Aktienmärkte

KI treibt Aktienmarkt an

KI hält in den nächsten Jahren in immer mehr Bereichen Einzug. An der Börse wird das schon hoch gelobt, aber es gibt auch ein Rückschlagsrisiko für den Aktienmarkt, da die Tech-Rally den Markt schon erheblich angetrieben hat.

KI treibt Aktienmarkt an

KI treibt Aktienmarkt an

Risiko für einen Rückschlag gestiegen – Glorreiche Sieben im Blick

Künstliche Intelligenz hat die Aktienmärkte jüngst angetrieben. Und damit die Glorreichen Sieben, wozu etwa Alphabet zählt. Nun ist nach Expertenmeinung das Risiko für einen Rückschlag an den Aktienmärkten gestiegen. Das ist auch im Zusammenhang mit dem künftigen Zinsumfeld zu sehen.

kjo Frankfurt

Künstliche Intelligenz (KI) ist in aller Munde. Ob nun bei den Unternehmen, die in diesem Bereich Forschung und Entwicklung betreiben, bei Banken und Assetmanagern, die KI bei Investmentprozessen unterstützend oder gar schon selbständig agierend einsetzen, oder an den Finanzmärkten, an denen das damit verbundene Kurspotenzial für typische KI-Schwergewichte ausgelotet wird. Wahrlich nicht immer sind sich Akteure der KI-Szene und die Vertreter der Old School über die Vorzüge von KI in ihren Tätigkeitsbereichen einig, wie jüngst auch an den enormen Protesten in Hollywood von Schauspielern ablesbar war. Denn auch im Filmgeschäft wird in den kommenden Jahren davon ausgegangen, dass KI zumindest einen Teil der Schauspieler bzw. ihrer Leistung übernehmen könnte und sie damit ins Abseits drängt.

Viel Euphorie

In den vergangenen Monaten war an den Aktienmärkten eine deutliche Aufwärtsbewegung zu beobachten. Die Tech-Rally war für einen guten Teil dieser Performance verantwortlich und zog damit den Gesamtmarkt mit nach oben. Aber daraus leiten sich auch Gefahren für die Aktienmärkte ab. „Die Anleger sollten die Risiken im Auge behalten. Klar ist, dass die kräftige Rally bei US-Technologiewerten stark von der Euphorie im Bereich der KI getrieben wurde. Die Rally wurde zwar zum Ende des zweiten Quartals etwas breiter. Dennoch geht der Löwenanteil der Halbjahresperformance am US-Aktienmarkt auf die ‘Glorreichen Sieben’, sagt Philip Gisdakis, Chief Investment Officer (CIO) Deutschland bei Unicredit Bank. Dazu zählen die sieben US-amerikanischen Technologiegiganten Alphabet, Amazon, Apple, Nvidia, Meta, Microsoft und Tesla. „Aus dieser Konzentration auf wenige US-Aktien, die zwischenzeitlich außergewöhnliche Bewertungsniveaus erreicht haben, resultiert ein Rückschlagsrisiko, falls es zu Enttäuschungen oder Phasen der Unsicherheit kommt“, führt Gisdakis hierzu aus.

| Quelle:

Verständlicherweise sieht auch Gisdakis die Situation an den Aktienmärkten im Gesamtzusammenhang mit der Zinsentwicklung. „Angesichts der optimistischen Konsensuserwartungen, die den aktuellen Entwicklungen an den Aktienmärkten zugrunde liegen, zeigen sich einige Anleger besorgt, dass mögliche Enttäuschungen hinsichtlich der erwarteten Zinssenkungen zu negativen Marktreaktionen führen könnten“, sagt er. Es sei jedoch wichtig zu betonen, dass eine Verschiebung der zu erwartenden Zinssenkungen um einige Monate die Aktienmärkte nicht zwangsläufig belasten müsse. Das eigentliche Risiko bestehe darin, dass sich die Wirtschaft, insbesondere in den USA, stärker abkühle als erwartet und die Fed gezwungen sein könnte, die Zinsen schneller zu senken. „Mit anderen Worten: Es geht weniger um das Timing von Zinssenkungen, sondern um das wirtschaftliche Umfeld, in dem diese stattfinden. Rasche Zinssenkungen aufgrund einer spürbaren Rezession – das sogenannte Hard Landing – in den USA sind auch aus unserer Sicht aber nur ein Risiko- und kein Basisszenario“, sagt Gisdakis.

Gute Datenbasis nötig

Es stellt sich für viele Anleger die Frage, wie sie von KI letzten Endes profitieren können. „In der ersten Reihe stehen diejenigen Unternehmen, die unmittelbar zur Entwicklung und immer breiteren Nutzung künstlicher Intelligenz beitragen“, sagt Jan Viebig, CIO von Oddo BHF. Ohne eine sehr gute Datenbasis gehe nichts. „Die Daten werden benötigt, damit die Maschinen lernen können. Das macht Unternehmen interessant, die über große Datensätze verfügen“, so Viebig. Darüber hinaus seien KI-Anwendungen sehr rechenintensiv. Dazu bedürfe es einer Hardware, die oftmals Milliarden von Parametern anhand von großen Datenmengen optimiere. Entsprechend zentral seien Rechenleistung, Speicherkapazität und High Speed Internet. „Außerdem braucht man die eigentliche KI, den Algorithmus oder das Modell, das mit Daten trainiert und lernt.“ Schätzungen zufolge dürfte der Markt für KI-Software laut Viebig von 340 Mrd. Dollar im Jahr 2021 auf 790 Mrd. Dollar im Jahr 2026 steigen. Das bedeute ein jährliches Wachstum von 18%. Davon dürften laut Viebig auch IT-Dienstleister profitieren, da immer mehr Unternehmen beginnen, Anwendungsmöglichkeiten für KI zu entwickeln.

Höhere Produktivität

Neben den unmittelbar beteiligten Technologieunternehmen dürften zahlreiche andere Unternehmen von der Nutzung künstlicher Intelligenz profitieren. „Der Einsatz von KI wird über die nächsten zehn Jahre zu einer deutlichen Produktivitätssteigerung beitragen und die Entwicklung von Wirtschaft und Gesellschaft über lange Zeit wesentlich prägen. Dies macht KI nach unserer Meinung zu einem Megatrend“, sagt Viebig. Die wirtschaftlichen Chancen und Risiken für die mittelbar betroffenen Unternehmen seien zu diesem frühen Zeitpunkt nur schwer abschätzbar. Sie könnten Gewinner, aber auch Verlierer des technischen Fortschritts sein.

Für ihn stehen Firmen im Vordergrund, die unmittelbar von der wachsenden Verbreitung von KI profitieren, da sie über große Datenmengen oder effiziente KI-Algorithmen verfügen oder die Hardware, insbesondere Halbleiter herstellen, die man zur Optimierung der neuronalen Netze benötigt. „Wir meiden weiterhin spekulative Adressen, deren Bewertung sich allein auf große Hoffnungen stützt“, so Viebig. Er fühlt sich wohl mit Namen wie ASML, TSMC, Samsung, Microsoft, Alphabet und Synopsis.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.