J.P. Morgan rät zu High-Yieldern

Assetmanager empfiehlt auch Anleihen der Schwellenländer - Dollar-Korrektur kommt Anfang 2019

J.P. Morgan rät zu High-Yieldern

Die Experten von J.P. Morgan Asset Management tendieren im globalen Fixed-Income-Universum zu US-amerikanischen und europäischen Hochzinsanleihen, Verbriefungen mit kurzer Duration sowie Anleihen der Schwellenländer, die potenzielle Handelskriege und einen starken Dollar bereits einpreisen würden. Für Anfang 2019 erwarten die Strategen eine Korrektur des Dollarkurses.kjo Frankfurt – “Während sich das Jahr 2018 dem Ende zuneigt, ist die ruhige Phase zu Jahresbeginn nur noch eine vage Erinnerung. Zurzeit sehen wir uns mit zahlreichen Divergenzen konfrontiert: beim Wirtschaftswachstum, bei den Zinssätzen, im Handel sowie in der Geld- und Regierungspolitik. Mit diesen Aspekten müssen sich die Anleger nun auseinandersetzen, wenn sie entscheiden, wie sie ihr Kapital verteilen. Auf die Rückendeckung der Zentralbanken können sie dabei aber nicht mehr zählen”, heiß es bei J.P. Morgan Asset Management in einem Fixed-Income-Ausblick für das Jahresschlussquartal. Die quantitative Lockerung (QE) entwickele sich zur quantitativen Straffung (QT), d. h. die enorme Liquidität, die unterschiedslos alle Vermögenspreise beflügelt habe, werde in Zukunft nicht mehr zur Verfügung stehen, um etwaige “Fehlgriffe” zu kaschieren. Das solle nicht heißen, dass es keine Anlagechancen mehr geben werde; es bedeute nur, dass sich die Anleger wieder mehr Mühe geben und genaue Analysen vornehmen müssten, um die Spreu vom Weizen zu trennen, so die Einschätzung der Kapitalmarktexperten. Guter globaler EindruckMan stelle erneut fest, dass die Weltwirtschaft einen guten Eindruck mache. In den USA wachse das Bruttoinlandsprodukt (BIP) nach wie vor um 3 bis 4 %, bei einer gleichzeitig geringen Arbeitslosigkeit und steigenden Löhnen. Dieses Wachstum sei zum großen Teil der Fiskalpolitik zu verdanken, und auch die US-Notenbank (Fed) habe ihr doppeltes Ziel erreicht und könne die Normalisierung ihrer Geldpolitik fortsetzen. “Wir rechnen daher mit einem Leitzins von 3 % und einem weiteren Abbau der Bilanzsumme. Die USA und die Fed stehen aber scheinbar alleine da. Das europäische und chinesische Wachstum hat etwas nachgelassen, und die dortigen Zentralbanken reagieren vorsichtig”, heißt es bei den Assetmanagern weiter. Die Europäische Zentralbank (EZB) habe angedeutet, dass es noch mindestens ein Jahr dauern werde, bis sie das Zinsniveau von derzeit -0,40 % anheben werdet. Die chinesische Zentralbank (People’s Bank of China, PBoC) habe die Zinsen wiederum gesenkt und eine Abwertung der Währung zugelassen, da sie die Auswirkungen des Zollkonflikts mit den USA teilweise ausgleichen möchte. “All dies führte zu einem stärkeren Dollar, der aus unserer Sicht nicht aufrechtzuerhalten ist. Beim Dollar erwarten wir für Anfang 2019 eine Korrektur, wenn das globale Wachstum und die Zinserwartungen sich nicht mehr in unterschiedliche Richtungen entwickeln”, führt man bei J.P. Morgan aus.Abgesehen von den Zöllen bzw. dem Zollstreit sei die Weltwirtschaft in sehr guter Verfassung. Nahezu alle Regionen würden über dem Trendniveau wachsen und die Zentralbanken würde einer merklichen Normalisierung ihrer Geldpolitik zögerlich gegenüberstehen. Bei weiterhin moderater Inflation könnten sie sich vorerst zurückhalten, die Verzerrungen gezielt fortsetzen und mithilfe aufgeblähter Bilanzen und negativer Realzinsen unterstützen. China baut Schulden abIn China sei der geplante Schuldenabbau in vollem Gange und eine Abschwächung der Wachstumsrate (6,5 %) mache sich bereits bemerkbar. “Zwar waren wir