TECHNISCHE ANALYSE

Korrektur des Dax vor dem Abschluss

Von Arne Franke*) Börsen-Zeitung, 24.10.2018 Mit der zu Beginn dieser Woche gestarteten Abwärtsbewegung im Deutschen Aktienindex Dax stellt sich für viele Investoren die Frage, ob sich nach der Stabilisierung zur Monatsmitte gerade eine neue...

Korrektur des Dax vor dem Abschluss

Von Arne Franke*)Mit der zu Beginn dieser Woche gestarteten Abwärtsbewegung im Deutschen Aktienindex Dax stellt sich für viele Investoren die Frage, ob sich nach der Stabilisierung zur Monatsmitte gerade eine neue Abwärtsbewegung etabliert. Grund genug für einen ausführlichen Blick durch die charttechnische Brille.Nach dem Allzeithoch bei 13 596 Punkten im Januar dieses Jahres ging der Dax in eine deutliche Korrekturbewegung über und verlor in der Spitze mehr als 15 %. Im Zuge der ersten Abwärtsbewegung, die von Ende Januar bis Ende April verlief, testete der Index das Korrekturtief aus dem Spätsommer 2017 bei ca. 11 700 Punkten und konnte diese wichtige charttechnische Marke verteidigen. Somit wurde seinerzeit in letzter Sekunde verhindert, dass der deutsche Aktienindex sein letztes markantes Tief bricht und damit nach Dow-Theorie eine obere Umkehrformation abschließt. Die damalige Schwäche der Bären konnten die Bullen für einen deutlichen Konter nutzen und den Index daraufhin wieder deutlich nach Norden treiben. Doppeltop ausgebildet Innerhalb dieser Ende März gestarteten Aufwärtsbewegung konnte im zweiten Anlauf sogar der bei vielen Investoren stark beachtete gleitende Durchschnitt in Form der 200-Tage-Linie nach kurzer Konsolidierung überwunden werden. Somit hellte sich das mittelfristige charttechnische Bild wieder leicht auf, was zu weiteren Kurssteigerungen führte. Im Bereich von 13 155 Punkten, welcher in Form des 76,4-Retracement einem typischen Ziel einer größeren korrektiven Gegenbewegung nach der Elliot-Wave-Theorie entspricht, kam der Dax ins Stocken und bildete ein Doppeltop aus. Die Struktur der vorangegangenen Erholungsbewegung spricht aus analytischen Gesichtspunkten für den Abschluss einer Welle B größerer Ordnung. Im Anschluss bildete sich ein neuer Abwärtstrend aus, welcher bis zum heutigen Tage Bestand hat. TrendbeschleunigungAnfang Oktober kam es im Zuge dieser Bewegung zu Brüchen wichtiger mittelfristiger charttechnischer Marken, was zu einer Trendbeschleunigung führte. Dabei wurde zunächst im Bereich von 11 900 Punkten der seit 2009 bestehende Aufwärtstrend gebrochen. Im weiteren Verlauf dann auch die wichtige horizontale Unterstützung bei ca. 11 700 Punkten, wodurch die oben beschriebene Umkehrformation nach der Dow-Theorie komplettiert wurde. Noch schlimmer für die Bullen wiegt jedoch, dass mit diesem Bruch zudem eine große Schulter-Kopf-Schulter-Formation aktiviert wurde. Dieser Umstand wird sich für den Dax sehr wahrscheinlich auf mittelfristiger Sicht zum echten Problem erweisen. Index stark überverkauftKurzfristig scheint das Schlimmste aber wohl vorerst vorüber zu sein. Denn zum einen ist der Markt aktuell sehr stark überverkauft und zum anderen werden erste bullische Divergenzen auf der Tagesebene sichtbar. Beispielsweise wurde das gestrige Tief nicht mehr von Seiten des RSI bestätigt. Diese Divergenzen passen zur Ausbildung einer idealtypischen 5-welligen Abwärtsbewegung, die der Dax von seinem letzten Hoch Mitte September ausgebildet hat. Daher ist es wohl auch kein Zufall, dass mit dem gestrigen Tief am 2018er Abwärtstrend ein erster Stabilisierungsversuch einsetzte. Der zuvor erfolgte Fall aus dem Abwärtstrend der Welle B führte gestern zu einer gewissen Panik am Markt, welche für die Ausbildung wichtiger Marktwendepunkte typisch ist. Unterstützt wird die These einer zeitnahen Bodenbildung noch durch die in der Regel saisonal gute zweite Hälfte des vierten Quartals an den globalen Aktienmärkten.Ein weiterer positiver Aspekt kommt von Seiten der Fibonacci – Retracements. Zum einen verläuft im Bereich von 11 235 Punkten das 23,6-Retracement des gesamten 2009er Bullenmarkts, und zum anderen bei 11 160 Punkten das 50er Retracement der 2016er Aufwärtsbewegung, die dem deutschen Aktienindex in den kommenden Handelstagen Unterstützung bieten sollten. Zyklische Sektoren belastenZu den großen Belastungsfaktoren für den deutschen Aktienmarkt in den vergangenen Wochen zählten die zyklischen Sektoren wie Autos, Chemie und Industrie. Wie der Dax bilden auch diese Sektoren aktuell die Welle 5 innerhalb der letzten Korrekturwelle von Mitte September aus, was für eine Finalisierung der Abwärtsbewegung spricht. Darüber hinaus bilden eine Vielzahl dieser europäischen Subindizes mit dem gestrigen Tag synchron zum Dax bullische Divergenzen aus und bestätigen damit die letzten Verlaufstiefs nicht mehr. Solche Divergenzen waren in der Vergangenheit auch hier ein sehr zuverlässiger Indikator für einen bevorstehenden Trendwechsel. Mit der hohen Gewichtung dieser Sektoren im Dax sollten es genau diese Sektoren in den kommenden Wochen sein, die Grundlage für eine deutliche Gegenbewegung zur Oberseite sind. Long-Positionen aufbauen Unterm Strich sollten Investoren also die gegenwärtige Schwäche in den kommenden Tagen für den Aufbau von Long-Positionen nutzen und von einem deutlichen Kursanstieg Richtung Jahresende ausgehen.—-*) Arne Franke ist technischer Analyst bei Global Macro Cycle Partners.