WERTBERICHTIGT

Irreführende Statistik

Börsen-Zeitung, 22.10.2020 Statistik spielt im Vorlauf der US-Wahlen eine besondere Rolle. Doch während einige Zusammenhänge, etwa dass starke Aktienkursanstiege in den Monaten vor dem Urnengang eine Wiederwahl des Amtsinhabers begünstigen,...

Irreführende Statistik

Statistik spielt im Vorlauf der US-Wahlen eine besondere Rolle. Doch während einige Zusammenhänge, etwa dass starke Aktienkursanstiege in den Monaten vor dem Urnengang eine Wiederwahl des Amtsinhabers begünstigen, plausibel erscheinen, geht bei anderen der Unterschied zwischen Korrelation und Kausalität verloren. So verweisen Analysten darauf, dass sich der S&P 500 unter demokratischen Präsidenten im Durchschnitt besser entwickelt hat als unter republikanischen. Daraus wird dann gefolgert, dass Demokraten prinzipiell besser für die Börsen sind. Ebenso gut ließe sich behaupten, dass die Anbaufläche für Gemüse in Sachsen-Anhalt umso stärker wächst, je schwächer Borussia Dortmund in der Bundesliga abschneidet – zwischen beidem existiert tatsächlich eine hohe Korrelation. Soll sagen: Viele Marktverwerfungen fallen durch Zufall in republikanische Amtszeiten. Herbert Hoover etwa konnte nichts dafür, dass es kurz nach seinem Amtsantritt zum Börsenkrach von 1929 kam. Auch wie sich die Kurse nach der diesjährigen Wahl entwickeln, hängt von weit mehr ab als den politischen Machtverhältnissen. xaw