Koalitionsstreit vermiest Dax den 30. Geburtstag
kjo Frankfurt – Die Regierungskrise in Berlin hat dem Dax gestern die Geburtstagsstimmung vermiest. Der deutsche Leitindex, der am 1. Juli 1988 erstmals berechnet wurde, feierte gestern sein 30-jähriges Bestehen. Die Koalitionskrise, aber auch der Handelsstreit mit den USA sowie die Sorge der Marktteilnehmer vor einem Abflauen der internationalen Konjunkturentwicklung ließen das deutsche Börsenbarometer im Verlauf des Handels bis auf 12 133 Zähler abrutschen. Später konnte der Dax seine Verluste aber etwas eingrenzen. Der Leitindex schloss bei 12 238 Punkten mit einem Abschlag von 0,6 %. Der Euro Stoxx 50 gab um 0,7 % auf 3 372 Zähler nach. Konjunktur flaut abIm Streit über die Flüchtlingspolitik wollten die Spitzen von CDU und CSU noch am gestrigen Montag einen möglicherweise letzten Einigungsversuch unternehmen. Sollte es dabei zu keiner Einigung kommen, könnten die Märkte auch durchgerüttelt werden, befürchteten Teilnehmer. Der Dax könnte dann schnell unter die Marke von 12 000 Punkten rutschen. Die Flucht in Sicherheit, die gestern bereits die Bundesanleihen weiter unterstützte, könnte damit noch zunehmen. Über den Märkten schwebte zudem noch die Drohung von US-Präsident Donald Trump, auf Autos und Zulieferteile Zölle zu erheben. Investoren befürchteten, dass die höheren Abgaben dann auch auf die Gewinne der Unternehmen durchschlagen könnten. Neue Daten aus dem Euroraum zeigten zudem, dass die Industrie hierzulande an Schwung verliert. Der Einkaufsmanagerindex für die Eurozone sank im Juni um 0,6 auf 54,9 Zähler. Das Barometer für die Industrie in Deutschland fiel auf 55,9 von 56,9 Zählern und damit auf den tiefsten Stand seit eineinhalb Jahren.Auf den Verkaufslisten fanden sich Thyssenkrupp wieder. Die Aktie verlor 1 % auf 20,62 Euro. Marktteilnehmer reagierten enttäuscht auf das Sparziel von 400 bis 500 Mill. Euro, das sich aus der Stahlfusion mit dem indischen Rivalen Tata Steel ergeben soll. Erwartet wurden Synergieeffekte von 600 Mill. Euro. Airbus wird gemiedenNicht gefragt war auch die Aktie von Airbus, die um 2,5 % auf 97,71 Euro abrutschte. Es gab Berichte über verzögerte Auslieferungen des Kurzstreckenflugzeugs A320neo, die Anleger verunsicherten. Den Berichten zufolge wird Airbus sein Ziel, in diesem Jahr 210 Flugzeuge des Typs A320neo mit Triebwerken von Pratt & Whitney auszuliefern, um 30 bis 40 Maschinen verfehlen.Erneut aus den Portfolios flogen die Aktien von Fielmann, die um 3 % auf 57,55 Euro fielen. Nach enttäuschenden Bilanzdaten senkten Analysten den Daumen für die Aktie der Optikerkette. Begehrt waren die Titel von Ceconomy, die 8,6 % auf 7,75 Euro zulegen konnten. Der Eigentümer der Elektronikhandelsketten Mediamarkt und Saturn bekommt eine 277 Mill. Euro schwere Kapitalspritze von seinem Vertriebspartner Freenet. Der Mobilfunkkonzern zahlte für die im Rahmen einer Kapitalerhöhung ausgegebenen 32,6 Millionen Aktien je 8,50 Euro. Das waren 19 % mehr als am Freitag.—– Bericht Seite 3