TECHNISCHE ANALYSE

Jetzt muss es gelingen!

Von Stephen Schneider*) Börsen-Zeitung, 15.7.2015 In der zurückliegenden Woche und zum Auftakt der aktuellen Handelswoche wurde der Dax erneut durch die politische Nachrichtenlage rund um die Griechenland-Krise getrieben. In der Kursstruktur des...

Jetzt muss es gelingen!

Von Stephen Schneider*)In der zurückliegenden Woche und zum Auftakt der aktuellen Handelswoche wurde der Dax erneut durch die politische Nachrichtenlage rund um die Griechenland-Krise getrieben. In der Kursstruktur des Index ließen sich aber dennoch einige interessante Hinweise finden, die auf der technischen Betrachtungsweise fußen und vermutlich Auskunft über die weitere Tendenz geben können.In erster Linie fällt auf, dass der Anstieg des deutschen Standardwerteindex von Mitte Oktober bis zum April um 38,2 % korrigiert wurde. Allgemein wird eine solche Korrektur als üblich und damit als gesund angesehen. Mit Blick auf das mittelfristige Geschehen darf der Dax nun nicht mehr unter diese Marke fallen, denn bisher lässt sich die Schwäche der letzten Monate noch als eine Korrektur im übergeordneten Bild interpretieren. Wird das letzte Tief nun nochmals unterschritten, muss eine Baisse konstatiert werden. Index muss Stärke zeigenGanz ohne Wermutstropfen präsentiert sich aber auch das aktuelle Bild noch nicht, denn kurzfristig muss der Dax nun weitere Stärke und damit Anschlussgewinne zeigen. Der (gestrichelte) Trendkanal der zurückliegenden Monate konnte nun (bisher) zwar übertroffen werden, dennoch bleibt ein Rest Skepsis, denn zunächst muss auch die obere Linie der angepassten, kürzeren Bandbreite überwunden werden. Sie verläuft momentan bei 11 500 Punkten und markiert damit das Tageshoch vom Montag. Nun muss ein signifikanter Ausbruch gelingen, damit die Charttechnik ein kurzfristiges Kaufsignal generieren kann, das wiederum positive Auswirkungen auf das mittel- bis langfristige Bild haben dürfte.Sorgen bereitet unterdessen weiterhin die Wall Street. Der Dow Jones Index hatte die Gelegenheit, Terrain wieder gutzumachen. Die Bullen am US-Aktienmarkt ergriffen diese Chance bisher aber nicht. Schlusskurse signifikant über 17 800 Punkten würden das Bild entspannen. Eine Schwäche würde hingegen den übergeordneten Trend und damit auch vermutlich die Aktienmärkte auf dem europäischen Kontinent belasten. Das Indikatorenbild hat sich unterdessen etwas aufgehellt und könnte für eine übergeordnete Wende sorgen, die sich insbesondere im MACD-Histogramm ablesen lässt. Bisher fehlen aber auch hier noch die definitiven Signale. Zudem deutet die Zyklik auf ein uneinheitliches Bild bis Mitte nächster Woche hin. Fazit: Dem deutschen Standardindex muss ein zeitnaher Ausbruch gelingen, da die Gefahr einer mittelfristigen Konsolidierung ansonsten dramatisch ansteigen dürfte. Bund-Future unter DruckIn den letzten Tagen musste der Bund-Future aufgrund der politischen Nachrichtenlage nochmals kräftige Verluste hinnehmen und wurde zeitweise unter die Marke von 150,00 % gedrückt. Mittlerweile hat sich der Rentenkontrakt, der Bundesanleihen mit einer Laufzeit von zehn Jahren abbildet, aber wieder stabilisiert und zeigt vor allem unter charttechnischen Aspekten eine interessante Kursstruktur: Am Montag wurde ein Hammer ausgeprägt, der für anziehende Notierungen sorgen sollte. Die genannte Bestätigung muss in Form einer weißen Kerze vorliegen. Ein Schlusskurs deutlich unter der Eröffnung von Dienstag bei 151,10 % würde das momentan freundliche Bild eintrüben.Daneben zeigt sich auf Basis der genannten Schlusskurse noch ein intakter Aufwärtstrend im (hier nicht dargestellten) Linienchart, denn die wellenförmige Zyklik zeigt ansteigende Hoch- und Tiefpunkte. Unterstellt man ein Anhalten dieser Zyklik, sollten die Notierungen bis Mitte nächster Woche moderat anziehen können. Anschließend können sie zwar wieder über einige Tage nachgeben, dürfen aber keinesfalls unter 150,50 % schließen. Risikofaktor TreasuriesNegativ könnte sich in diesem Zusammenhang die Entwicklung am amerikanischen Rentenmarkt auswirken, denn hier ist die Rendite der zehnjährigen Bonds weiter auf dem Vormarsch. Nach einem Anstieg von 30 Stellen in den letzten drei Handelstagen scheinen die Sätze zwar eine kurze Verschnaufpause einzulegen. Dennoch drängt sich nach einer kurzen Konsolidierung die Möglichkeit einer neuen Elliott-technischen “1” auf. Die Konsequenz wäre ein Ziel von gut 3,00 % mit Blick auf mehrere Monate. Die Indikatoren sprechen unterdessen ebenfalls für einen Aufwärtstrend des Bund-Future. Bei einigen schwachen Sitzungen würde der RSI aber ein Verkaufssignal anzeigen. Fazit: Mit Blick auf die kommenden Wochen scheinen die Bullen trotz eines steinigen Weges die besseren Chancen zu haben. Der Bund-Future darf in den kommenden Sitzungen aber keine deutlichen Verluste mehr zeigen und sollte keinesfalls deutlich unter 150,50 % schließen.—-*) Stephen Schneider ist Analyst bei der WGZ Bank.