IPO-Markt winkt bestes Jahr seit 2007

EY rechnet mit weltweit bis zu 1 700 Börsengängen im Volumen von 200 Mrd. Dollar

IPO-Markt winkt bestes Jahr seit 2007

Das IPO-Jahr hat sich nach Berechnungen von EY bislang sehr positiv entwickelt. Angetrieben wird das Geschehen durch Börsengänge in China und Europa, während die USA noch etwas schwächeln. Deutschland bleibt abgeschlagen.ku Frankfurt – Der weltweite Markt für Initial Public Offerings (IPOs) hat sich im bisherigen Jahresverlauf positiv entwickelt. Nach Einschätzung der Experten von EY (früher Ernst & Young) könnte der laufende Turnus das beste Jahr seit 2007 werden. Weltweit hat es 2017 bislang 1 156 Börsengänge mit einem Emissionsvolumen von 126,9 Mrd. Dollar gegeben. Damit wird das Gesamtjahr 2016 bereits übertroffen. Martin Steinbach, Leiter des Bereichs IPO und Listing Services bei EY, geht davon aus, dass es im Gesamtjahr 1 600 bis 1 700 IPOs mit einem Volumen zwischen 190 und 200 Mrd. Dollar werden. Bedingung dafür sei allerdings, dass Krisen wie derzeit etwa der Nordkorea-Konflikt nicht weiter eskalieren. Boom hält anNach dem starken ersten Halbjahr lagen auch im traditionell ruhigen dritten Quartal die weltweiten IPO-Aktivitäten mit 330 Transaktionen um 21 % über dem gleichen Zeitraum des Vorjahres. Allerdings blieb das Emissionsvolumen mit 37,6 Mrd. Dollar leicht um 0,2 % unter dem Vorjahreswert. Im ersten Halbjahr 2017 war das weltweite Emissionsvolumen noch um 90 % gestiegen – allerdings im Vergleich zu einem ausgesprochen schwachen Vergleichszeitraum.Getragen wird das Wachstum durch das Geschehen in China sowie in Europa. Erneut schwach sieht dagegen der amerikanische IPO-Markt aus. In den Vereinigten Staaten ging das Emissionsvolumen von Juli bis September im Vorjahresvergleich um 51 % auf 3,5 Mrd. Dollar zurück. Die Anzahl der Transaktionen sank um 29 % auf nur noch 27 Deals. Demgegenüber präsentierte sich die Lage in China deutlich vorteilhafter. Hier gab es 144 Börsengänge, fast 50 % mehr als vor einem Jahr. Allerdings bildete sich das Gesamtvolumen der Transaktionen um 42 % auf 11,1 Mrd. Dollar zurück. Trotz des Rückgangs hängt China die USA von den Volumina her also deutlich ab. In Europa einschließlich Großbritanniens war ein um 46 % auf 6,4 Mrd. Dollar gestiegenes Volumen zu beobachten. Trotz Brexit hoben die Volumina am Londoner Markt ab. Sie vervielfachten sich um 350 % auf 1,7 Mrd. Dollar. Kräftige Steigerung in ChinaBlickt man auf die Gesamtbilanz des bisherigen Jahresverlaufs, so haben sich alle drei großen Regionen deutlich verbessert. In China gab es in den ersten neun Monaten einen regelrechten Boom mit einem Anstieg der Anzahl der Deals um 133 % auf 459. Das Emissionsvolumen legte um 24 % auf 36,4 Mrd. Dollar zu. Europa kam auf 168 Transaktionen, ein Wachstum um 24 %, mit einem um 39 % höheren Volumen von 29 Mrd. Dollar. Wegen des schwachen Vergleichszeitraums sahen auch die USA mit einem Anstieg der Transaktionen um 35 % auf 111 Börsengänge und einem Wachstum des Volumens um 89 % auf 26,5 Mrd. Dollar gut aus.”Im bisherigen Jahresverlauf lässt sich ein weiterhin starkes Momentum beobachten. Die Bewertungen an den Börsen sind auf hohem Niveau, zum Teil sogar auf Rekordniveau. Die Gewinnsituation der Unternehmen gerade in Europa hat sich deutlich verbessert, und die Konjunkturaussichten bleiben gut”, so Steinbach. Zudem werde weltweit intensiv an Angeboten für einen besseren Kapitalmarktzugang für kapitalsuchende Unternehmen gearbeitet. Viele Mega-DealsDass es im dritten Quartal weltweit elf Mega-Deals mit einem Volumen von mehr als 1 Mrd. Dollar gegeben hat, wertet EY als ein Zeichen dafür, dass die Zuversicht der Investoren nach wie vor hoch sei. Mit Abstand größte Transaktion war der Börsengang des schweizerischen Messtechnikherstellers Landys + Gyr im Volumen von 2,4 Mrd. Dollar. Zweitgrößter Wert war der Telekommunikationskonzern Netlink aus Singapur, dessen IPO 1,7 Mrd. Dollar einspielte. Platz 3 erklomm der chinesische Online-Versicherer Zhongan (siehe Bericht auf Seite 18) mit einem Transaktionsvolumen von 1,5 Mrd. Dollar.Aus dem Bereich der klassischen Industrieunternehmen gab es im dritten Quartal 70 Börsengänge, damit mehr als aus den Reihen der Technologieunternehmen mit 39 IPOs. Allerdings spielten die Technologiewerte mit 5,9 Mrd. Dollar mehr ein als die Industrieunternehmen mit 4,4 Mrd. Dollar.Auch im deutschen Markt, der freilich immer noch abgeschlagen bleibt, gab es eine gewisse Verbesserung. In den ersten neun Monaten fanden acht Unternehmen ihren Weg aufs Börsenparkett, verglichen mit fünf im Vorjahr. Vier Unternehmen wählten den Prime Standard der Deutschen Börse und drei das neu geschaffene Wachstumssegment Scale. Ein Unternehmen, nämlich die Erfurter X-Fab Silicon Foundries, zog den Börsenplatz Paris Frankfurt vor.Stark gestiegen ist in Deutschland das von den Transaktionen erzielte Emissionsvolumen. Es betrug im bisherigen Jahresverlauf 2,1 Mrd. Euro, gegenüber 321 Mill. Euro im Vorjahr. Großen Anteil daran hat der immerhin knapp 990 Mill. Euro schwere Börsengang des Essenslieferers Delivery Hero. X-Fab Silicon Foundries kam auf immerhin 400 Mill. Euro und der Maschinenbauer Aumann auf 251 Mill. Euro. Im traditionell ruhigen dritten Quartal gab es in Deutschland mit dem Berliner Fintech-Unternehmen Naga Group nur noch eine einzige öffentliche Platzierung. Steinbach ist für den heimischen IPO-Markt aber gleichwohl optimistisch: “Die bislang erfolgreichen IPOs in diesem Jahr machen weiteren Börsenaspiranten Mut und bilden eine gute Basis für ein starkes Schlussquartal.” Die IPO-Pipeline sei voll, und Kandidaten aus verschiedenen Sektoren bereiteten sich derzeit auf den Börsengang vor. Angesichts des aktuell positiven IPO-Sentiments sei die Jahresprognose von zehn bis 15 Transaktionen in Deutschland im laufenden Jahr wahrscheinlich erreichbar.