GELD ODER BRIEF

Intesa Sanpaolo wird zur "numero uno"

Von Thesy Kness-Bastaroli, Mailand Börsen-Zeitung, 25.9.2015 Seit Wochenbeginn ist Banca Intesa Sanpaolo erstmals im Euro Stoxx 50 mit einer Gewichtung von ca. 1,22 % vertreten. Die Bank avancierte auch kürzlich zur "numero uno" am Mailänder...

Intesa Sanpaolo wird zur "numero uno"

Von Thesy Kness-Bastaroli, MailandSeit Wochenbeginn ist Banca Intesa Sanpaolo erstmals im Euro Stoxx 50 mit einer Gewichtung von ca. 1,22 % vertreten. Die Bank avancierte auch kürzlich zur “numero uno” am Mailänder Aktienmarkt. Mit einer Kapitalisierung von 49,2 Mrd. verdrängte sie das jahrelang höchstkapitalisierte Unternehmen an der Mailänder Börse, den Erdölmulti Eni, auf Rang 2. Ausschlaggebend für die positive Kursentwicklung bei Intesa Sanpaolo, die innerhalb der letzten zwölf Monate mit 27 % deutlich stärker zulegten als der Branchenindex der Banken mit 7,1 % bzw. der allgemeine Index FTSE MIB mit 5,3 %, ist nicht nur die großzügiger gewordene Dividendenpolitik. Auch hat das Management den Fokus auf das Assetmanagement und Private Banking gelegt. Zudem weist Intesa Sanpaolo ein Überschusskapital von über 10 Mrd. Euro auf. Börsenwert verdoppeltDer ehemalige Finanzchef der Bank, Carlo Messina, steht Intesa Sanpaolo seit zwei Jahren als CEO vor. In dieser Zeit hat sich nicht nur die Marktkapitalisierung auf 49,2 Mrd. Euro mehr als verdoppelt. Intesa Sanpaolo soll gemeinsam mit Mediobanca beim Stresstest besser als die anderen elf italienischen Banken abgeschnitten haben und in die Klasse 2 mit einem relativ niedrigen Risikogehalt eingeordnet worden sein. Die Cet-1-Ratio machte zur Jahresmitte 13,6 % aus. Laut den Mediobanca-Analysten soll sich aber die Kernkapitalquote von 12,6 % im laufenden Jahr auf 12,1 % im Jahr 2017 verringern.Positiv ist die Entwicklung der Bank auf der Kostenseite. Dafür sind zweifellos auch die im Gang befindlichen Restrukturierungen entscheidend. Mit einer Cost-Income-Ratio von 45,1 % zur Jahresmitte 2015 schneiden die Mailänder besser ab als der Durchschnitt der italienischen Kreditinstitute und liegen auch im europäischen Vergleich im Spitzenfeld. Laut Citi-Research soll das Kosten-Ertrags-Verhältnis bis 2018 auf 44 % sinken.Im ersten Halbjahr hat Intesa Sanpaolo mit einem Nettogewinn von 2 Mrd. Euro nicht nur das beste Halbjahresergebnis seit Bestehen der Bank im Jahr 2007 geschrieben. Mit dem Halbjahresgewinn ist auch die für das laufende Jahr angekündigte Dividendenausschüttung von 2 Mrd. Euro bereits voll gedeckt. Bereits 2015 wurde die Dividende pro Aktie um 25 % auf 15 Cent erhöht. Kepler-Cheuvreux-Analystin Anna Maria Benassi erwartet für 2016 eine Dividende von 19 Cent und für 2017 von 26 Cent, während Mediobanca-Analyst Antonio Guglielmi bis 2017 eine Dividende von 24 Cent pro Aktie vorsieht. Der Konsensus von 12 Analysten geht von Dividendenerhöhungen bis 2017 aus. Der Gewinn pro Aktie soll sich von 23 Cent im laufenden Jahr auf 28 Cent bis 2017 erhöhen.Bankexperte Stefano Caselli von der Mailänder Bocconi-Universität bewertet den Fokus von Intesa Sanpaolo