktuieren durfte. Erst im Spätsommer 2015 setzte die chinesische Regierung mit der teilweisen Entkoppelung seiner Währung vom US-Dollar konkrete Schritte hin in Richtung Liberalisierung.Das tägliche Fixing wird nicht mehr von der Zentralbank direkt, sondern täglich vom gehandelten lokalen Renminbi-Kurs bestimmt. Zudem richtet die Zentralbank ihre Währungspolitik nicht mehr allein gegenüber dem US-Dollar, sondern gegenüber einem globalen Währungskorb aus. Ein Schritt, der nicht ohne Folgen blieb: Die Währung wertete auf einen Schlag 3 % gegenüber dem US-Dollar ab. Dennoch war die Marktreferenz bei der Festsetzung des Fixings durch die Zentralbank eine zentrale Voraussetzung für die Aufnahme des Renminbi in den IWF-Währungskorb. Die neue Volatilität der früher so einschätzbaren Währung bereitete jedoch Marktteilnehmern Sorge – und zwar nicht nur chinesischen Währungsspekulanten, die sukzessive ihre Positionen schlossen und für starke Abflüsse sorgten. Global war schon von einem neuen Währungskrieg die Rede. Strukturelle TransformationHinzu kommt, dass China gerade versucht, sich von einer exportorientierten Industrie zu einer von Inlandsnachfrage getriebenen Dienstleistungsvolkswirtschaft zu entwickeln. Es steht jetzt nicht mehr nur billiges Produzieren im Vordergrund, das Land möchte die Hochtechnologie als auch den Inlandskonsum fördern und Überkapazitäten in den Grundstoffsektoren abbauen. Dieser Prozess wird Jahre dauern und letztlich zu weniger Abhängigkeit vom Ausland führen, aber auch dazu, dass die Wachstumsraten nicht mehr so exorbitant hoch sein werden. Das ist eine normale Entwicklung bei so einer gravierenden strukturellen Transformation.Und auch wenn zweistellige Wachstumsraten nicht mehr zu erwarten sind, so ist China dennoch für knapp ein Fünftel der Weltwirtschaft verantwortlich. Wenn also die Nachfrage in China nachlässt, hat dies auch Implikationen auf den Rest der Welt, Befürchtungen über das chinesische Wachstum trugen daher zur Verunsicherung der globalen Kapitalmärkte bei. Orientierung am MarktAuch wenn all dies – im Zusammenspiel mit der Verschlechterung des Immobilienmarktes und einem steigenden Kreditwachstum – kurzfristig zu Korrekturen an den globalen Kapitalmärkten geführt hat, sind Chinas Bekenntnis zu Strukturreformen und die Liberalisierung seines Finanzmarktes wichtig für die Weiterentwicklung des Landes. Inzwischen haben sich die meisten Marktteilnehmer daran gewöhnt, dass sich der Wechselkurs stärker nach den Marktkräften orientiert als zuvor. Die Währung hat sich seit ihrem Tief wieder stabilisiert, ebenso ist ein gravierender Einbruch des Wirtschaftswachstums ausgeblieben und auch der Immobilienmarkt hat wieder Boden gewonnen. Auch die Kennzahlen des Dienstleistungssektors zeigen sich stabil. Der Druck auf die Währung durch Kapitalabflüsse hat abgenommen. Das Thema China ist wieder aus dem Markt, auch wenn die Währung gegenüber dem Dollar leicht schwächer gesehen wird.Unternehmen und Investoren haben sich jedenfalls auf die neue Dynamik einstellen müssen. Der Liberalisierungsprozess der chinesischen Kapitalbilanz und der Währung wird weitergehen. Und tatsächlich könnte der chinesische Anleihemarkt auch schon recht bald Eingang in die globalen Emerging-Markets-Anleihen-Indizes finden. Ausländische Investoren können dann leichter direkt in China investieren und an der Entwicklung des chinesischen Anleihenmarkts partizipieren. Eine zur Gänze internationalisierte Währung bleibt vorläufig jedoch ein längerfristiges Ziel.Zusammengefasst bedeutet dies, dass die chinesische Währung im Moment – verglichen mit anderen Schwellenländer-Währungen – eher weniger attraktiv ist. Doch ist China allein aufgrund seiner Größe und Bedeutung immer ein Gradmesser.—-Stefan Grünwald ist Fondsmanager im Team Anleihen CEE & Global Emerging Markets bei Raiffeisen Capital Management.