US-AktienmarktAnalyse von Schroders

Keine Angst vor Allzeithochs am Aktienmarkt

Laut einer Studie von Schroders hat es sich am US-Aktienmarkt nicht gelohnt, nach einem Allzeithoch nervös zu werden und bei Aktien vorerst auszusteigen. Dabeizubleiben ist lukrativer.

Keine Angst vor Allzeithochs am Aktienmarkt

Keine Angst vor Allzeithochs

Schroders-Studie: Langfristig hätte sich ein Ausstieg bei US-Aktien nach einem Hoch nicht gelohnt

wrü Frankfurt

Die US-Börsen sind in den vergangenen Wochen auf Rekordjagd gewesen und haben ein Allzeithoch nach dem anderen erreicht. Angetrieben durch die Kursgewinne von Big Tech und insbesondere von Nvidia hat der S&P 500 Index inzwischen die runde Marke von 5.000 Punkten deutlich übertroffen. Doch auch andere Aktienmärkte haussieren. Der Nikkei hat sein noch aus dem Jahre 1989 datierendes langjähriges Allzeithoch überwunden und der Dax ist inzwischen erstmals über die Marke von 17.500 Punkten geklettert.

Nach dem Erreichen vieler Allzeithochs am US-Aktienmarkt sind viele Anleger nach Meinung von Duncan Lamont, Head of Strategic Research beim Vermögensverwalter Schroders, nun verunsichert und befürchten einen bevorstehenden Absturz. Zudem hätten viele Investoren ihre Anlagen im Jahr 2023 in Bargeld umgeschichtet, da sie von hohen Zinsen angezogen wurden. Der Gedanke, dieses Geld wieder anzulegen, wenn der Aktienmarkt ein Allzeithoch erreicht hat, widerstrebe ihnen. „Aber ist das gerechtfertigt?“, fragt Lamont. „Die Ergebnisse unserer Analyse der Aktienmarktrenditen seit 1926 zeigen eindeutig: Nein.“

Tatsächlich befinde sich der Aktienmarkt nämlich häufiger auf einem Allzeithoch, als man vermuten würde. In den 1.176 Monaten seit Januar 1926 habe der Markt in 354 Monaten davon, also in 30% der Fälle, ein Allzeithoch erreicht.

„Und im Durchschnitt entwickelten sich die Zwölf-Monats-Renditen nach Erreichen eines Allzeithochs besser als zu anderen Zeitpunkten“, analysiert Lamont. „10,3% über der Inflationsrate im Vergleich zu 8,6%, wenn der Markt nicht auf einem Höchststand war.“ Auch die Renditen über einen Zwei- oder Dreijahreshorizont hätten im Durchschnitt besser abgeschnitten.

Die Performance-Unterschiede würden sich sogar im Laufe der Zeit verstärken. „100 Dollar, die im Januar 1926 in den US-Aktienmarkt investiert worden wären, wären Ende 2023 inflationsbereinigt 85.008 Dollar wert, das entspricht einem jährlichen Wachstum von 7,1%“, rechnet der Schroders-Stratege vor. „Im Gegensatz dazu ergibt sich bei einer Anlagestrategie, die jedes Mal, wenn der Markt ein Allzeithoch erreicht, für den nächsten Monat aus dem Markt aussteigt und in Barmittel umschichtet (und immer dann wieder einsteigt, wenn er nicht auf einem Allzeithoch ist), ein Wert von nur 8.790 Dollar.“ Somit würden durch den Wechsel auf Bargeld 90% Wert im Vergleich zur Aktienanlage verloren gehen. Die Wertentwicklung dieses Portfolios betrüge inflationsbereinigt 4,7%.

Die Analyse umfasse rund 100 Jahre, also länger als der Anlagehorizont der meisten Menschen. „Aber selbst bei kürzeren Zeiträumen wären den Anlegern eine Menge potenzielle Erträge entgangen, wenn sie sich in der Hochphase des Marktes zurückgezogen hätten“, stellt Lamont fest. Zum Beispiel wurden aus 100 Dollar, die vor zehn Jahren am US-Aktienmarkt investiert wurden, bei durchgehendem Engagement 237 Dollar; bei der Strategie des Wechsels zum Bargeld nach einem Allzeithoch ergeben sich nur 181 Dollar und somit 23% weniger. Über 20 Jahre fällt der Unterschied noch größer aus: Hier stehen 382 Dollar bei einem durchgehenden Aktienengagement einem Betrag von 255 Dollar für die Strategie des Wechsels zum Bargeld nach einem Allzeithoch gegenüber, der durch den Wechsel verlorene Wert beträgt somit 33%.

„Es ist zwar nicht ungewöhnlich, dass man nervös wird, wenn sich der Aktienmarkt auf einem Allzeithoch befindet, aber die Vergangenheit zeigt, dass es für die Vermögensbildung nicht förderlich gewesen wäre, diesem Gefühl nachzugeben“, folgert Lamont. „Es mag triftige Gründe dafür geben, warum man nicht in Aktien investieren möchte, aber ein Allzeithoch an der Börse sollte keiner davon sein.“

Keine Zeichen von Verlangsamung

Auch Ben Laidler, Marktanalyst bei eToro, rät zu einer nüchternen Analyse der Hausse von Big Tech. „Ein überkaufter Markt mag zwar ein Warnsignal sein, aber er ist keineswegs ein Grund zur Panik“, sagt Laidler. „Tatsächlich kann ein starker Kursanstieg sogar als Bestätigung dienen, solange die Story intakt ist – das heißt, solange die Geschäftsidee und die damit verbundenen Erwartungen weiterhin vielversprechend sind.“

Der KI-Boom zeige keine Anzeichen einer Verlangsamung. Branchenführer wie Nvidia und Microsoft setzten neue Maßstäbe und demonstrierten beeindruckende Ergebnisse sowie das Potenzial für Jahre starken Wachstums. Das spiegele sich auch im Nasdaq wider.

Der US-Aktienmarkt hat zuletzt mehrere Allzeithochs erreicht. Doch ist ein Allzeithoch laut einer Analyse von Schroders kein Grund, aus dem Aktienmarkt auszusteigen. Denn bei Investitionen zum Zeitpunkt eines Allzeithochs erwiesen sich die Renditen als höher im Vergleich zu einem sonstigen Einstiegszeitpunkt.

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