König Dollar regiert

Steigende Zinsen und hausgemachte Probleme bei Euro und Pfund treiben US-Währung an

König Dollar regiert

Von Stefan Schaaf, FrankfurtAuch der Schwarm kann sich täuschen. Oder in der Sprache des Kapitalmarktes: Der Marktkonsens für den Euro-Dollar-Kurs ist im Jahr 2018 deutlich verfehlt worden. Bei 1,22 Dollar sollte der Euro zum Jahresende liegen, so der vor rund zwölf Monaten erhobene Reuters-Konsens (Median). Das hätte eine Aufwertung des Euro um 1,7 % zum Dollar bedeutet.Doch es kam ganz anders. Obwohl die Gemeinschaftswährung im Februar über 1,25 Dollar handelte, wertete sie im abgelaufenen Jahr um 4,5 % gegenüber dem Dollar ab und beendete 2018 mit Kursen um 1,1450 Dollar. Von den 13 von der Börsen-Zeitung vor einem Jahr betrachteten Banken lag die BayernLB mit einer Prognose von 1,13 Dollar am nächsten an dieser Marke. Auch Commerzbank und LBBW mit 1,12 Dollar bzw. Morgan Stanley mit 1,17 Dollar schlugen sich gut.Der Tiefpunkt im Euro-Dollar-Kurs war am 12. November bei 1,1216 Dollar. Der Euro ist jedoch nicht allein, denn seine Abwertung ist auch ein Spiegelbild einer breiten Dollar-Aufwertung. Zahlreiche Marktteilnehmer beschreiben 2018 mit den Worten: König Dollar regiert.Die Weltleitwährung, die noch immer unangefochten als Reserve-, Finanzierungs- und Transaktionswährung dient, hat 2018 in großer Breite an Wert gewonnen. Der Dollar-Index, der den Wert des Greenback gegenüber sechs anderen Industrieländern abbildet, notierte am Jahresende bei 96,3 Punkten und ist damit im laufenden Jahr um 4,6 % geklettert. Vier Erhöhungen der FedAls Hauptgrund für die Dollar-Rally in den zurückliegenden Monaten wird insbesondere die Geldpolitik der Federal Reserve genannt. Während andere Notenbanken nur sehr zögerlich an eine Straffung gingen – die EZB hat immerhin ihre Anleihekäufe beendet -, hat die Fed viermal die Leitzinsen um jeweils 25 Basispunkte angehoben. Die Fed Funds Rate geht mit einer Spanne von 2,25 bis 2,5 % ins neue Jahr, womit Dollar-Anlagen deutlich an Attraktivität gewonnen haben. Die steigenden US-Zinsen sind einerseits Ausdruck eines robusten Wirtschaftsaufschwungs, der andererseits aber auch mittels Steuersenkungen für Unternehmen und Wohlhabende auf Pump erkauft wurde. Und der inflationär wirkt angesichts der ausufernden Staatsverschuldung der Vereinigten Staaten. Es dürfte also fraglich sein, ob sich die Dollar-Rally fortsetzen wird.Im abgelaufenen Jahr richtete sich der Blick der Märkte allerdings vor allem auf die Zinsen und das Wachstum – und weniger auf dessen Nachhaltigkeit. Darunter litten insbesondre auch Anlagen in Schwellenländern. Ein von MSCI berechneter Index für Schwellenländerwährungen gab 2018 um rund 4 % nach.Bemerkenswert war übrigens, dass der Dollar im Jahresverlauf teils in Phasen mit hoher Risikoneigung wie auch in Phasen der Risikoaversion aufwerten konnte. Im Jahr 2017 war der Greenback als Hochzinswährung noch eindeutig in enger Korrelation mit Risiko gehandelt worden. Für diese Verschiebung könnte der Euro verantwortlich sein. Dieser wurde im zurückliegenden Jahr, dem 20. seines Bestehens, teils wieder mit starken Risikoabschlägen gehandelt. Grund dafür war die Wahl einer populistischen Regierung in Rom, welche die Schuldentragfähigkeit des Landes wie auch seine Mitgliedschaft in der Währungsunion in Zweifel zieht. Dieses Risiko scheint gebannt zu sein. Allerdings war für den Euro nicht alles grau im Jahr 2018, insbesondere gegenüber den Währungen wichtiger Handelspartner wie Schweden, Norwegen und dem Vereinigten Königreich legte er zu. Deren Währungen gaben um 4,6 %, 1,8 % bzw. 1,7 % nach. Doch die Unsicherheit forderte ihren Preis, gegenüber den sicheren Häfen Yen und Franken gab der Euro nach.