IPO-Markt

IPO-Markt trotzt der Pandemie

Der internationale IPO-Markt hat sich im ersten Quartal 2021 äußerst robust gezeigt und damit der Pandemie getrotzt. Dies ist dem jüngsten IPO-Barometer von EY zu entnehmen. In praktisch allen Weltregionen gab es deutliches Wachstum. Auch der deutsche Markt hat sich positiv entwickelt.

IPO-Markt trotzt der Pandemie

ku Frankfurt

Der internationale Markt für Initial Public Offerings (IPOs) hat im ersten Quartal der anhaltenden Pandemie und den weiterhin erheblichen konjunkturellen Auswirkungen der Seuche getrotzt. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum gab es mit weltweit 391 Unternehmen, die an die Börse gegangen sind, einen Anstieg von satten 68%. Das Emissionsvolumen kletterte sogar um 223% auf 91,8 Mrd. Dollar. Dies ist das Ergebnis des jüngsten IPO-Barometers des Prüfungs- und Beratungsunternehmens EY (vormals Ernst & Young). Das größte Wachstum zeigte sich dabei in Europa. Im Vergleich zum Vorjahresquartal hat sich die Anzahl der Börsengänge von 20 auf 68 vervielfacht. Das Emissionsvolumen nahm sogar von 1,2 Mrd. Dollar auf 20,1 Mrd. Dollar zu.

Wie üblich lag aber erneut China inklusive Hongkong bei der absoluten Anzahl der Börsengänge vorne. Dort wagten 134 Unternehmen den Schritt aufs Parkett, dies waren in den drei Monaten 52% mehr als im Vorjahr. Das Emissionsvolumen legte um 73% auf 22,7 Mrd. Dollar zu, wobei das Volumen damit leicht über demjenigen in Europa lag. In China – an der Börse in Hongkong – fand auch der größte Börsengang des bisherigen Jahresverlaufs statt: Im Februar erlöste dort die Kurzvideoplattform Kuaishou Technology umgerechnet 6,2 Mrd. Dollar. Zweitgrößter Börsengang war die Erstnotiz des südkoreanischen Online-Händlers Coupang mit einem Emissionsvolumen von 4,6 Mrd. Dollar, gefolgt von dem polnischen Paketdienst Inpost mit 3,9 Mrd. Dollar an der Börse von Amsterdam sowie dem IPO der amerikanischen Dating-Plattform Bumble mit 2,5 Mrd. Dollar.

Im ersten Quartal gab es auch in Deutschland einige große Transaktionen. So erlöste der Funkmastenbetreiber Vantage Towers im März 2,3 Mrd. Euro und der Gebrauchtwagenhändler Auto1 im Februar 1,8 Mrd. Euro. Der Finanzplatz Frankfurt belegt damit die Plätze 5 und 6 der weltweiten Rangliste der größten Börsengänge im ersten Quartal. In Europa gab es nur eine einzige Transaktion mit einem höheren Emissionsvolumen als die beiden Deals aus Deutschland: Der polnische Paketdienstleister Inpost erreichte bei seinem Börsengang im Januar in Amsterdam ein Emissionsvolumen von 3,2 Mrd. Euro. In Deutschland gab es mit dem Listing des Rohrleitungsbauers Friedrich Vorwerk mit einem Volumen von 440 Mill. Euro, dem Lakestar Spac 1 mit 270 Mill. Euro sowie an der Börse in München der International School Augsburg mit 2 Mill. Euro weitere Transaktionen.

„Der Börsenplatz Deutschland ist gut ins Jahr gestartet und hat dazu beigetragen, dass Europa insgesamt wieder deutlich an Visibilität gewonnen hat – nur in Großbritannien lag das Emissionsvolumen mit 6,5 Mrd. Dollar höher als in Deutschland“, sagte Martin Steinbach, Partner und Leiter des Bereichs IPO und Listing Services bei EY. Die Pipeline sei gut gefüllt. Für Deutschland rechnet er mit 12 bis 16 Börsengängen im laufenden Jahr. Derzeit sei das Interesse potenzieller Börsenkandidaten sehr groß.

Trotz der Rotation viele Anleger heraus aus den Technologieaktien dominierte dieser Sektor den IPO-Markt­. Nach Berechnungen von EY entfiel jeder vierte Börsengang weltweit auf Unternehmen aus dem Technologiesektor. Beim weltweiten Emissionsvolumen waren es sogar 41%. In der Rangliste der zehn größten Börsengänge befinden sich sechs Technologie-IPOs. Zweitstärkstes Segment war im ersten Quartal der Gesundheitssektor mit einem Anteil von 17% an der weltweiten Transaktionszahl und 13% des Emissionsvolumens. Attraktivität gewonnen hätten auch alternative Wege an die Börse, die eine Kapitalaufnahme und die Aufnahme der Börsennotiz zeitlich voneinander trennten, so EY.

Interesse an Spacs

Dazu zähle auch der Zusammenschluss von Börsenkandidaten mit einer bereits börsennotierten Mantelgesellschaft – genannt Special Purpose Acquisition Company (Spac). Allein im ersten Quartal habe es 267 Spac-Emissionen im Volumen von 83 Mrd. Dollar gegeben. Das sei schon jetzt mehr als im Gesamtjahr 2020, in dem es 255 Emissionen mit einem Volumen von 81,5 Mrd. Dollar gegeben hat. „Bisher sind Spacs weitgehend ein US-Phänomen. Immerhin gab es inzwischen jedoch auch die beiden ersten europäischen Spacs in Amsterdam und Frankfurt“, erläutert Steinbach. Die überwiegende Mehrheit der US-gelisteten Mantelgesellschaften seien nun auf Akquisitionstour auch in Europa und speziell in den Bereichen Technologie, Pharma und Life Science. Die Kassen seien prall gefüllt, so dass mit mehr indirekten Börsengängen in Europa gerechnet werden könne.

Weltweiter IPO-Markt nach Regionen
1. Quartal 20211. Quartal 2020Veränderung (%)
Weltweit
Emissionsvolumen (in Mrd. Dollar)91,828,5223
Zahl der IPOs39123368
Europa   
Emissionsvolumen (in Mrd. Dollar)20,11,21 566
Zahl der IPOs6820240
China (inkl. Hongkong)   
Emissionsvolumen (in Mrd. Dollar)22,713,173
Zahl der IPOs1348852
USA   
Emissionsvolumen (in Mrd. Dollar)377,3407
Zahl der IPOs8224242
Quelle: EYBörsen-Zeitung