Im InterviewJames Butterfill, Coinshares

„Wir könnten Ende 2025 über 120.000 Dollar liegen“

James Butterfill, Krypto-Experte von Coinshares, blickt trotz der Bitcoin-Talfahrt der letzten Wochen positiv in die Zukunft. Im Interview der Börsen-Zeitung erklärt Butterfill, was den Kurs zuletzt gedrückt hat, was ihn so optimistisch für die Zukunft macht und was er von Donald Trumps Krypto-Reserve hält.

„Wir könnten Ende 2025 über 120.000 Dollar liegen“

Im Interview: James Butterfill

„Wir könnten Ende 2025 über 120.000 Dollar liegen“

Coinshares-Experte sieht Ende der Korrektur bei Bitcoin – Kryptowährung stabiler als Aktien oder Rohstoffe – Trumps Pläne haben überrascht

James Butterfill, Krypto-Experte von Coinshares, blickt trotz der Bitcoin-Talfahrt der letzten Wochen positiv in die Zukunft. Im Interview der Börsen-Zeitung erklärt Butterfill, was den Kurs zuletzt gedrückt hat, was ihn so optimistisch für die Zukunft macht und was er von Donald Trumps Krypto-Reserve hält.

Herr Butterfill, in den letzten Wochen gab es rekordhohe Abflüsse bei Bitcoin, aber auch bei kleineren Kryptowährungen wie Ethereum und Solana. Erwarten Sie, dass das so weitergeht?

Man muss das in den Kontext stellen, dass wir nach der US-Wahl 19 Wochen lang Zuflüsse von insgesamt 29 Mrd. Dollar verzeichneten, das ist ein Rekord an Zuflüssen. Gleichzeitig ist der Preis für Bitcoin um 55% gestiegen. Es war daher durchaus zu erwarten, dass es zu einer gewissen Korrektur kommen wird. Bisher beläuft sich diese auf insgesamt sechs Mrd. Dollar, auch der Bitcoin-Preis ist gesunken.

Ist damit die Talsohle erreicht?

Ich glaube, dass wir kurz vor dem Ende der Korrektur stehen. Es gab zuletzt 17 aufeinander folgende Tage mit Abflüssen (Das Interview wurde am 18. März geführt, Anmerkung der Redaktion). Das ist die größte Baisse, die die Märkte je erlebt haben. Wir haben auf jeden Fall gesehen, dass der Kurs den gleitenden 200-Tage-Durchschnitt bei 77.000 Dollar erreicht hat und dort auf eine Menge Widerstand gestoßen ist. Seither hat er sich schnell erholt.

Was bewegt den Bitcoin?

Bitcoin wird inzwischen sehr stark von der Makroökonomie beeinflusst. Alles, was politisch negativ oder positiv ist, hat Auswirkungen auf den Kurs. Die Schaffung einer strategischen Reserve durch Trump war positiv für Bitcoin, aber der Markt hat es negativ aufgenommen, weil es keine zusätzlichen Käufe gibt. In letzter Zeit hatten wir zudem einige recht schwache Makrodaten. Sehr schlechte Daten zur Verbraucherstimmung in Michigan. Die Handelszölle werden sich sehr negativ auf das Wirtschaftswachstum auswirken. Dafür wetten die Leute jetzt darauf, dass die Zinssätze der Fed eher dovish sein werden. In der Folge würde sich der Bitcoin-Preis erholen.

Donald Trump ist ein gutes Stichwort. Er wurde lange als Segen für die Kryptomärkte betrachtet. Inzwischen geht es mit den Kursen aber schon länger abwärts. Ist er inzwischen eher ein Fluch?

Bitcoin ist die einzige Anlageklasse in den USA, die noch über den Kursen zum Zeitpunkt der US-Wahl liegt. Aktien sind runter, Rohstoffe sind runter. Für Bitcoin sieht es definitiv positiver aus. Als es um das strategische Reserve-Asset Bitcoin ging, haben sich die Leute stärker mit dem Negativen beschäftigt. Für mich war das ungerechtfertigt. Diese Reserve ist für Bitcoin eine sehr positive Sache, auch wenn nicht Trump sofort Bitcoin kauft, wie es die Märkte gerne hätten. Aber es ist eine massive positive Entwicklung für die Branche, weil das einfach eine weitere Ebene der Genehmigung ist. Wir haben die SEC, die Bitcoin-ETFs zulässt, und die Regierung, die jetzt ein strategisches Reserve-Asset schafft, und wir sehen bereits, dass andere Regierungen dies ebenfalls in Betracht ziehen. So hat Marokko kürzlich Bitcoin legalisiert. Wir haben gesehen, dass Mubadala, der Staatsfonds von Abu Dhabi, Bitcoin kauft. Daher denke ich, dass dies längerfristig sehr positiv zu sehen ist.

Angesichts der jüngsten Kursverluste, waren die Hoffnungen, die Krypto-Investoren in die Präsidentschaft von Trump gesetzt haben, vielleicht auch einfach übertrieben hoch?

Ich denke, es war eine Kombination aus mehreren Dingen. Die Handelszölle und die wirtschaftliche Unsicherheit haben Risiko-Assets wie Bitcoin sicher nicht geholfen. Der Krypto-Markt hat zudem negativ darauf reagiert, als Trump sagte, dass er nur die vorhandenen Bitcoin behalten, aber keine weiteren kaufen will. Darüber waren die Märkte enttäuscht. Dazu kommt, dass die Menschen erkannt haben, dass Handelsbeziehungen ziemlich inflationär sein können und auch die US-Wirtschaft angreifen, was letztendlich in einer Stagflation enden könnte. Aber auch wenn die erste Marktreaktion negativ war, glaube ich, dass sich die Stimmung drehen wird und langfristig den Bitcoin-Preis unterstützen wird.

