Italien steht im Mittelpunkt des Interesses
Von Dieter Kuckelkorn, FrankfurtAlle Blicke am Bondmarkt sind auf Italien gerichtet. Die Ergebnisse der Parlamentswahl am Wochenende geben für die kommenden Wochen die Richtung vor, und am Montag, Dienstag und Donnerstag wird das italienische Schatzamt mit Bonds und Geldmarktpapieren am Markt vorstellig.Von einem Sieg des Mitte-links-Parteienbündnis dürften die italienische Anleihen sowie die Papiere aus anderen EU-Peripheriestaaten profitieren, indem die Spreads gegenüber Bundesanleihen deutlich hereinlaufen, erwarten die meisten Analysten. Es sei eine kräftige Rally an den Peripherie-Bondmärkten zu erwarten, heißt es beispielsweise bei Unicredit. Sollte allerdings die Mitte-links-Mehrheit knapp ausfallen, wird sich die Rally nach Einschätzung der Unicredit deutlich verhaltender abspielen. Ein Sieg des früheren Premiers und Monti-Widersachers Silvio Berlusconi, der in den Umfragen zuletzt Boden gutmachen konnte, würde wohl kräftige Ausweitungen der Peripherie-Spreads zur Folge haben, wird allgemein befürchtet.In diesem Umfeld geht der italienische Staat gleich dreimal an den Markt. Am Montag – also während die Italiener noch an die Wahlurnen gehen – sollen Zerobonds und inflationsgeschützte Papiere unters Investorenvolk gebracht werden. Am Dienstag, also in Kenntnis des Wahlergebnisses, werden dann Geldmarkttitel mit sechs Monaten Laufzeit im geplanten Volumen von 8,75 Mrd. Euro verauktioniert. Der Deal dürfte unabhängig vom Wahlausgang gut laufen, wird am Markt erwartet. Der Neuaufnahme stehen nämlich Rückzahlungen in Höhe von 10,1 Mrd. Euro gegenüber. Zudem, so merken die Experten der Unicredit an, hätten diese Papiere bewiesen, dass sie selbst in einem sehr schwierigen Marktumfeld eine hohe Nachfrage auf sich ziehen können.Am Donnerstag folgt dann der wohl am stärksten beachtete Marktauftritt: Das italienische Schatzamt bringt eine neue zehnjährige Benchmarkanleihe und stockt die fünfjährige Benchmarkanleihe auf.Vor den Wahlen haben die Krisenängste der Anleger wieder deutlich zugelegt, wovon Bundesanleihen als sicherer Hafen profitiert haben. Die Rally der Bundesanleihen ist vor allem durch die zuletzt negativer als erwartet ausgefallenen Konjunktur- und Sentimentindikatoren angefeuert worden. Am Freitag ist die Rendite zweijähriger Bundesanleihen auf den niedrigsten Stand seit sechs Wochen gesunken, wobei sich allerdings auch ausgewirkt hat, dass die vorzeitigen Rückzahlungen des zweiten Dreijahreskrisentenders der Europäischen Zentralbank mit 61,1 Mrd. Euro weniger als halb so hoch waren wie am Markt mit rund 130 Mrd. Euro erwartet. Neue VerunsicherungNach Einschätzung der Analysten der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) ist es vor allem die Zweiteilung der Konjunktursignale aus der Eurozone, die für neue Verunsicherung sorgt. Auf der einen Seite untermauern Indikatoren, dass die deutsche Wirtschaft auf den Wachstumspfad zurückkehren dürfte. Für die restliche Eurozone deuteten die Einkaufsmanagerindizes auf ein zumindest vorläufiges Ende der bisherigen Verbesserungstendenz in den Frühindikatoren hin.Für die neue Handelswoche wird von Seiten der europäischen Staaten mit einem Primärmarktangebot von 12 Mrd. Euro gerechnet. Nach den Schätzungen der LBBW wird dabei auf die neuen zehnjährigen italienischen Titel rund 4 Mrd. Euro entfallen. Im Februar hat sich das Tempo der Primärmarktauftritte spürbar verlangsamt. Nach 94 Mrd. Euro im Januar haben die Staaten im laufenden Monat nach LBBW-Berechnungen bislang 61 Mrd. Euro aufgenommen. Italien werde im Februar für 19 Mrd. Euro gut sein, nach 24 Mrd. Euro im Januar.