Jefferies erwartet höhere Bondrenditen

Investmentbank: Weltwirtschaft robust - Zinspause der Fed bis Jahresmitte - Aktien attraktiv bewertet

Jefferies erwartet höhere Bondrenditen

Jefferies erwartet anziehende Anleiherenditen. Die US-Investmentbank begründet dies mit dem Ende der Anleihekäufe der Notenbanken und einer robusten Verfassung der Weltwirtschaft. Aktien sind ihrer Meinung nach attraktiv bewertet.ck Frankfurt – Nach Einschätzung der US-Investmentbank Jefferies sind die Aussichten für die Weltwirtschaft nicht so schlecht wie an den Finanzmärkten erwartet. Das US-Wachstum sei 2018 auf über 3 % gestiegen und könne ein ähnliches Wachstum auf 2019 schaffen, sagte Ward McCarthy, Chief Economist des Instituts, in einem Pressegespräch in Frankfurt. Voraussetzung sei ein Deal im Handelskonflikt mit China. Es werde vor Ablauf der Frist im März irgendeinen Deal geben, aber nicht den Deal. Denn es gebe nicht genug Zeit, alle Probleme zu regeln. Die Materie sei sehr kompliziert, es gehe neben der Handelsbilanz auch um geistiges Eigentum, die Rechtssysteme beider Länder seien sehr unterschiedlich. Kein RezessionssignalKomme es zum Deal, würde das bestimmte Effekte des Handelskonflikts, inflationsdämpfende Folgen und negative Auswirkungen auf die Investitionstätigkeit, umkehren. McCarthy rechnet ab Mitte des Jahres wieder mit einer Inflationsbeschleunigung. In diesem Umfeld könne und werde die Fed, die ihren Leitzins nun nahe des neutralen Bereichs wähne, eine Zinspause einlegen. Die nächste Anhebung werde nicht vor der Jahresmitte erfolgen.Die an den Aktienmärkten grassierenden Rezessionsbefürchtungen hält McCarthy für übertrieben. In der Vergangenheit habe eine Inversion der Zinskurve eine bevorstehende Rezession angezeigt. Die aktuelle Lage sei aber mit früheren Fällen nicht vergleichbar. In den früheren Fällen habe die Fed die Zinsen aggressiver angehoben, im aktuellen Fall sei die Zinskurve bereits relativ flach gewesen, als die Notenbank begonnen habe, den Leitsatz zu erhöhen. Die Inversion bedeute aktuell nicht, dass eine Rezession bevorstehe. EZB dürfte stillhaltenInvestoren müssten sich überdies von der Vorstellung verabschieden, dass sich der Aktienmarkt nur in eine Richtung bewege. Dieses Denken sei eine Folge des Quantitative Easing (QE). Jetzt gebe es einen Normalisierungsprozess, der für Unruhe an den Aktienmärkten sorge. Die Schwäche im vierten Quartal sei kein Indikator für das, was in der Wirtschaft bevorstehe. Sie würden sich wieder beruhigen, wenn erkennbar werde, dass die US-Wirtschaft gut läuft.Auch von der EZB erwartet Jefferies in den kommenden Monaten ein Stillhalten. Die Notenbank habe die Anleihekäufe eingestellt und müsse nun in den nächsten sechs Monaten nichts tun, sagte David Owen, Chief European Economist der Bank. Die Kerninflation liege derzeit bei 1 %. Allerdings stiegen die Löhne im Euroraum und insbesondere in Deutschland, wo die Arbeitslosenrate bei 3,3% und in einigen Regionen unter 2 % liege, stark an. Die Inflation werde letztlich folgen.Ab Juni, wenn voraussichtlich bekannt werde, wer auf Mario Draghi als EZB-Präsident folge, werde der Markt beginnen, eine erste Zinserhöhung einzupreisen. Im späteren Jahresverlauf könne die Notenbank den Leitzins anheben. Das Ende von QE werde erheblichen Einfluss auf die Kapitalflüsse haben. Wenn zudem die Investoren realisierten, dass sich die Weltwirtschaft in einer guten Verfassung befinde, werde das höhere Anleiherenditen weltweit zur Folge haben. Die laufende Verzinsung der zehnjährigen Treasury (derzeit bei 2,73 %) wird nach Einschätzung von Jefferies im vierten Quartal durchschnittlich bei 3,10 % liegen.Die Aktienmärkte hätten 2018 den Beginn des Wettbewerbs um Kapital erlebt, sagte Sean Darby, Chief Global Equity Strategist. Der Anstieg der T-Bill-Verzinsungen habe die Kapitalkosten für Anlagen etwa in Schwellenländerwährungen oder FAANG-Aktien erhöht. Das Ende der quantitativen Lockerung habe die Verhältnisse für die Aktienmärkte deutlich verändert. Bemerkenswerterweise hätten die Zinserhöhungen in den Schwellenländern keine stärkeren Auswirkungen auf deren Aktienmärkte gehabt. Das zeige, dass die Unternehmen über starke Bilanzen verfügen und hohe Cash-flows generieren. Das gelte auch für die europäischen Unternehmen. Aktien seien nun sehr attraktiv bewertet, vor allem im Vergleich zu Anleihen.