Italien-Referendum verunsichert Anleger
ku Frankfurt – Die Angst vor einer möglichen Rückkehr der Eurokrise hat zum Wochenauftakt für Zurückhaltung bei den Anlegern am europäischen Aktienmarkt gesorgt. Der Dax gab um 1,1 % auf 10 583 Punkte nach. Der Index fiel damit unter die Marke von 10 600 Punkten. Sein Tagestief verzeichnete er bei 10 555 Punkten. Der Euro Stoxx 50 kam auf ein Minus von ebenfalls 1,1 % und beendete die Börsensitzung mit 3 015 Zählern.Händler verwiesen auf die Volksabstimmung über die geplante italienische Verfassungsreform, die am kommenden Sonntag durchgeführt wird. Dabei will Premierminister Matteo Renzi den Senat weitgehend entmachten, um so weitere Reformen besser durchsetzen zu können. Nach den Umfragen sieht es allerdings für Renzi nicht besonders gut aus. Sollten die Wähler seinen Vorschlag zurückweisen, könnte es auf Neuwahlen hinauslaufen. Noch vor einigen Monaten hatte Renzi für den Fall des Scheiterns seinen Rücktritt in Aussicht gestellt, zuletzt aber davon Abstand genommen. In Neuwahlen hätte die eurokritische Bewegung “Fünf Sterne” die besten Aussichten auf einen Sieg. Dies wiederum könnte für erhebliche Verunsicherung hinsichtlich des italienischen Bankensystems und in der Folge auch für Kreditinstitute aus anderen europäischen Ländern sorgen. Nach Ansicht von Analysten könnte das die aus Anlegersicht wenig erfreuliche Perspektive zur Folge haben, dass der Dax bis zum Referendum in einer Handelsspanne zwischen 10 600 und 10 800 Punkten gefangen ist. Sollte sich Renzi wider Erwarten in der Abstimmung durchsetzen, sei mit einem Ausbruch des Dax nach oben zu rechnen, heißt es.Mit Blick auf die Perspektiven für das Referendum in Italien zeigten sich die Bankentitel schwach. Besonders traf dies Unicredit, die um 4,5 % auf 1,88 Euro nachgaben. Commerzbank büßten 3,1 % auf 6,40 Euro ein und Deutsche Bank 2,5 % auf 14,48 Euro.Der Kurs der italienischen Krisenbank Monte dei Paschi di Siena brach zeitweise um 22 % ein. Aus dem Handel ging der Titel mit einem Abschlag von 13,8 % bei 17,24 Euro. Das Kreditinstitut verweist auf mögliche Belastungen durch Prozesse und Schadenersatzforderungen, bei denen es um eine Summe von mehr als 8 Mrd. Euro gehe. Dies ist dem Prospekt für die geplante Kapitalerhöhung um 5 Mrd. Euro zu entnehmen. Der Kurs der Aktie ist seit Jahresanfang um rund 86 % abgestürzt.Lufthansa sackten um 2,2 % auf 12,35 Euro ab. Der Arbeitskampf mit der Pilotengewerkschaft “Vereinigung Cockpit” eskaliert. Die Airline zieht in der Auseinandersetzung erneut vor Gericht. Beim Arbeitsgericht München scheiterte aber ein Antrag auf eine einstweilige Verfügung gegen den geplanten zweitägigen Streik. Zudem ließ die Fluggesellschaft verlauten, man halte die Lohnforderungen der Pilotengewerkschaft in Teilen für rechtswidrig. Ein kräftiges Minus von 4,4 % auf 36,35 Euro mussten die Titel des Außenwerbungsspezialisten Ströer hinnehmen. Die Investmentbank Oddo Seydler hat die Kaufempfehlung für die Aktie zurückgenommen und stuft das Papier nun mit “Neutral” ein. Als Kursziel hält sie 39 Euro für angemessen.Der Kurs des Immobilienwertes Ado Properties legte um 2 % auf 31,73 Euro zu. Die Analysten des US-Instituts Jefferies haben eine Kaufempfehlung für den Titel ausgesprochen. In Deutschland steige die Nachfrage nach bezahlbarem Wohnraum, während sich die Preisdynamik beschleunige, betonen die Aktienexperten. Demgegenüber seien die Aktienkurse im Wohnimmobiliensektor gegenüber dem Hoch vom August gesunken. Zu ihren “Top Picks” in dem Sektor zählt die Bank auch Deutsche Wohnen (+ 1,4 % auf 29,22 Euro).