J.P. Morgan rät, defensiver zu werden
hip London
J.P. Morgans Top-Aktienstratege hat in London ein paar Themen für das kommende Jahr vorgestellt: „Inflation ist immer ein nachlaufender Indikator des Zyklus“, sagte Mislav Matejka, Head of Global Equity Strategy der US-Großbank, vor Journalisten. Sie werde nachlassen. Die Anleiherenditen hätten ihren Höhepunkt bereits im Oktober erreicht. „Seien Sie nicht so ‚short‘ für Wachstum und Technologie“, sagte Matejka. Andererseits könnte es für die zuletzt recht gute Stimmung am Aktienmarkt für konjunkturempfindliche Titel noch etwas zu früh sein. „Wir würden die zyklische Erholung dazu nutzen, etwas Geld vom Tisch zu nehmen, bei Banken einen Teil der Gewinne mitzunehmen, Zykliker zurückzustutzen und defensive Werte zurückzukaufen“, riet Matejka. Es sei besser, jetzt defensiver zu werden. Was Energie- und Bergbauwerte angehe, bleibe er trotz der bereits guten Performance „long“. Es gebe keinerlei Lagerbestände in der Beschaffungskette. Zudem sei die Wiedereröffnung der chinesischen Volkswirtschaft auf kurze Sicht ein wichtiges Thema, unabhängig davon, wie man langfristig darüber denke. „Derzeit fühlt sich jeder wohl damit, strukturell ‚bearish‘ in Sachen China zu sein“, sagte Matejka. Die Gründe lägen auf der Hand: das nachlassende Wachstum, die Abkopplung von der US-Wirtschaft und die Geopolitik. Trotzdem sei die Wiedereröffnung der Volksrepublik der „nächste Trade“ für die kommenden ein, zwei oder drei Quartale.
Der britische Standardwerteindex FTSE 100 biete weiterhin „aufregende Chancen“. Es sei ein Index globaler Unternehmen, der zu einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 9 gehandelt werde. „Da gibt es nicht viel Abwärtspotenzial“, sagte Matejka. Innerhalb der entwickelten Märkte bleibe der FTSE 100 ein „Overweight“ für das kommende Jahr.
Wie Nora Szentivanyi, Global Economist bei J.P. Morgan, ausführte, rechnet die Bank damit, dass die Federal Reserve im Auftaktquartal eine Pause bei den Zinserhöhungen einlegen wird, wenn der Leitzins 5 % erreicht hat. Dann käme es in den USA gegen Ende 2023 zu einer milden Rezession, wenn sich Europa und China bereits wieder auf dem Wege der Erholung befänden. Der Rest der Welt könne dann eine Rezession vermeiden. „Wir denken, dass das Thema starker Dollar 2023 noch nicht vorbei sein wird“, sagte Luis Oganes, Head of Currencies, Commodities & Emerging Markets Research. Es sei möglich, dass die Federal Reserve im Januar zu dem Schluss kommt, dass sie keine guten Argumente für eine Pause hat. Zudem sorge das Deleveraging in den Emerging Markets kurzfristig für eine stärkere Dollarnachfrage, um Kredite abzuzahlen.