AUSBLICK

Kaum Spielraum für höhere Bondrenditen

Am Primärmarkt werden mehr Anleihen getilgt als begeben - Fed-Sitzung steht am Mittwoch an

Kaum Spielraum für höhere Bondrenditen

Von Kai Johannsen, FrankfurtAn den europäischen Anleihemärkten sind die Renditen deutlicher angestiegen. Das betraf unter anderem die Bundesanleihen. Unterschiedliche Faktoren haben dazu beigetragen, aber einiges spricht nun dafür, dass der Aufwärtsbewegung der Sätze auf kurze Sicht erst einmal wieder die Puste ausgeht und die Renditen sogar wieder fallen.Ausgelöst wurde die Aufwärtsbewegung durch die in den vergangenen Tagen immer wieder durch den Markt geisternde Sorge vor einem Tapering, einem langsamen Zurückfahren der Anleihekäufe seitens der Europäischen Zentralbank (EZB). Allerdings scheint dies bei der EZB selbst noch kein Thema zu sein, wie verschiedentlich betont wurde. Die nun wieder höheren Renditen der Anleihen verschaffen der EZB vielmehr Luft für weitere Käufe, da nun wieder mehr Papiere oberhalb des Einlagensatzes von minus 0,40 % liegen, also nicht mehr so tief im Minusbereich. Die EZB hat sich die Vorgabe gemacht, Anleihen nur bis zu einer Rendite von maximal minus 0,40 % zu kaufen. Außerdem steht eher noch eine Ausweitung der Quantitative Easing genannten ultralockeren Geldpolitik der europäischen Währungshüter an. Das bekräftigte in der gerade abgelaufenen Woche noch einmal EZB-Ratsmitglied Ewald Nowotny. Nowotny zufolge will die EZB japanische Verhältnisse mit niedrigem Wachstum und niedriger Inflation verhindern und im Dezember dann eine Entscheidung darüber herbeiführen, wie lange das Kaufprogramm über März 2017 hinaus verlängert werden soll und welche Bonds noch zusätzlich erworben werden sollen. Das sollte tendenziell den Aufwärtsdruck bei den Staatsanleiherenditen bremsen, da die EZB mit noch umfangreicheren Käufen am Markt auftreten wird. Impulse lassen nachEs gibt aber auch Stimmen im Markt, die befürchten, dass diese Kraft nachlassen könnte. So meinen etwa die Zinsexperten aus dem Hause der Commerzbank, dass der Bund-Future zuletzt deshalb eingebrochen war, weil die Aussicht auf eine Verlängerung der EZB-Anleihekäufe keine Impulse mehr setzt. Außerdem würden die Inflationsswaps auf steigende Inflationssorgen hinweisen.Der Aufwärtsdruck der Renditen könnte in der neuen Woche aber auch aus Richtung des Primärmarktes abgebremst werden. Denn in der Eurozone gibt es keinen Angebotsdruck – ganz im Gegenteil: In der neuen Woche werden mehr Anleihen getilgt als neu begeben, wie aus den Analysen der Commerzbank hervorgeht. Zugreifen können die Anleger unter anderem bei der zehnjährigen Anleihe des Bundes, die am Mittwoch um 3 Mrd. Euro aufgestockt wird. Das ist das vorletzte Mal in diesem Jahr. Das letzte Mal in 2016 haben die Anleger am 23. November die Gelegenheit, die Benchmarklaufzeit der Eurozone zu kaufen. In diesem Marktumfeld sollte es bei der Platzierung in der neuen Woche wohl keine Probleme geben. Sowohl am kurzen Ende als auch bei den Langläufern könnten die Renditen also wieder zurückkommen.Der Mittwoch ist aber noch aus einem anderen Grund im Blick der Anleger. Denn es steht die vorletzte Sitzung des Fed-Offenmarktkomitees in diesem Jahr an. Analysten gehen nicht davon aus, dass es kurz vor der US-Präsidentschaftswahl zu einem Zinsschritt kommt, aber die Fed könnte womöglich durchblicken lassen, dass es bei der Sitzung im Dezember zu der nächsten Zinsanhebung kommen könnte.