Investitionen in disruptive Unternehmen
sts Frankfurt – Als bei Facebook wegen der Aufstockung des Personals die Gewinnmarge einbrach, hat dies viele Investoren gestört. Nicht so Baillie Gifford. Facebook könne nun ihre Probleme mit der Regulierung reduzieren, was langfristig positiv sei, sagte Stuart Dunbar, Partner des schottischen Assetmanagers, während eines Pressegesprächs am Mittwoch in Frankfurt – und natürlich habe man das Thema persönlich mit Facebook-Boss Mark Zuckerberg durchdiskutiert.Die Episode illustriert die Strategie des 1908 gegründeten Unternehmens aus Edinburgh, das aktuell ein Vermögen von rund 220 Mrd. Euro verwaltet. Seit kurzem ist es in Frankfurt mit einem Büro vertreten, von wo aus die Märkte in Deutschland und Österreich beackert werden sollen. Der seit Jahresbeginn amtierende Deutschland-Chef David Gaschik spricht im Hinblick auf die Anlagephilosophie von “echtem Investieren”, worunter ein langfristiger Zeithorizont zu verstehen sei. Fünf institutionelle Mandate habe man in Deutschland schon an Land gezogen.”Wir versuchen in Disruption zu investieren und nicht in jenen Unternehmen investiert zu sein, die disruptiert werden”, erläuterte Dunbar, einer von 43 aktiven Partnern von Baillie Gifford. Als Voraussetzung für die Investition in ein Unternehmen gelte die Erwartung, dass sich dessen Marktkapitalisierung in den nächsten fünf Jahren mindestens verdoppelt, in aggressiven Portfolien setze man eine Verfünffachung des Unternehmenswertes in fünf Jahren voraus. Dabei sei der Fokus immer auf einzelne Unternehmen und ihre Wachstumsperspektiven gerichtet, die durchschnittliche Haltezeit betrage sieben bis zehn Jahre. “Aktienmärkte interessieren mich nicht”, betonte Dunbar.Mit dieser Strategie erzielt Baillie Gifford laut Dunbar eine jährliche Rendite von drei bis vier Prozentpunkten oberhalb der Rendite des Aktienmarktes, so dass sich langfristige eine Rendite von 9 bis 10 % jährlich ergebe. Allerdings: Der Preis für die hohe Rendite sei eine hohe Volatilität.Bei der Auswahl von Anlagezielen bevorzuge Baillie Gifford “Unternehmen mit global skalierbarer Technologie”, die zugleich auch bereit seien, sich an Veränderungen des Umfeldes anzupassen. Am besten finde man die derzeit an der US-Westküste und der chinesischen Ostküste, aus Europa komme diesbezüglich wenig. Im Kernportfolio ist Rocket Internet mit einem Anteil von 0,7 % einer der kleinsten und der einzige deutsche Wert. “Vielleicht ist es eine gute deutsche Start-up-Firma, wir sind aber nicht richtig überzeugt. Sie haben bei einigen Positionen zu früh verkauft”, sagte Dunbar.Top-Positionen in diesem Portfolio sind aktuell Amazon, Illumina, Tencent, Alibaba und Tesla, wo man einer der größten Aktionäre ist. Hinzu kommen Investitionen in nicht-börsennotierte Unternehmen, ohne jedoch aktivistisch zu werden.