Italiens Geldmarktrenditen ziehen kräftig an
kjo Frankfurt – In Italien zeichnet sich nach den Wahlen eine politische Hängepartie ab. Anleger befürchten nun, dass Italien somit von seinem Spar- und Reformkurs abrücken könnte. Darüber hinaus sorgen sich Investoren, dass es aufgrund des befürchteten politischen Stillstands zu einem erneuten stärkeren Aufflammen der Staatsschuldenkrise kommen könnte. Von Italien ausgehend könnte der Funke auch wieder auf Spanien überspringen, so die Furcht. Italien bekam die Sorgen der Investoren gestern direkt zu spüren, und zwar am Primärmarkt.Die Italiener mussten erneut frisches Kapital beschaffen. Es stand abermals ein Auftritt am Geldmarkt an. Über sechsmonatige Papiere sollten 8,75 Mrd. Euro hereingeholt werden – so die Planung der Schuldenmanager des Landes. Denn morgen laufen bei den Italienern Geldmarkttitel im Umfang von 10,2 Mrd. Euro aus. Die Italiener bekamen das geplante Volumen auch zusammen, und zwar exakt 8,75 Mrd. Euro. Sie mussten dafür aber sehr tief in die Tasche greifen. Zu derartig günstigen Konditionen, wie sie noch im Verlauf des Januar galten, war das Geld nicht mehr zu bekommen. Italien zahlte in der Sechsmonatsfrist wieder mehr als 1 %, und zwar 1,237 %. Das war der höchste Satz seit Oktober 2012. Bei der Auktion Ende Januar zahlte Italien für sechsmonatige Papiere dagegen noch eine Rendite von 0,731 %. Seinerzeit wurden 8,5 Mrd. Euro aufgenommen. Das Bid-to-Cover wurde mit 1,44 nach 1,65 bei der Auktion am 29. Januar angegeben.Die gestiegenen Geldmarktsätze interpretierten Marktteilnehmer als direktes Ergebnis der Wahlen. Diese hätten am Markt für eine hohe Unsicherheit gesorgt. Vor diesem Hintergrund war der Anstieg der Renditen für Marktakteure nicht sonderlich überraschend. Marktteilnehmer gehen davon aus, dass es nicht so schnell zu einer Umkehr bei den Renditen kommen wird angesichts der Aussicht auf eine politische Hängepartie. Für manchen Experten war es nicht überraschend, dass die Italiener noch das geplante Volumen zusammenbekamen. Das sei lediglich eine Frage des Preises gewesen. Es wurde auch darauf hingewiesen, dass die Geldmarktpapiere der Italiener vorwiegend von inländischen Adressen – also italienischen Investoren – gekauft werden. Wie sich der Appetit der internationalen Anleger auf Bonds aus Italien nach den Wahlen entwickelt habe, ließe sich erst bei der heutigen Auktion von Anleihen ablesen. Sie sei ein größerer Stimmungstest. Bei der regulären Monatsendauktion will Italien bis zu 6,5 Mrd. Euro aufnehmen, und zwar über zwei Anleihen mit den Laufzeiten 2017 (1,75 bis 2,5 Mrd. Euro) und 2023 (3 bis 4 Mrd. Euro).Der europäische Rettungsfonds EFSF (European Financial Stability Facility) brachte eine dreijährige Anleihe über 3 Mrd. Euro zum Spread von minus 5 Basispunkten. In diesem Spread-Bereich wurde der Titel auch vermarktet. Credit Suisse, J.P. Morgan und Morgan Stanley waren die Leads.