Investoren werden pessimistischer
Pessimismus nimmt zu
Fondsmanager sehen in Umfrage der Bank of America zahlreiche Risiken für die Märkte
Der Pessimismus institutioneller Investoren hat zugenommen. Wie der Fondsmanagerumfrage der Bank of America zu entnehmen ist, werden Risiken durch die Notenbankpolitik, den Immobiliensektor in den USA und der EU sowie eine mögliche weitere Intensivierung der geopolitischen Konflikte gesehen.
ku Frankfurt
Internationale Fondsmanager sind wieder deutlich pessimistischer geworden. Dies ist den Ergebnissen der neuesten Fondsmanagerumfrage von Bank of America Securities zu entnehmen. Gemäß der Befragung von insgesamt 295 Teilnehmern, die 736 Mrd. Dollar under Management haben, ist die Cash-Quote im Oktober von 4,9% auf hohe 5,3% gestiegen.
Pessimismus der Teilnehmer herrscht insbesondere hinsichtlich der globalen konjunkturellen Konjunkturentwicklung. So erwarte nun eine deutliche Mehrheit von netto 50% der Befragten, dass sich die Weltwirtschaft in den kommenden zwölf Monaten abschwächt. Zwar geht eine Mehrheit von 64% davon aus, dass eine sanfte Landung der Konjunktur gelingt. Allerdings ist der Anteil der Investoren, der eine harte Landung voraussagt, von 21% im September auf 30% im Oktober gestiegen.
Als größtes Risiko für die Märkte wird von 31% der Teilnehmer genannt, dass die Inflation hoch bleibt und die großen Notenbanken daher auf ihrem Kurs der Leitzinsanhebungen bleiben. Allerdings war der Anteil im Oktober noch spürbar höher. Als zweitgrößtes Risiko wird mit 23% der Nennungen angesehen, dass sich die geopolitischen Konflikte verschärfen. Im September hatten dies nur 14% der Teilnehmer als bedeutendes Risiko gesehen. Als drittgrößtes Risiko gilt eine globale Rezession und eine harte Landung der Weltwirtschaft mit aktuell 21% der Nennungen.
Was die systemischen Gefahren an den Bond- und Credit-Märkten betrifft, wird der Bereich Real Estate in den USA und Europa als der gefährlichste angesehen, was 34% der Teilnehmer so empfinden. Diese Gefahr wird noch größer eingeschätzt als diejenige, die vom chinesischen Immobilienmarkt ausgeht (22%). Als weitere Gefahren, die ein systemisches Credit Event auslösen könnten, werden das amerikanische Schattenbankensystem (21%), amerikanische Staatsanleihen (10%) und japanische Staatsanleihen (5%) erachtet. Damit gelten der Immobiliensektor, aber auch die Vereinigten Staaten als besonders gefahrenträchtig für die Credit-Märkte.
Abschwächung der Dynamik
Allerdings gibt es auch Lichtblicke. So haben sich die Erwartungen der Fondsmanager für die Gewinnperspektiven der weltweiten Unternehmen ein wenig verbessert. Dennoch rechnen netto 37% der Teilnehmer mit einer Abschwächung der Gewinndynamik, verglichen mit 41% im Vormonat. Zudem rechnet nun eine Mehrzahl von netto 14% der Befragten damit, dass sich die chinesische Volkswirtschaft in den kommenden zwölf Monaten besser entwickelt als zuletzt. Allerdings hatten dies unmittelbar nach der Wiedereröffnung der chinesischen Volkswirtschaft nach der Coronavirus-Pandemie netto 78% der Teilnehmer erwartet. Und nur einer von vier Fondsmanagern geht davon aus, dass es in den nächsten 18 Monaten keine Rezession geben wird.
Immerhin rechnen die institutionellen Investoren aber mit einem weiteren Nachlassen der Inflation. 80% erwarten, dass sich in den kommenden zwölf Monaten die globale Inflation auf Ebene der Verbraucherpreise weiter abschwächt. Dementsprechend gehen auch 73% davon aus, dass die kurzfristigen Zinsen in derselben Zeitspanne nachgeben. Drei Viertel der Teilnehmer der Befragung rechnen damit, dass die Zinsstrukturkurve binnen zwölf Monaten steiler wird. Die Rendite zehnjähriger US-Treasuries ist kürzlich auf den höchsten Stand seit 17 Monaten geklettert. Dieser Trend soll sich gemäß den Erwartungen aber nicht fortsetzen: 56% der Manager rechnen damit, dass die Renditen am Bondmarkt über die kommenden zwölf Monate zurückgehen werden. Auf die Frage, ob die amerikanische Notenbank Federal Reserve keine weiteren Zinserhöhungen vornehmen wird, antworteten immerhin 60%, dass dies so sei. Mehr als die Hälfte der Teilnehmer rechnet mit einer ersten Zinssenkung durch die Fed im zweiten Halbjahr 2024.
Als besonders überfüllt gilt die Positionierung, long auf große Technologieaktien zu setzen. Ebenfalls genannt werden Short-Positionen auf chinesische Aktien. Derzeit festzustellen ist eine Rotation der Marktteilnehmer von europäischen zu amerikanischen Aktien. So geben netto 6% an, in Dividendentiteln aus den USA übergewichtet zu sein, während netto 10% in Aktien aus der Alten Welt untergewichtet sind. Japan gilt als attraktiv, mit einer Übergewichtung von netto 16% der Teilnehmer. Was die sektorale Allokation betrifft, so migrieren die Investoren von Konsumgütern des täglichen Gebrauchs, die jetzt zu netto 4% untergewichtet werden, in den Energiesektor mit einer Übergewichtung von aktuell netto 8%. Neben der Energiebranche gelten Rohstoffaktien, aber auch Telekommunikationsunternehmen und der Bereich Rohmaterialien als attraktiv.