Investoren bleiben AIM treu
bl Mailand – Das Mailänder Small-Cap-Segment AIM erweist sich mit bisher 31 Börsengängen auch 2019 als sehr dynamisch. “Das waren nach London die meisten IPOs in Europa in diesem Jahr”, berichtete Anna Lambiase, CEO von IR Top. Ihr Unternehmen berät Mittelständler beim Börsengang und ist Partner der Borsa Italiana. In den restlichen Börsensegmenten in Mailand gab es in diesem Jahr dagegen bisher nur fünf Börsengänge, wobei das IPO des Zahlungsdienstleisters Nexi hervorsticht. Es war einer der größten Börsengänge des Jahres in Europa. Dagegen sagten der Jachtenhersteller Ferretti und der Audiospezialist RCF im Oktober ihr Going Public wegen des schlechten Börsenumfeldes ab.AIM weist nun 133 Unternehmen auf, die zusammen auf einen Umsatz von 6,3 Mrd. Euro und eine Marktkapitalisierung von 6,8 Mrd. Euro kommen. Sie haben insgesamt 3,8 Mrd. Euro durch ihre Börsengänge eingesammelt. Lambiase erwartet 2020 ein Anhalten der Dynamik, obwohl der einstige Vorzeigewert Bio-on für negative Schlagzeilen gesorgt hat. Die Staatsanwaltschaft Bologna hatte im Oktober Ermittlungen wegen der Verbreitung falscher Informationen und Marktmanipulation aufgenommen. Der Aufsichtsratsvorsitzende Marco Astorri wurde zeitweise unter Hausarrest gestellt, die Aktie von der Notierung ausgesetzt, 150 Mill. Euro sichergestellt. Der Hersteller von biologisch abbaubarem Plastik wurde mit bis zu 1,3 Mrd. Euro bewertet und stand zeitweise für ein Viertel des Börsenwerts aller AIM-Unternehmen. Der Fall Bio-on ließ auch den AIM-Index deutlich zurückgehen.”Dieser Fall scheint institutionelle Investoren nicht abgeschreckt zu haben”, sage Lambiase der Börsen-Zeitung. Auch bei den jüngsten Börseneinführungen sei “die Nachfrage deutlich größer als das Angebot” gewesen. Das Risiko in diesem Segment sei “ohne Zweifel größer als im ,großen` Börsensegment” und verlange mehr Aufmerksamkeit im Hinblick auf die Fundamentaldaten eines Unternehmens. Sie räumte ein, dass bei Bio-on “die Kapitalisierung davon vollkommen abgehoben war.” Als mögliches Korrektiv sieht sie eine bessere Abdeckung solcher Werte durch “unabhängige Finanzanalysten, die solche Werte mit der nötigen Kompetenz einschätzen”.Das Mailänder Small-Cap-Segment erlaubt Mittelständlern einen erleichterten und günstigeren Zugang zur Börse. So gibt es etwa steuerliche Anreize. Auch Raffaele Jerusalmi, Chef der Borsa Italiana, sieht aber keine Notwendigkeit, die Zugangsregeln zu verschärfen. Der Zeitung “Il Sole 24 Ore” sagte er, man könne immer etwas verbessern. “Aber wenn man einen Markt mit erleichterten Zugangsbedingungen für Mittelständler haben will, dann wird dort das Risiko immer größer sein.”