IPO-Markt vor spürbarer Belebung
Die Anzahl der Börsengänge ist in den ersten drei Quartalen im Vergleich zum Vorjahr um 17 % eingebrochen. Im Schlussquartal soll die globale Aktivität nun deutlich zunehmen, erwartet Ernst & Young. Die Prognose, dass es in Deutschland im Gesamtjahr zumindest zehn Transaktionen geben wird, traut sich die Beratungsfirma aber nicht.kra Frankfurt – Blickt man allein auf das Emissionsvolumen, fällt die Bilanz für das Geschäft mit Initial Public Offerings (IPO) in Deutschland durchaus ermutigend aus: Seit Jahresbeginn summiert es sich immerhin auf knapp 3,3 Mrd. Dollar, womit 2013 schon jetzt der stärkste Jahrgang seit 2007 ist. Damals lag die Anzahl der Erstemissionen mit 68 allerdings ungleich höher. Im laufenden Jahr sah der deutsche Aktienprimärmarkt erst sechs Transaktionen, wobei lediglich vier davon auch im engeren Sinn als IPO zu werten sind. Der Börsengang der Immobiliengesellschaft LEG ist mit einem Erlös von 1,58 Mrd. Dollar weltweit immer noch die siebtgrößte Transaktion des Jahres.”Im Ausland stößt die insgesamt gute Performance des deutschen IPO-Marktes mit seinen großen Transaktionen auf positive Resonanz”, sagt Martin Steinbach, Leiter des Bereichs IPO and Listing Services bei Ernst & Young. Die Rahmenbedingungen für Börsengänge seien mit hohen Bewertungsniveaus, niedriger Volatilität, einem zunehmenden Investoreninteresse und deutlich verbesserten konjunkturellen Aussichten so gut wie lange nicht mehr. Aber ob es im Gesamtjahr tatsächlich noch zu den anfangs erwarteten zehn Börsengängen kommt, sei noch unklar. Das sei auch davon abhängig, ob sich verkaufswillige Finanzinvestoren für einen Börsengang oder eine Alternative entscheiden, so Steinbach.Weltweit gesehen rechnet die Beratungsgesellschaft indes sehr wohl mit einer Belebung des IPO-Geschäfts. Nachdem die Anzahl der Börsengänge im dritten Quartal im Vergleich zum Vorjahr um 16,2 % auf 160 und das Volumen des dabei eingesammelten Kapitals um 38,3 % auf 18,2 Mrd. Dollar eingebrochen ist, sei im vierten Quartal mit 200 bis 250 Erstemissionen und einem Gesamterlös zwischen 30 und 40 Mrd. Dollar zu rechnen. Damit würde der Markt auf das Niveau des Vorjahreszeitraums zurückkehren.Hauptgrund für die aktuelle Schwäche im IPO-Geschäft ist die in China durch die dortige Börsenaufsicht verordnete Zwangspause. Auf dem chinesischen Festland gab es seit Anfang Juli lediglich neun Deals. In den Vereinigten Staaten glückten zugleich 47 Transaktionen, so dass dort für die ersten neun Monate ein Anstieg von 101 auf 141 Börsengänge zu Buch steht. Der Gesamterlös ging dabei zwar von 37,8 Mrd. auf 32,5 Mrd. Dollar zurück. Allerdings sammelte Facebook im Mai 2012 allein 16 Mrd. Dollar ein. Im dritten Quartal stehen die US-Börsen für einen Erlös von 9,2 Mrd. Dollar, was einem Anteil von 58 % am globalen Volumen entspricht. Sie festigten damit ihre führende Rolle im laufenden Jahr. An der Nasdaq gab es 71 Börsengange, an der Nyse 70. Damit liegen die beiden Handelsplätze vorne. Bei der größten Transaktion im dritten Quartal sammelte Envision Healthcare in New York bei Anlegern 1,1 Mrd. Dollar ein.