auf das Wealth Management positiv. Auch die Analysten von Mediobanca und Morgan Stanley sehen darin eine höhere Profitabilität als in anderen Segmenten. Denn in Italien legen die Bürger viel auf die hohe Kante: Die Sparquote von derzeit 11,6 % (2012: 9 %) soll im nächsten Jahr infolge des verbesserten konjunkturellen Umfeldes und der vorgesehenen Steuererleichterungen auf Immobilienwerte weiter zunehmen. Italiens größter Vermögensverwalter, die von Banca Intesa Sanpaolo kontrollierte Banca Fideuram, ist kürzlich mit Intesa Private Banking zusammengegangen. Dadurch ist Italiens größte Wealth-Management-Gruppe sowohl im Private Banking als auch bei der Vermögensverwaltung entstanden. Nun ist die Gruppe auf der Suche nach einem weiteren Private-Banking-Partner im In- oder Ausland. “Wenn wir eine Akquisition getätigt haben, werden wir an die Börse gehen”, bestätigt CEO Carlo Messina. Analysten spekulieren über ein baldiges IPO mit einer Börsenkapitalisierung von über 10 Mrd. Euro. Zweifellos wird die künftige “große Fideuram” zum drittgrößten Bankenwert an der Mailänder Börse avancieren. Intesa Sanpaolo weist derzeit eine Marktkapitalisierung von knapp 50 Mrd. Euro, Unicredit von 33 Mrd. Euro auf. Banca Fideuram ist bereits seit 2010 für einen Börsengang gerüstet. Das IPO wurde u.a. wegen der negativen Entwicklung an den Finanzmärkten immer wieder ad acta gelegt. Ende Juni 2015 zählte Fideuram Intesa Private Banking knapp 700 000 Kunden und verwaltete ein Vermögen von 188,6 Mrd. Euro, 5 % mehr als zu Jahresende 2014. Die zu 100 % von Intesa Sanpaolo kontrollierte Fideuram-Gruppe hat ihren Nettogewinn in den ersten sechs Monaten um 42,6 % auf 415,5 Mill. Euro gesteigert. Derzeit konzentriert sich CEO Paolo Molesini auf internes Wachstum und Expansion in der Schweiz und in Großbritannien. In London soll die Präsenz ausgebaut und in China eine neue Wealth-Management-Einheit gegründet werden. Auch im Versicherungssektor (Intesa Sanpaolo Vita) steht eine Neuordnung und Internationalisierung bevor. Lösung für ProblemkrediteWas die Achillesferse der italienischen Banken betrifft, den hohen Anteil von Problemkrediten, so hat Intesa Sanpaolo dafür eine bankinterne Lösung gefunden und ist nicht auf die Einrichtung einer Bad Bank angewiesen. Auch hat sie gemeinsam mit Unicredit und KKR eine neue Gesellschaft gegründet, in die ein Teil der notleidenden Kredite ausgelagert werden. Zur Jahresmitte haben sich die Rückstellungen für Problemkredite um über ein Drittel auf 1,6 Mrd. Euro im Jahresvergleich verringert.Die Analysten von Citi, Exane, Equita, Kepler Cheuvreux, Société Générale, Morgan Stanley und Mediobanca haben in den letzten Wochen ihre Kursziele nach oben korrigiert. Sie bewegen sich zwischen 3,60 Euro bei Mediobanca Securities bis zu 4,30 Euro bei Bank of America Merrill Lynch. Derzeit notieren die Aktien bei 3,06 Euro. Den Jahreshöchstwert erreichten sie am 20. Juli mit 3,654 Euro. Morgan Stanley stuft die Bankaktien mit “Overweight” ein, während Kepler Cheuvreux ebenso wie Société Générale (Kursziel 3,65 Euro) zum Kauf der Aktien raten.