Trumps geplante Krypto-Reserve soll auch andere Währungen als den Bitcoin enthalten. Hat Sie das überrascht und wie schätzen Sie das ein?

Ich war überrascht, weil es keinen Sinn macht. Es ist eine seltsame Entscheidung. Bitcoin hebt sich von allen anderen Kryptowährungen ab. Es ist ein Wertaufbewahrungsmittel wie Gold, das im Grunde genommen keine Dienstleistung für jedermann darstellt. Alle anderen Kryptowährungen sind dagegen im Wesentlichen eine Art technische Lösung für einen technischen Punkt. Was XRP oder Solana für die strategische Reserve angeht, muss ich sagen, dass diese noch keine gut etablierten Preisschienen haben. Für mich ist das ziemlich rätselhaft und ich würde Fragen zum Portfoliomanagement stellen. Wir haben jetzt aber erstmal die Durchführungsverordnung von Trump gesehen und da wird nichts von anderen Kryptowährungen erwähnt.

Für neue Verunsicherung hat zuletzt der Hack bei Bybit gesorgt. Zudem hat der argentinische Präsident Javier Milei kurzzeitig eine fragwürdige Kryptowährung angepriesen. Ist das nicht Wasser auf die Mühlen der Krypto-Kritiker, dass die ganze Asset-Klasse irgendwie unseriös ist?

Das ist ein bisschen so, als würde man sagen, Bernie Madoff sei schlecht für die Aktienmärkte. Irgendwie ist das irrelevant. Ich fürchte aber, dass viele Investoren die Unterschiede zwischen den verschiedenen Kryptowährungen nicht wirklich verstanden haben. Es gibt eine Menge Leute, die sich auf das einlassen, was man „Rug Pulls“ nennt, d.h. sie lassen sich mit Pump-and-Dump-Sachen (Aufpumpen und wegwerfen, Anmerkung der Redaktion) über den Teppich ziehen. Sachen wie der Trump Coin, Melania Coin oder Libre von Milei. Und es ist traurig zu sehen, dass einige Regierungsbeamte da mitmachen. Aber das ist nichts, was wir wirklich kontrollieren können – außer, die Krypto-Assets mit soliden Fundamentaldaten zu identifizieren.

Werfen wir einen Blick in die Zukunft: Welche Entwicklungen könnten Bitcoin und Co. neuen Rückenwind geben?

Momentan gibt es eine Menge Unsicherheit. Wir wissen immer noch nicht, welche Auswirkungen die Zölle haben werden. Wir wissen nicht, wie aggressiv die Zölle sein werden. Wir befinden uns in einer Situation, in der die Zölle zu einer Stagflation führen könnten. Und ein rezessives Umfeld ist ziemlich schlecht für Bitcoin und andere Risikoanlagen. Das ist der Punkt, an dem wir eine Entkopplung zwischen Aktien und Bitcoin sehen werden. Die Menschen werden erkennen, dass die Fed nur wenig Kontrolle über die Wirtschaft hat. In einem Stagflationsumfeld kann man das Wachstum nicht durch eine Senkung der Geldpolitik ankurbeln, weil man damit auch die Inflation anheizen würde. Diese Art von Ohnmacht der Zentralbanken wird am Ende etwas wie Bitcoin ziemlich unterstützen. Ich könnte mir durchaus eine Situation vorstellen, in der wir einen sehr kurzfristigen Anstieg der Inflation aufgrund der Handelspolitik erleben, sie danach aber wieder fällt und bei 2% landen wird. Und natürlich haben auch die Märkte eine Reihe von Zinssenkungen im Laufe des Jahres eingepreist.

Und dann wird sich auch Bitcoin erholen?

Ich denke, ja. Aber es gibt auch Leute, die es lieben, zu spekulieren. Sie lieben es, in diese Pump-and-Dump-Sachen einzusteigen. Wenn sich der Bitcoin erholt, dann wird es auch eine Rückkehr zu solchen Meme-Coin-Investitionen geben. Dass wir in diesem Zyklus noch keine Coin-Saison erlebt haben, zeigt uns aber auch, dass die Investoren anfangen, sehr viel kritischer zu werden, wenn es darum geht, in welche digitalen Vermögenswerte sie investieren.

Wo sehen Sie Bitcoin am Ende des Jahres?

Ich erwarte eine lockerere Geldpolitik. Daher denke ich, dass wir am Jahresende leicht über 100.000 oder 120.000 Dollar liegen könnten.

Zur Person: James Butterfill ist Head of Research und seit Mai 2020 bei Coinshares. Seine Aufgaben umfassen neben der Marktanalyse und Recherche die Ausarbeitung und Erstellung von fundierten Research-Whitepapers zu Anlagethemen sowie die Identifikation von Anlagemöglichkeiten im Bereich der digitalen Vermögensanlage. Butterfill verfügt über mehr als 20 Jahre Branchenerfahrung in den Bereichen Portfoliomanagement, Investmentbanking und Vermögensverwaltung.

Das Interview führte Tobias Möllers.

Das Interview führte Tobias Möllers. Das vollständige Interview lesen Sie auf boersen-zeitung.de.