J.P. Morgan setzt auf Unternehmensbonds

EZB-Kaufprogramm gibt Assetklasse Auftrieb

J.P. Morgan setzt auf Unternehmensbonds

kjo Frankfurt – Das Marktumfeld aus einem moderaten Wirtschaftswachstum und niedriger Inflation hat sich im bisherigen Jahresverlauf als positiv für europäische Unternehmensanleihen höherer Bonität – also mit Investment-Grade-Rating – erwiesen. Zu dieser Einschätzung kommt J.P. Morgan Asset Management. Neben dem vorteilhaften makroökonomischen Umfeld hat insbesondere auch die Ankündigung der Europäischen Zentralbank (EZB) vom März dieses Jahres dieser Assetklasse Auftrieb gegeben: Es wurde beschlossen, das bestehende Kaufprogramm für Staatsanleihen von 60 Mrd. Euro pro Monat auf 80 Mrd. Euro pro Monat auszuweiten und neben Staatsanleihen nun auch Investment-Grade-Unternehmensanleihen (ex Banken) zu erwerben. Als Folge ist die durchschnittliche Rendite inzwischen unter die Marke von 1 % gefallen und rund 10 % des Universums rentieren sogar negativ. Zinserwartungen kollabiertDiese Entwicklung wirft laut J.P. Morgan Asset Management die Frage auf, ob Euro-Investment-Grade-Unternehmensanleihen auf diesem Niveau überhaupt noch attraktiv sind oder ob die Investoren besser nach Alternativen Ausschau halten sollten. Die Assetmanager sind weiterhin positiv für diese Anlageklasse gestimmt, und zwar aus drei Gründen: Erstens hat das Leave-Votum des EU-Referendums in Großbritannien die Sorgen vor negativen Folgen für das Wirtschaftswachstum verstärkt. Als Folge dessen sind die Erwartungen für zukünftige Zinserhöhungen kollabiert, so dass die Durationsrisiken für die nähere Zukunft moderat sind.Zweitens verschiebe sich die Angebots-Nachfrage-Balance mit dem Eintritt der EZB im Unternehmensanleihenmarkt zunehmend zugunsten der Nachfrageseite. Werde das aktuelle Kauftempo beibehalten, dürfte die EZB in zwei Jahren schon rund 10 % aller in Euro notierten Unternehmensanleihen halten. Innerhalb dieses Segments sehen die Experten dabei eine immer größere Kluft in der Wertentwicklung zwischen Anleihen, die von der EZB gekauft werden können, und Anleihen, die für das Kaufprogramm nicht zur Verfügung stehen. Neben der Zentralbank seien jedoch auch die Zuflüsse in die Publikumsfonds seit Februar wieder positiv geworden. Positive NachfrageeffekteDie positiven Nachfrageeffekte würde etwas gebremst durch die steigenden Anleiheemissionen. Zahlreiche Unternehmen würden die niedrigen Zinsen am Anleihenmarkt für günstige Refinanzierungen und Akquisitionen nutzen. Im Finanzsektor erwarten die Experten den stärksten Anstieg im Finanzierungsbedarf, während die Nettoemissionen im Industriesektor sogar negativ werden könnten.Der dritte Grund sei das relativ geringe Kreditrisiko: Die Gewinne der Unternehmen in der Eurozone sollten nach dem Rückgang in den vergangenen 2,5 Jahren in der zweiten Jahreshälfte wieder im niedrigen zweistelligen Bereich ansteigen, wodurch die Schuldendienstfähigkeit weiter gestärkt werde.In Europa sehen die Assetmanager im Gegensatz zu den USA noch nicht den Trend, die niedrigen Anleihenrenditen zu nutzen, um mit zusätzlicher Fremdkapitalaufnahme Aktienrückkäufe zu finanzieren. In der Summe würden die anhaltend niedrigen Zinsen, die Nachfrage von der EZB und Privatanlegern und eine sich verbessernde Gewinnsituation der Unternehmen für Euro-Investment-Grade-Unternehmensanleihen sprechen: Die Anleger werden laut J.P. Morgan Asset Management aktuell mit einem Risikoaufschlag von 1,3 Prozentpunkten gegenüber Staatsanleihen immer noch angemessen kompensiert.