Kapitalabflüsse belasten Schwellenländerwährungen
sts Frankfurt – Die Abkehr vieler Investoren von der Gruppe der Schwellenländer setzt die Währungen der Region unter Druck. Ein von J. P. Morgan berechneter Index für zehn wichtige Emerging-Markets-Währungen fiel zum Wochenauftakt um 1 % auf 68,07 Zähler und hat damit seit Jahresbeginn 15 % an Wert eingebüßt. Der koreanische Won fiel auf ein Fünfjahrestief. Die türkische Lira sackte immer weiter in Richtung der Marke von 3 Lira je Dollar ab.Der Abfluss von Investorengeldern aus den Schwellenländern beträgt nach Berechnungen der niederländischen Fondsgesellschaft NN Investment Partners (NNIP, ehemals ING Investment Management) für die 13 Monate einschließlich Juli 940 Mrd. Dollar und liege damit doppelt so hoch wie während der Finanzkrise 2008/2009. In der vergangenen Woche flossen nach Berechnungen von Unicredit 2,49 Mrd. Dollar aus Schwellenländeranleihefonds ab. Dies sei der stärkste Rückgang seit Januar 2014.”Der anhaltende Fall der Rohstoffpreise und der erwartete Zinsanstieg in den USA lässt erwarten, dass die Kapitalabflüsse nicht bald zum Halten kommen”, schreibt Eberhardt Unger von Fairesearch. “Das impliziert, dass sich der Abwertungsdruck auf die Schwellenländerwährungen nicht schnell abschwächen wird.” Neben den Kapitalabflüssen werden am Markt die von China ausgehenden globalen Konjunktursorgen als Auslöser des Abverkaufs genannt, da die Währungen der Schwellenländer als Risikoanlageklasse gelten. Hinzu kommen politische Risiken, wie Maarten-Jan Bakkum, Schwellenländerexperte bei NNIP, betont. “Korruptionsskandale, Regierungskrisen und zunehmende Repressalien unterminieren die Reformbestrebungen. Und Reformen sind dringend geboten, um die wirtschaftlichen Ungleichgewichte abzubauen, das Investitionsklima zu verbessern und die Weichen für erneutes Wachstum zu stellen.”Besonders unter Druck stand der russische Rubel, der mit einem Schwächeanfall auf den Einbruch des Ölpreises reagierte. Der Kurs fiel auf 71,70 Rubel je Dollar und damit den tiefsten Stand seit Ende Januar.Der Dollar selbst verlor wegen der Erwartung, die US-Zinswende könne sich verzögern. Der Euro erreichte daraufhin mit 1,1715 Dollar den höchsten Stand seit Januar und lag am Abend 1,8 % höher bei 1,1588 Dollar.