Offenmarktgeschäfte

Investoren parken weniger Geld bei der Fed

Die Transaktionsvolumina im Rahmen der Übernacht-Repo-Fazilität der Fed sinken nach einem Boom. Beobachter hoffen, dass sich die beteiligten Geldmarktfonds nun eher auf den Treasury-Primärmarkt stürzen – doch Analysten bezweifeln dies.

Investoren parken weniger Geld bei der Fed

Investoren parken weniger Geld bei der Fed

Reverse-Repo-Transaktionen gehen zurück – Hoffnung auf Interesse an T-Bill-Emissionen

xaw New York

Geldmarktfonds parken wieder weniger überschüssiges Cash bei der US-Notenbank. So sind die Transaktionsvolumina im Rahmen der Overnight Reverse Repurchase Facility (ON RRP) der Federal Reserve Ende der vergangenen Woche erstmals seit einem Jahr unter die Marke von 2 Bill. Dollar gefallen.

Die Übernachttransaktionen stellen einen wichtigen Teil der Offenmarktgeschäfte der Notenbank dar und sollen dazu beitragen, die Geldmenge effektiv zu managen. Teilnehmer kaufen dabei Wertpapiere von der Fed, die diese am nächsten Tag für einen höheren Preis zurückkauft. Die Differenz zwischen Kauf- und Verkaufspreis streichen an der ON RRP beteiligte Investoren als Zinserträge ein.

Infolge der restriktiven Geldpolitik, eines niedrigeren Angebots an kurzlaufenden US-Staatsanleihen und hoher Volatilität war die als hochsicher geltende Repo-Fazilität für Geldmarktfonds deutlich attraktiver geworden. Laut der Fed von New York kletterten die Transaktionsvolumina Ende 2022 auf ein Rekordniveau von über 2,5 Bill. Dollar. Vor dem Jahr 2021 erreichten die täglichen Werte höchstens mehrere 100 Mrd. Dollar.

Der Boom der ON RRP weckt indes Sorgen um die Finanzmarktstabilität. Denn die Geldmarktfonds, deren Mittel zuletzt in die Übernachfazilität geströmt sind, werden als Teilnehmer an Auktionen der Treasury gebraucht. Nach der Einigung um die US-Schuldenobergrenze rollt eine Emissionsflut auf die Finanzmärkte zu: J.P. Morgan rechnet bis Ende September mit einem Neuangebot an Schatzwechseln im Volumen von 850 Mrd. Dollar.

Zinsaufschläge nötig

Weil die als Primärhändler eingeplanten Banken derzeit unter Liquiditätsdruck stehen, kommt Geldmarktfonds eine besondere Rolle zu. Die Cash-Vehikel saßen laut dem Branchenverband ICI zuletzt auf Assets im Rekordvolumen von nahezu 5,5 Bill. Dollar. Um sie aber in den T-Bill-Primärmarkt zu locken, wird der amerikanische Staat laut Analysten wesentlich höhere Zinsen bieten müssen als die Fed im Rahmen ihrer Übernachtfazilität. Im Repo-Programm erhielten Teilnehmer annualisiert zuletzt 5,05%. Die Treasury bot bei den jüngsten Auktionen ein- und zweimonatiger Staatsanleihen Raten von 5,113% bzw. 5,206%.

Analysten warnen davor, dass bei anstehenden T-Bill-Emissionen 6% und mehr fällig werden könnten, um Geldmarktfonds anzuziehen – was die Gefahr neuer Bankturbulenzen erhöhe. Denn wie Bank of America betont, wären damit Renditesprünge von Cash-Vehikeln zu erwarten. Dies wiederum würde die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass Bankkunden erneut in großem Stil Mittel in Geldmarktfonds umschichten. Die Folge eines weiteren Einlagenschwunds, so die Sorge, wären Verwerfungen am Aktienmarkt.

Insofern dämpft die rückläufige Beteiligung an der ON RRP – die Volumina sanken zwischen Mittwoch und Donnerstag vergangener Woche so stark wie seit sechs Monaten nicht – die Befürchtungen vieler Marktbeobachter. Allerdings stufen einige Analysten den Rückgang als kurzfristig ein. Schließlich seien am 15. Juni Zahlungsfristen für Unternehmenssteuern abgelaufen – deshalb hätten viele Firmen Cash aus Geldmarktfonds abgezogen. Hinzu kommt, dass die US-Notenbank neue Zinserhöhungen in Aussicht stellt, was auch die Raten aus der ON RRP anschieben würde. Tatsächlich prallten die Volumina in der Fazilität zu Wochenbeginn auf über 2 Bill. Dollar zurück.

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