Aktienmarkt

Jetzt zählen wieder starke Dividenden

Als die Zinsen stetig gesunken sind, sind Dividendenfonds gegenüber Produkten, die auf Wachstumswerte setzen, ins Hintertreffen geraten. Aufgrund der Zinswende geht es jetzt andersherum.

Jetzt zählen wieder starke Dividenden

Von Werner Rüppel, Frankfurt

Ältere Börsianer kennen das noch aus den Zeiten der Dotcom-Hausse. Solange die Zinsen fallen, laufen am Aktienmarkt vor allem Werte, die künftiges Wachstum versprechen. Das geht dann mitunter bis zu einem Punkt, bei dem es kaum eine Rolle mehr spielt, ob ein Unternehmen überhaupt Gewinne erzielt und wie hoch es bewertet ist. Vor allem das erwartete Wachstum wird vom Markt eingepreist.

Drosseln dann aber die Notenbanken ihr Liquiditätsdoping, wird es für Wachstumswerte schwieriger. Zinsen werden wieder in die Aktienkurse eingepreist, und manch ein gehypter Titel stürzt böse ab, wenn er nicht die erwarteten Zahlen liefert.

All das gilt natürlich auch für in einen Fondsmantel gepackte Aktienprodukte. Bei Technologie- und Wachstumsfonds sowie auch bei einigen Small-Caps-Fonds kam es zuletzt mitunter zu herben Rückschlägen. Gefragt am Aktienmarkt sind jetzt wieder Substanzwerte, die moderat bewertet sind, und auch Aktien, die auf Dauer ansprechende Dividenden an ihre Anteilseigner ausschütten.

Ein Problem bleibt aber: In Euroland gibt es immer noch keine nennenswerten Zinsen, das Niedrigzinsumfeld hat noch Bestand. Bundesanleihen fallen also als Anlagealternative aus, wie auch weitgehend der Sektor der Unternehmensanleihen. Vor diesem Hintergrund sind bei Privatanlegern und auch bei großen institutionellen Investoren ausgewählte Aktien zunehmend gefragt, die regelmäßig ansprechende Dividenden ausschütten. Somit werden Dividendenfonds zunehmend attraktiv.

Schließlich ist die Ausschüttung einer Aktie zu einem Gutteil für die Performance dieser Aktie verantwortlich, dies wird übrigens gelegentlich übersehen, und Dividenden werden bei Performancevergleichen nicht mit eingerechnet. Hinzu kommt, dass viele dividendenstarke Substanzwerte noch relativ moderat bewertet sind, Übertreibungen hat es in den vergangenen Jahren vor allem im Growth-Sektor gegeben. Darüber hinaus wird es laut den Prognosen von Allianz Global Investors und Deka in diesem Jahr Rekordausschüttungen in Europa und für den Dax geben. Schließlich sind die Gewinne 2021, im für die Ausschüttungen maßgeblichen Jahr, deutlich geklettert.

Mehrere Dickschiffe

Natürlich gilt es stets, auf Dividendenfallen aufzupassen. So sind die Titel mit den höchsten Dividendenrenditen in der Regel sehr gefährlich, weil deren Ausschüttungen oft nicht dauerhaft sind. Mitunter sind solche Werte auch schon einmal pleitegegangen. Aktive Fondsmanager wissen natürlich um Dividendenfallen und können diese in aller Regel vermeiden. Sie suchen nach Qualitätsaktien, die eine hohe und stetige Ausschüttung bieten. Besonders beliebt sind Titel, die ihre Dividende von Jahr zu Jahr steigern können. Bei Anlegern sind Dividendenfonds in den vergangenen Jahren zunehmend beliebt. Dazu trägt sicher bei, dass deren Konzept auch wenig mit dem Kapitalmarkt vertrauten Privatinvestoren leicht vermittelt werden kann. Zudem haben die DWS mit dem inzwischen 19 Mrd. Euro schweren Top Dividende und die Deka mit dem 11,7 Mrd. Euro schweren DividendenStrategie echte Dickschiffe im Angebot, die im Vertrieb gut ankommen. Ähnliches gilt für den Fidelity Global Dividend, der inzwischen mehr als 10 Mrd. Euro schwer ist.

Anleger, die auf regelmäßige Ausschüttungen ihres Fonds Wert legen, werden auch bei den Dividendenprodukten fündig. Denn zahlreiche Fonds oder Tranchen dieser Produkte sind mit Ausschüttungen ausgestattet, deren Höhe recht attraktiv ist. Vor allem etliche Privatanleger, insbesondere die früheren Kuponsparer, wissen Ausschüttungen zu schätzen. Aber auch zahlreiche große institutionelle Investoren sind an regelmäßigen Erträgen interessiert, um ihre Verpflichtungsseite abzudecken.

Wie die Tabelle zeigt, haben praktisch alle Dividendenfonds auf Jahresfrist deutlich zugelegt. Auch langfristig, sprich auf Sicht von fünf und zehn Jahren, stimmt die Performance der global anlegenden Produkte. Hingegen haben die allein auf Europa fixierten Dividendenfonds schwächer abgeschnitten, was sich natürlich ändern kann, wenn europäische Aktien wieder aufholen.

Mit ihrem defensiven Charakter und dem Fokus auf solide Substanzwerte sind Dividendenfonds auch in den durch die Zinswende anstehendem schwierigeren Phasen am Aktienmarkt chancenreich. Starke Dividenden sind wieder gefragt.

Ausgewählte Dividendenfonds
AuM (Mill. Euro)Performance p.a. (%)Volatilität3 J. p.a. (%)Lfd. Kosten (%)
NameISIN1 J.5 J.3 J.10 J.
Allianz European Equity Dividend ALU0414045582225414,72,02,55,719,01,83
Blackrock Global Equity Income Fund LU073972183488517,211,06,88,814,51,82
Deka-DividendenStrategie CF ADE000DK2CDS01165217,410,46,49,014,91,46
DJE – Dividende & Substanz PLU0159550150152111,210,87,28,611,61,85
DWS Top Dividende LDDE00098481191904517,78,05,28,212,41,45
Fidelity Global Dividend Fund A (Acc)LU12614317681001311,410,68,012,21,90
Flossbach von Storch – Dividend RLU083156872968119,415,99,813,41,86
J.P. Morgan Global Dividend Fund A (acc)LU032920195772723,317,011,611,315,41,81
Lupus alpha Dividend Champions RDE000A1XDX7940414,912,210,322,01,79
UniGlobal Dividende ALU1570401114136720,011,513,21,50
Quelle: Morningstar, Fondsgesellschaften, Stand: 7.2.2022. AuM = Assets under Management; p.a. = per annumBörsen-Zeitung
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