uns bewusst, dass die Lockerung der chinesischen Zentralbank und eine schwächere Währung die Auswirkung der Zölle zunächst ausgleichen könnten. Es wäre allerdings etwas viel verlangt, wenn die chinesische Volkswirtschaft Einfuhrzölle auf das gesamte Exportvolumen von etwa 500 Mrd. Dollar oder einen Anstieg der Zölle von 10 % auf 25 % absorbieren soll. Schlimmstenfalls könnte das chinesische BIP-Wachstum auf 4,5 % absinken. Außerdem käme es in den restlichen Schwellenländern zu einem größeren Dominoeffekt”, heißt es bei J.P. Morgan Asset Management. Flache US-Zinskurve im BlickDie Wahrscheinlichkeit einer Rezession sehen die Analysten weiterhin bei 0 %. Fiskalische Anreize in den USA, ein globaler Bankensektor mit guter Kapitalausstattung, die robusten Finanzen der US-Verbraucher und Zentralbanken, die bei der Normalisierung des Systems übervorsichtig seien, würden auf der immer länger werdenden Liste der Gründe stehen, warum man in absehbarer Zeit keine Rezession erwarten sollte. Im Blick haben die Kapitalmarktstrategen unter anderem die Verflachung der US-Renditekurve, die in der Vergangenheit ein guter Indikator für eine bevorstehende Rezession war. “Wir waren der Ansicht, dass die geldpolitischen Verzerrungen in diesem Zyklus eine wesentliche Rolle gespielt und die Abflachung der Kurve verstärkt haben. Es wird sich zeigen, wie sich die Kurve in den kommenden Quartalen entwickelt, wenn die quantitative Lockerung der quantitativen Straffung weicht und der im Rahmen der Steuerreform vorgesehene Anreiz für US-Pläne entfällt, die Beitragszahlungen in ihre Pensionsfonds zu beschleunigen”, heißt es.Auch die Wahrscheinlichkeit einer Krise sehen die Experten weiterhin bei 5 %. Ein potenzieller Handelskrieg, die quantitative Straffung, steigende Zinsen und geopolitische Entwicklungen seien nicht zu unterschätzen. Es sei noch zu früh, gleich die nächste Krise zu befürchten, aber man sollte alle diese Probleme aufmerksam im Auge behalten. “Wir tendieren weiterhin zu Carry- und Kreditanlagen. Wir sind nach wie vor der Meinung, dass die realen Null- bzw. Negativzinsen von Staatsanleihen der Industrieländer die fortwährenden Verzerrungen widerspiegeln, die von den weltweiten Zentralbanken verursacht wurden”, so die Ansicht der Experten.Ihre bevorzugten Anlagen für die kommenden drei bis sechs Monate sind unter anderem Hochzinsanleihen. “Wir favorisieren Hochzinstitel aus den USA und Europa sowie Leveraged Loans. Die Unternehmen zeichnen sich weiterhin durch Umsatzwachstum, Kostendisziplin und steigende Gewinne aus”, so die Einschätzung. Dieser Markt fühle sich zum ersten Mal seit der globalen Finanzkrise wieder normal an. Des Weiteren hat J.P. Morgan Verbriefungen mit kurzer Duration im Blick. “Kurze Duration, Rendite und eine Verbesserung der Bonität sind eine unwiderstehliche Kombination. Zudem ist die finanzielle Situation der US-Verbraucher so robust wie seit über 40 Jahren nicht mehr”, heißt es hierzu. Mehr Staatsbonds im AngebotInvestoren legen die Experten auch Anleihen der Schwellenländer ans Herz. “Die Schwellenländer sind der einzige Markt bzw. Sektor, der eine schmerzhafte Korrektur hinter sich hat. Sowohl potenzielle Handelskriege als auch ein starker US-Dollar scheinen hier bereits voll eingepreist. Es ist Zeit, das Engagement zu erhöhen”, so die Empfehlung. Auf dieses Quartal haben die Marktteilnehmer nach Ansicht der Assetmanager gewartet: Die quantitative Lockerung werde zur quantitativen Straffung, in den USA gebe es mehr fiskalische Anreize, das Angebot an Staatsanleihen nehme rasch zu, der Brexit werde Realität und Handelskriege würden sich abzeichnen. Die Volatilität werde zunehmen.