Junk-Bond-Ängste gelten als übertrieben

Pimco stuft Hochzinsanleihen als attraktiv ein

Junk-Bond-Ängste gelten als übertrieben

Bloomberg New York – Ramschanleihen dürften 2015 erstmals seit 2008 wieder ein Verlustjahr erleben, und die Zahl der Emittenten, die in Schwierigkeiten kommen könnten, nimmt zu. Doch Mark Kiesel, Chief Investment Officer für Anleihen weltweit bei der Allianz-Tochter Pacific Investment Management Co (Pimco), findet Hochverzinsliche derzeit so attraktiv wie lange nicht. “Anleihen sind so attraktiv wie seit sechs Jahren nicht mehr, und die am höchsten rentierenden sind ganz besonders verlockend”, sagt Kiesel,Mit diesem Urteil ist er nicht allein. Immer mehr Vermögensverwalter und Wall-Street-Analysten sagen voraus, dass die Turbulenzen am Junk-Bond-Markt dem Optimismus weichen werden, der im Oktober und November an den Aktienmärkten herrschte. Kiesel verweist auf die Stärke der US-Konjunktur. Die Renditen von Ramschanleihen sind so hoch wie seit 2011 nicht mehr. Und abgesehen von dem im Abschwung begriffenen Rohstoffsektor liegt die Ausfallquote nur so halb so hoch wie der historische Durchschnitt.Eine uneingeschränkte Empfehlung für die Anlageklasse will Kiesel damit aber nicht aussprechen. In der Rohstoffbranche dürften die Zahlungsausfälle zunehmen. Doch Investoren wetten darauf, dass das die US-Wirtschaft nicht aus der Bahn werfen wird. Janet Yellen, die Vorsitzende der amerikanischen Notenbank Fed, hält die Konjunktur offenbar für stark genug, um die Zinsen noch in diesem Monat anzuheben. “Die Zinswende der Fed wird nicht das große Marktereignis sein, das viele erwarten”, sagte Kiesel. “Die Wirtschaftsexpansion kann sich fortsetzen, auch wenn die Fed die Zinsen anhebt.” Nicht zuletzt, weil die lockere europäische Geldpolitik von Mario Draghi, Chef der Europäischen Zentralbank (EZB), die Nachfrage nach hochrentierenden Anlagen stützt, so die Ansicht von Kiesel. Er schätzt Anleihen von Unternehmen aus den Branchen Gesundheit, Immobilien und Verbrauchsgüter. Er lässt die Finger von Papieren aus dem Umkreis des Rohstoffsektors.Ramschanleihen haben seit Jahresbeginn Kursverluste von 0,8 % erlitten, doch schaut man genauer hin, so zeigt sich, dass es vor allem die Titel von Unternehmen aus dem Energiebereich sind, die den Durchschnitt mit Verlusten von 11 % nach unten ziehen. Lässt man diese Emittenten außen vor, dann zeigen Daten des Bloomberg Bond Index, dass der Ramschanleihenmarkt um rund 1 % angezogen hat. “Der Markt schüttet das Kind mit dem Bad aus”, sagt James Sarni vom Investment-Manager Payden & Rygel. “Viele Ängste im Bereich Hochverzinsliche sind unbegründet.” Die schwächsten Marktsegmente zu meiden, reicht allerdings möglicherweise nicht aus, um Investoren abzuschirmen, warnt der Anleihenstratege Matthew Mish in einer Studie für Kunden. Er hält es für möglich, dass die Probleme der Ramschanleihen aus der Energiebranche auch den Rest der Anlageklasse erfassen. Zahlung verpasstFür jeden Emittenten von Ramschanleihen, dessen Rating hochgestuft wurde, sind in diesem Jahr zwei andere herabgestuft worden. Eine solche Relation gab es zuletzt 2009, ergibt sich aus Daten, die Bloomberg zusammengestellt hat. Immer mehr Firmen bedienen ihre Anleihen nicht mehr. In der vergangenen Woche verpasste Swift Energy Co. eine fällige Zahlung von 8,9 Mill. Dollar und brachte damit laut S & P die Zahl der Emittenten, die weltweit durch Zahlungsausfälle aufgefallen sind, auf 102. Eine höhere Zahl gab es zuletzt im Jahr 2009. “Die Sektorenauswahl stellt besondere Anforderungen”, schrieb Mish und verwies auf erhöhte Fremdfinanzierung. “Es ist nicht einfach, geschützte Orte zu finden.”Goldman Sachs hält dem entgegen, dass die Weltwirtschaft 2016 um 3,5 % wachsen soll, was Anleiheninvestitionen stützen werde. Goldman-Anleihenstratege Lotfi Karoui räumt ein, dass die Risikoprämien sowohl für Investment-Grade-Anleihen als auch für solche aus dem Ramschbereich sich auf einem Niveau bewegen, das 1990 und 2001 eine Rezession ankündigte. Er vertritt aber die Auffassung, dass die Bond-Investoren in ihrer Beurteilung zu pessimistisch sind. Alles zusammen deutet Scott Minerd, Chief Investment Officer bei Guggenheim Partners, als Kaufsignal für Ramschanleihen. Hochrentierende Bonds “sind gut positioniert für eine florierende Wegstrecke”, schrieb er in einer Studie. “Sobald die Investoren sich darüber im Klaren werden, dass die Fed die Zinsen anhebt, weil die Wirtschaft stark ist, schwindet die Angst vor Zahlungsausfällen, und die Spreads engen sich ein.”