Bundesbank-Studie

Klimaschutz als Kurskiller

Die Deutsche Bundesbank hat mögliche Folgen einer Net-Zero-Klimastrategie auf den Börsenwert von Unternehmen analysiert. In der Untersuchung werden 5.285 Aktiengesellschaften weltweit betrachtet.

Klimaschutz als Kurskiller

wbr Frankfurt

Die Deutsche Bundesbank hat in einer Studie mögliche Folgen einer Net-Zero-Klimastrategie für den Börsenwert von Unternehmen analysiert. In der Untersuchung werden 5285 Aktiengesellschaften weltweit betrachtet, die zusammen mehr als die Hälfte der globalen Aktienmarktkapitalisierung auf sich vereinen. Ermittelt wird, wie sich die Bewertung von Aktiengesellschaften verändern könnte, wenn die Marktteilnehmer künftig ein pariskonformes Klimaszenario (Erderwärmung 1,5 Grad) verfolgen – im Vergleich zur Umsetzung nationaler Klimaschutzzusagen (vergleichbar mit einer Erderwärmung von 2,4 Grad).

Das Ergebnis der Bundesbank-Studie: In den meisten Fällen halten sich die Auswirkungen auf die Marktkapitalisierung in Grenzen, doch in einigen Fällen sei mit drastischen Kursverlusten zu rechnen. „Gut ein Zehntel der Kapitalisierung (4,7 Bill. Euro oder 15% aller Unternehmen) erleidet Verluste über 50% des Unternehmenswertes“, heißt es. 78% der Aktienmarktkapitalisierung blieben von emissionsbezogenen Verlusten von mehr als 4% verschont. Die Werte gelten unter der Annahme, dass die Unternehmen die Mehrkosten für die Emissionsreduzierung nicht an die Kunden überwälzen könnten. Bei der Vermutung einer 80-prozentigen Kostenüberwälzung wären nach der Simulationsrechnung nur 7% aller Unternehmen mit Verlusten von mehr als der Hälfte des Unternehmenswertes betroffen.

Das potenzielle Kursverlustrisiko ist nach den Berechnungen der Bundesbank am höchsten in den Sektoren Fluggesellschaften, Zementindustrie und Stahlindustrie. Vergleichsweise gering wären die potenziellen Einbußen hinsichtlich Marktkapitalisierung dagegen in der Automobilindustrie, im verarbeitenden Gewerbe, bei Dienstleistungen sowie im Bau und Anlagenbau.

Der für die meisten Unternehmen bedeutsamste Faktor ist der CO2-Preis in der jeweiligen Region. „Er dürfte Dreh- und Angelpunkt eines klimaverträglichen Strukturwandels sein“, schreibt die Bundesbank. Der globale CO2-Durchschnittspreis werde im Szenario „Net Zero 2050“ zwischen 2020 und 2025 stark steigen und 2030 vermutlich auf mehr als 600 Dollar pro Tonne klettern. Zum Vergleich: Derzeit liegt der Preis in der EU bei 85 Euro.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.