Japans Börse startet Reform
Die Japan Exchange Group leitet ihre angekündigte Neuordnung ein. In einem ersten Schritt wird der Betreiber der Börsen in Tokio und Osaka die Anzahl seiner Marktsegmente von fünf auf drei reduzieren.mf Tokio – Die Tokioter Börse organisiert sich künftig in drei statt fünf Segmenten und unternimmt damit den ersten von zwei Schritten einer schon länger erwarteten Reform. Ab April 2022 gruppiert die Japan Exchange Group (JPX), der Betreiber der Börsen in Tokio und Osaka, ihre 3 800 notierten Unternehmen in die Segmente Premier, Standard und Wachstum. Bisher verteilt JPX die gelisteten Gesellschaften auf eine erste und zweite Sektion, die Mothers-Sparte sowie den Jasdaq Standard und Wachstum.Zum Premier-Segment sollen Unternehmen ab einem handelbaren Börsenwert von 10 Mrd. Yen (82,6 Mill. Euro) und einem durchschnittlichen Handelsvolumen von täglich 20 Mill. Yen (165 000 Euro) gehören. Der Anteil der frei handelbaren Aktien muss über 35 % liegen und das Unternehmen die Prinzipien des Corporate Governance Kodex erfüllen. Außerdem sind ein Mindestgewinn von 2,5 Mrd. Yen (21 Mill. Euro) im Zweijahresschnitt und eine Marktkapitalisierung über 100 Mrd. Yen (826 Mill. Euro) erforderlich. Als Bestandsschutz dürfen Gesellschaften, die diese Kriterien nicht erfüllen, einen Plan vorlegen, wie sie die Bedingungen erreichen wollen. WettbewerbsnachteilDamit wählt der Börsenbetreiber einen typisch japanischen Weg: Eine Änderung wird so umgesetzt, dass sich niemand ausgeschlossen fühlt. Mit diesem Ziel im Hinterkopf hat JPX die Einteilung in drei statt fünf Segmente von der Mitgliedschaft im wichtigsten Börsenindex Topix abgekoppelt. Erst im nächsten Schritt wird die Japan Exchange Group darüber entscheiden, welche Mitglieder des Premier-Segments im neuen Topix vertreten sind. Bei der Auswahl könnte der Börsenbetreiber den Börsenwert und die Liquidität zugrunde legen. Eine Marktkapitalisierung von 100 Mrd. Yen z. B. würde die Anzahl der Topix-Mitglieder um zwei Drittel verringern. Voraussichtlich soll eine externe Kommission über die Auswahl entscheiden, um einen Konsens herbeizuführen.Derzeit setzt sich dieser von institutionellen Investoren in Japan und im Ausland am meisten beachtete Aktienindex aus 2 155 Unternehmen zusammen. Das sind jedoch fast so viele wie an der weit schwergewichtigeren Börse in New York. Zudem sind die notierten Unternehmen im Schnitt nur rund 400 Mill. Euro wert, fünf Mal weniger als in New York. Selbst am Höchststand handelten 30 % der Topix-Mitglieder unter Buchwert. Diese Quote werten Analysten als Indiz dafür, dass die Unternehmen ihre Aktionäre vernachlässigen. In der Folge droht Japan in Zeiten einer hohen Popularität von Indexfondsanlagen im Wettbewerb um ausländisches Kapital zurückzufallen.