Investoren wollen Faktoranlagen erhöhen

Globale Befragung von Invesco: Anwendung nimmt auch bei Anleihen Fahrt auf - BlackRock rät zu Value

Investoren wollen Faktoranlagen erhöhen

wrü Frankfurt – Bei institutionellen Anlegern findet derzeit eine Revolution statt. Denn Investoren legen zunehmend effizient und kostengünstig mittels wertschaffender Faktoren wie Momentum, Quality, Low Volatility, Size oder Value an. Und 97 % dieser Anleger wollen ihre Faktorallokationen in den kommenden zwölf Monaten stabil halten oder ausbauen. Zu diesem Ergebnis kommt die fünfte Global-Factor-Investing-Studie von Invesco, bei der institutionelle und Wholesale-Investoren befragt wurden, die zusammen ein Anlagevermögen von mehr als 25 Bill. Dollar betreuen.Laut der Studie, nach Angaben von Invesco die umfangreichste ihrer Art, wollen mit 47 % vor allem europäische Investoren (aus der Region EMEA) in den kommenden zwölf Monaten ihre Allokation in Faktorinvestments erhöhen. Doch auch in Asien streben 44 % der Anleger größere Investments in Faktoren an. Als Grund für die höheren Allokationen von Faktorinvestments im Vergleich zum Vorjahr nennt Invesco zum einen die zunehmend breiteren Anwendungsbereiche für Faktoransätze, zum Beispiel auch in zusätzlichen Anlageklassen wie Anleihen.Zum anderen berichten rund zwei Drittel der Investoren, dass ihre Faktorallokationen ihre Performanceerwartungen in den zwölf Monaten vor der Befragung erfüllt oder übertroffen hätten. Zwar hat sich im Betrachtungszeitraum der Faktor Value schlechter als der Markt entwickelt. Doch konnten Investoren mit Momentum-, Quality- und Low-Volatility-Strategien derweil Mehrerträge erzielen. “Ganz klar etabliert””Faktorbasiertes Anlegen hat sich ganz klar etabliert und wird von immer mehr Investoren aller Größenordnungen genutzt”, erklärt Georg Elsässer, Senior Portfolio Manager Quantitative Strategies bei Invesco. “Dabei sollte betont werden, dass Faktoranleger langfristig agieren. Sie gehen pragmatisch mit kurzfristiger Volatilität um, weil sie überzeugt sind, dass Faktorprämien langfristig überdurchschnittliche Renditen liefern.”Wie die Studie weiterhin feststellt, ist der Anteil der institutionellen und Wholesale-Investoren, die Faktorstrategien für ihre Anleihenallokation nutzen, so hoch wie nie zuvor. Zwei Fünftel der Befragten nutzen inzwischen faktorbasierte Ansätze auch für Zinsanlagen. Und satte 95 % der Befragten sind von der Eignung des Faktoransatzes für Anleiheninvestments überzeugt. Damit hat sich diese Meinung inzwischen fast komplett durchgesetzt, bei der Befragung 2018 waren nur 59 % der Investoren dieser Ansicht gewesen. “Die Investoren sehen eindeutige Chancen aufgrund der Marktregeln oder -beschränkungen im Anleihebereich”, erklärt Elsässer.Der Einsatz von Faktor-ETFs hat in den vergangenen zwölf Monaten weiter zugenommen. Inzwischen nutzen 60 % der befragten institutionellen und 67 % der Wholesale-Investoren diese Produkte. Wobei besonders nordamerikanische Anleger solche ETFs verwenden. Für Wealth Manager seien ETFs gewöhnlich das Instrument der Wahl, um Faktorengagements umzusetzen: Der durchschnittliche Anteil dieser Produkte liegt hier bei drei Vierteln. Kombination mit ESG84 % der in diesem Jahr in der Studie befragten institutionellen Anleger geben an, ESG-Richtlinien zu haben, und mehr als die Hälfte der Investoren berücksichtigt bereits ESG-Kriterien in ihrem Faktorportfolio oder erwägt dies zumindest. Durch die Kombination von ESG mit Faktoransätzen erhoffen sich die institutionellen Investoren ein besseres Risikomanagement sowie potenzielle ESG-bezogene Mehrerträge. Invesco-Experte Elsässer prognostiziert: “Künftig dürften ETFs auch bei ESG-Anlagen eine wichtige Rolle spielen.”Zu den einzelnen Aktien-Stilfaktoren liegt der Börsen-Zeitung die monatliche Einschätzung von Black-Rock vor. Der Assetmanager hat nämlich ein Modellportfolio entwickelt, das monatlich die aussichtsreichsten Aktienfaktoren anhand der drei Kriterien Konjunkturumfeld, Bewertung und relative Stärke ermittelt. Nach Berechnungen von Black-Rock hat das auf den monatlichen Einschätzungen beruhende Faktorrotationsmodell langfristig signifikant besser abgeschnitten als der Weltaktienindex MSCI World.Aktuell empfiehlt Hamed Mustafa, Leiter Institutional Sales Deutschland im Bereich ETF und Index Investing bei BlackRock, Value-Aktien, also Titel mit niedrigen Kurs-Gewinn- oder Kurs-Buchwert-Verhältnissen, leicht überzugewichten. Die ohnehin günstige Bewertung dieses Faktors sei erneut zurückgegangen. “Darüber hinaus entwickelt sich dieser Faktor am besten bei anziehendem Wirtschaftswachstum, wie wir es derzeit vorfinden”, sagt Mustafa.Bei Minimum-Volatility-Aktien, also Titeln mit relativ geringen Schwankungsbreiten, bleibt Black-Rock leicht untergewichtet. “Denn bei anziehendem Wirtschaftswachstum entwickeln sich Minimum-Volatility-Aktien in der Regel unterdurchschnittlich”, erläutert Mustafa. “Dass die Bewertung, die schon vorher attraktiv war, nochmals zurückgegangen ist, kann dies nicht aufwiegen.” Bei den verbleibenden drei Aktienfaktoren Quality, Momentum und Size rät BlackRock aktuell jeweils zu einer neutralen Gewichtung.