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Italiener und Briten sorgen für Unruhe

Euro und Pfund zum Wochenauftakt schwach - Showdown in Haushaltsstreit und Brexit rückt näher

Italiener und Briten sorgen für Unruhe

sts Frankfurt – Der näher rückende Showdown sowohl im italienischen Haushaltsstreit als auch beim Brexit hat zum Wochenbeginn Euro und Pfund unter Druck gesetzt. Profiteur war der Dollar, in der jüngster Zeit wieder stärker als noch vor einem Jahr von Anlegern in Stressphasen als sicherer Hafen am Währungsmarkt angepeilt wird. Der Euro fiel auf 1,1241 Dollar und damit den tiefsten Stand seit Juni 2017.Die wachsende Angst, dass das Vereinigte Königreich wegen der Sturheit der Brexit-Befürworter ohne Abkommen aus der Europäischen Union ausscheidet, drückte das Pfund bis auf 1,2828 Dollar.Im Fall eines No-Deal-Brexit würde allerdings wohl auch die Wirtschaft in der künftigen EU-27 leiden, weshalb die von London ausgehende Unsicherheit sich auf den Euro überträgt. Dieser wird jedoch auch von der Angst einer italienischen Überschuldungskrise belastet.Das hoch verschuldete Italien muss der EU-Kommission bis zum heutigen Dienstag einen überarbeiteten Haushaltsentwurf vorlegen, sonst droht ein Strafverfahren. Die neue Regierung in Rom stößt mit ihren Budgetplänen für 2019 auf großen Widerstand in Brüssel. Das Haushaltsdefizit soll den Plänen zufolge auf 2,4 % der Wirtschaftsleistung steigen, das wäre dreimal so viel wie von der Vorgängerregierung in Aussicht gestellt. Zudem ist die Regierung in Rom deutlich optimistischer für das Wachstum als die Kommission, der zufolge die italienische Neuverschuldung im kommenden Jahr auch 3 % der Wirtschaftleistung erreichen könnte. Dies entspricht zwar dem Maastricht-Vertrag, wegen des bestehenden Schuldenbergs in Italien wird dies jedoch im Hinblick auf dessen Tragfähigkeit als deutlich zu hoch betrachtet. “Der Versuch Roms, mit den gescheiterten Konzepten konsumtiver Natur gegen die Zusagen der Vorgängerregierung und das Regelwerk der Eurozone Zukunft gestalten zu wollen, geht ultimativ nicht nur zulasten Italiens, sondern auch zulasten der anderen Länder der Eurozone”, stellt der Vermögensverwalter Solvecon aus Bremen fest.Das Pfund erwies sich im Handelsverlauf einmal mehr als Spielball der Nachrichten rund um den Brexit. Konjunktur-, Inflations- und Zinserwartungen als typische Treiber von Industrieländerwährungen spielen für das Pfund derzeit kaum eine Rolle. So erholte sich der Kurs am Nachmittag etwas, nachdem EU-Verhandlungschef Michel Barnier angedeutet hatte, ein Austrittsabkommen sei nahezu fertig ausverhandelt. Während Barnier offenbar die EU-27 geschlossen hinter sich hat, wachsen die Zweifel, ob auf britischer Seite ein Austrittsabkommen überhaupt eine Mehrheit findet.Während die Brexit-Hardliner Kompromisse ablehnen und von “Kapitulation” sprechen, wollen pro-europäische Kräfte den EU-Ausstieg verhindern. Die Folge könnte eine Mehrheit gegen die Pläne von Premierministerin Theresa May im Parlament sein. “Es fühlt sich an, als würde der Brexit in die entscheidende Phase treten”, stellt die Deutsche Bank in einem Research-Bericht fest.