Japans Lebensversicherer schichten in Aktien um

Extrem lockere Geldpolitik macht Bonds unattraktiv

Japans Lebensversicherer schichten in Aktien um

mf Tokio – Angesichts sinkender Renditen von Staatsanleihen schichten japanische Lebensversicherer ihr Kapital vermehrt in einheimische Aktien um. Ihre bisherige konservative Anlagepolitik war auf langlaufende japanische Staatsanleihen fokussiert, da auch die Auszahlungen an die Kunden über lange Zeiträume erfolgen. Anders als in der Vergangenheit hat die japanische Notenbank im Zuge ihrer extrem lockeren Geldpolitik jedoch vermehrt langlaufende Anleihen erworben und deren Renditen dadurch stark gedrückt. Damit verfolgte sie das ausdrückliche Ziel, dass Banken und Versicherungen ihre Bestände an Staatsanleihen verkaufen, mehr Kredite vergeben und höher rentierende Anlagen wie Aktien und ausländische Anleihen erwerben.Aber das Kalkül der Notenbank ist nur aufgegangen, weil zur gleichen Zeit japanische Aktien aufgrund steigender Gewinne, höherer Dividenden, Aktienrückkäufen und besserer Corporate Governance als Anlagevehikel erstmals seit langer Zeit attraktiv geworden sind. Durch beide Entwicklungen haben die Versicherer ihre zwei Jahrzehnte alte Scheu vor Aktien verloren. Der Nikkei 225 hatte seit Ende 1989 bis zu seinem Tief über 80 % nachgegeben. Der größte Lebensversicherer, Nippon Life Insurance, kaufte im ersten Geschäftshalbjahr zwischen April und September japanische Aktien für 40 Mrd. Yen (300 Mill. Euro). Mitsui Life, die Nummer 6 der Branche, verkaufte im gleichen Zeitraum 10 Mrd. Yen an japanischen Anleihen und erwarb für mehr als 10 Mrd. Yen japanische Aktien. Auch Sumitomo Life Insurance kaufte im gleichen Umfang einheimische Dividendentitel zu.Nach Angaben des Verbandes der japanischen Lebensversicherer haben ihre Mitglieder in den fünf Jahren zwischen Juni 2010 und Juni 2015 ihre Anlagen von zuletzt 362,3 Bill. Yen (2,7 Bill. Euro) deutlich umgeschichtet. Der Anteil der Anleihen schrumpfte von 52,8 % auf 50,7 %. Zugleich wuchs der Anteil der ausländischen Wertpapiere mit Schwerpunkt Anleihen von 13,5 % auf 20,7 %. Der Aktienanteil legte von 5,4 % auf 6,4 % zu. Anders gesagt: Im internationalen Vergleich halten Japans Lebensversicherer immer noch relativ wenige Aktien.Daraus ergibt sich für den Finanzmarkt die Perspektive, dass die Gesellschaften neben den Pensionskassen in den nächsten Jahren weiter als Käufer auftreten dürften. Analysten zufolge gehörten die Lebensversicherer auch während des Abschwungs zwischen Mitte August und Ende September zu den Nettokäufern an der Tokioter Börse und stabilisierten damit die Kurse, während viele Ausländer verkauften.